Holländische Schule, 17. Jahrhundert
Allegorie des Zwölfjährigen Waffenstillstands,
Öl auf Holz, 48 x 117 cm, gerahmt
Bei der vorliegenden Tafel handelt es sich um eine unvollendete Version von unbekannter Hand der Urfassung von Adriaen Pietersz. van de Venne (1589–1662) mit dem Titel Die Allegorie des Zwölfjährigen Waffenstillstandes, der im Musée du Louvre in Paris aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 1924).
Anstatt die Kompromisse und konfessionellen Differenzen darzustellen, die für den zwischen der frischgebackenen holländischen Republik und dem Habsburgerreich geschlossenen Waffenstillstand charakteristisch sind, scheinen das Original und das vorliegende Werk eine reservierte Feier darzustellen, die vielmehr dem Akt des Waffenstillstands an sich galt als der Errichtung eines Vertrags mit den autokratischen Südlichen Niederlanden. Tatsächlich erscheinen die Regenten der Südlichen Niederlande, Isabella und Erzherzog Albert VII., auf der linken Seite der Komposition selbst aus heutiger Sicht leicht schurkisch; neben ihnen steht ihr grimmig dreinblickender General Spinola und ihr persönlicher Vertreter päpstlicher Tyrannei, ihr Beichtvater Neyen. Im Gegensatz zu dieser gegenreformatorischen Kabale stehen die für die Freiheit kämpfenden Helden der Holländer, die Prinzen Moritz und Friedrich Heinrich, aufrecht und stolz da, ihre majestätischen, aber zurückhaltenden Kostüme rare Farbtupfer vor den Reihen der schwarz gekleideten Calvinisten dahinter.
Van de Venne spielte eine wichtige Rolle im Kunstbetrieb der Nördlichen Niederlande des frühen 17. Jahrhunderts. Er war besonders dafür bekannt, dass er die reiche Tradition des humanistischen Interesses an Volksbräuchen weiterentwickelte, wie es vor allem auch in den Werken von Pieter Brueghel dem Älteren und seinen Nachfolgern zum Ausdruck kommt. Dieses geht zurück auf Erasmus von Rotterdam und sein Werk Lof der Zotheid (Lob der Torheit) von 1511, das von Hans Holbein illustriert wurde. Das vorliegende Werk mit seiner geistreichen Reflexion über die politischen Realitäten der Gegenwart erinnert auch an Van de Vennes Meisterwerk Die Seelenfischerei von 1614, das im Rijksmuseum in Amsterdam aufbewahrt wird.
Bei der schwarz gekleideten Figur, die im Original wie im vorliegenden Bild die zweite von rechts ist, handelt es sich laut Laurens Bol um ein Selbstporträt des Künstlers (siehe L. Bol, Adriaen Pietersz Van De Venne. Painter and Draughtsman, Den Haag 1989, S. 38f. und 41–43).
Experte: Damian Brenninkmeyer
Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
25.10.2023 - 18:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 26.000,-
- Schätzwert:
-
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-
Holländische Schule, 17. Jahrhundert
Allegorie des Zwölfjährigen Waffenstillstands,
Öl auf Holz, 48 x 117 cm, gerahmt
Bei der vorliegenden Tafel handelt es sich um eine unvollendete Version von unbekannter Hand der Urfassung von Adriaen Pietersz. van de Venne (1589–1662) mit dem Titel Die Allegorie des Zwölfjährigen Waffenstillstandes, der im Musée du Louvre in Paris aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 1924).
Anstatt die Kompromisse und konfessionellen Differenzen darzustellen, die für den zwischen der frischgebackenen holländischen Republik und dem Habsburgerreich geschlossenen Waffenstillstand charakteristisch sind, scheinen das Original und das vorliegende Werk eine reservierte Feier darzustellen, die vielmehr dem Akt des Waffenstillstands an sich galt als der Errichtung eines Vertrags mit den autokratischen Südlichen Niederlanden. Tatsächlich erscheinen die Regenten der Südlichen Niederlande, Isabella und Erzherzog Albert VII., auf der linken Seite der Komposition selbst aus heutiger Sicht leicht schurkisch; neben ihnen steht ihr grimmig dreinblickender General Spinola und ihr persönlicher Vertreter päpstlicher Tyrannei, ihr Beichtvater Neyen. Im Gegensatz zu dieser gegenreformatorischen Kabale stehen die für die Freiheit kämpfenden Helden der Holländer, die Prinzen Moritz und Friedrich Heinrich, aufrecht und stolz da, ihre majestätischen, aber zurückhaltenden Kostüme rare Farbtupfer vor den Reihen der schwarz gekleideten Calvinisten dahinter.
Van de Venne spielte eine wichtige Rolle im Kunstbetrieb der Nördlichen Niederlande des frühen 17. Jahrhunderts. Er war besonders dafür bekannt, dass er die reiche Tradition des humanistischen Interesses an Volksbräuchen weiterentwickelte, wie es vor allem auch in den Werken von Pieter Brueghel dem Älteren und seinen Nachfolgern zum Ausdruck kommt. Dieses geht zurück auf Erasmus von Rotterdam und sein Werk Lof der Zotheid (Lob der Torheit) von 1511, das von Hans Holbein illustriert wurde. Das vorliegende Werk mit seiner geistreichen Reflexion über die politischen Realitäten der Gegenwart erinnert auch an Van de Vennes Meisterwerk Die Seelenfischerei von 1614, das im Rijksmuseum in Amsterdam aufbewahrt wird.
Bei der schwarz gekleideten Figur, die im Original wie im vorliegenden Bild die zweite von rechts ist, handelt es sich laut Laurens Bol um ein Selbstporträt des Künstlers (siehe L. Bol, Adriaen Pietersz Van De Venne. Painter and Draughtsman, Den Haag 1989, S. 38f. und 41–43).
Experte: Damian Brenninkmeyer
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Käufer Hotline
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Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 25.10.2023 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 14.10. - 25.10.2023 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.