Emanuel de Witte
[Saleroom Notice](Alkmaar 1617–1692 Amsterdam)
Inneres einer protestantischen gotischen Kirche,
signiert und datiert rechts unten: E De. Witte A° 166[?],
Öl auf Holz, 56 x 43 cm, gerahmt
Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland, seit dem 19. Jahrhundert
Das vorliegende Gemälde stellt das Innere einer gotischen Kirche in den Niederlanden nach der Reformation dar. Die Motive in diesem Kircheninneren beziehen sich auf die „Große Kirche“ (Grote Kerk), die Laurenskerk, in Alkmaar und die „Alte Kirche“ (Oude Kerk) in Amsterdam, wurden aber zweifellos auch mit Elementen anderer Kirchen versetzt, mit dem Ergebnis einer freien Interpretation des Künstlers. Eine spielerische Anordnung geometrischer Formen in weichen hellen und dunklen Tönen dominiert die Komposition. Sanft wird farblich zu den mit Bedacht platzierten Figuren übergeleitet, denen keine besondere Rolle zugewiesen wurde. Am Ende des Querschiffs, das die Blickachse der Komposition bildet, sind zwei Figuren zu erkennen, die vor dem Seiteneingang stehen, schwach beleuchtet von leuchtenden Sonnenstrahlen. Der Fluchtpunkt der Komposition liegt genau rechts von ihnen. Im unteren Vordergrund der Szene steht eine hölzerne Schubkarre neben einem offenen Grab, in dem menschliche Überreste zu sehen sind: eine Erinnerung an die menschliche Sterblichkeit.
Die vorliegende Szene veranschaulicht auf friedliche Weise, dass im protestantischen Norden der Niederlande Heiligenbilder als Ablenkung von den wahren Botschaften Gottes galten und verboten waren: die meisten wurden während des beeldenstorm, des Bildersturms, im 16. Jahrhundert zerstört. Von da an waren Kirchen einfach gestaltet, Schmuck und biblische Fresken wurden mit weißem Putz und Farbe übermalt. Das Wort Gottes rückte in den Mittelpunkt, und so wurde die Bibel in die nördlichen Sprachen übersetzt und während des Gottesdienstes gelesen. Der Hauptaltar wurde nicht mehr verwendet; stattdessen wurde die Kanzel eingeführt, von der aus der Pastor in der Mitte der Kirche, um die herum die Kirchenbänke kreisförmig angeordnet waren, die Gläubigen in ihrer eigenen Sprache ansprach.
Der in Alkmaar geborene Emanuel de Witte begann als Figurenmaler, tat sich aber später in der neu entstandenen Untergattung des Kircheninterieurs hervor. In seiner Anfangszeit arbeitete der Künstler in mehreren Städten, bevor er sich von 1652 bis zu seinem Tod in Amsterdam niederließ. Es wird vermutet, dass de Witte von Royalisten in Delft ermutigt wurde, sich als Künstler mit dem Grab des ermordeten Wilhelm von Oranien in der Nieuwe Kerk von Delft zu beschäftigen, wodurch sein Interesse für das Malen von Kircheninterieurs geweckt wurde. Nachdem er sich anfangs getreu an die Architektur gehalten hatte, erlaubte sich der Künstler in späteren Werken die Freiheit, Elemente aus verschiedenen Kirchen zu kombinieren, wofür das vorliegende Gemälde ein schönes Beispiel ist.
Bitte beachten Sie die Änderung der Zuschreibung. Das vorliegende Los wird vollständig Emanuel de Witte zugeschrieben und ist rechts unten signiert und datiert: E De. Witte A° 166[?].
Experte: Damian Brenninkmeyer
Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403
oldmasters@dorotheum.com
25.10.2023 - 18:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 54.600,-
- Schätzwert:
-
EUR 15.000,- bis EUR 25.000,-
Emanuel de Witte
[Saleroom Notice](Alkmaar 1617–1692 Amsterdam)
Inneres einer protestantischen gotischen Kirche,
signiert und datiert rechts unten: E De. Witte A° 166[?],
Öl auf Holz, 56 x 43 cm, gerahmt
Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland, seit dem 19. Jahrhundert
Das vorliegende Gemälde stellt das Innere einer gotischen Kirche in den Niederlanden nach der Reformation dar. Die Motive in diesem Kircheninneren beziehen sich auf die „Große Kirche“ (Grote Kerk), die Laurenskerk, in Alkmaar und die „Alte Kirche“ (Oude Kerk) in Amsterdam, wurden aber zweifellos auch mit Elementen anderer Kirchen versetzt, mit dem Ergebnis einer freien Interpretation des Künstlers. Eine spielerische Anordnung geometrischer Formen in weichen hellen und dunklen Tönen dominiert die Komposition. Sanft wird farblich zu den mit Bedacht platzierten Figuren übergeleitet, denen keine besondere Rolle zugewiesen wurde. Am Ende des Querschiffs, das die Blickachse der Komposition bildet, sind zwei Figuren zu erkennen, die vor dem Seiteneingang stehen, schwach beleuchtet von leuchtenden Sonnenstrahlen. Der Fluchtpunkt der Komposition liegt genau rechts von ihnen. Im unteren Vordergrund der Szene steht eine hölzerne Schubkarre neben einem offenen Grab, in dem menschliche Überreste zu sehen sind: eine Erinnerung an die menschliche Sterblichkeit.
Die vorliegende Szene veranschaulicht auf friedliche Weise, dass im protestantischen Norden der Niederlande Heiligenbilder als Ablenkung von den wahren Botschaften Gottes galten und verboten waren: die meisten wurden während des beeldenstorm, des Bildersturms, im 16. Jahrhundert zerstört. Von da an waren Kirchen einfach gestaltet, Schmuck und biblische Fresken wurden mit weißem Putz und Farbe übermalt. Das Wort Gottes rückte in den Mittelpunkt, und so wurde die Bibel in die nördlichen Sprachen übersetzt und während des Gottesdienstes gelesen. Der Hauptaltar wurde nicht mehr verwendet; stattdessen wurde die Kanzel eingeführt, von der aus der Pastor in der Mitte der Kirche, um die herum die Kirchenbänke kreisförmig angeordnet waren, die Gläubigen in ihrer eigenen Sprache ansprach.
Der in Alkmaar geborene Emanuel de Witte begann als Figurenmaler, tat sich aber später in der neu entstandenen Untergattung des Kircheninterieurs hervor. In seiner Anfangszeit arbeitete der Künstler in mehreren Städten, bevor er sich von 1652 bis zu seinem Tod in Amsterdam niederließ. Es wird vermutet, dass de Witte von Royalisten in Delft ermutigt wurde, sich als Künstler mit dem Grab des ermordeten Wilhelm von Oranien in der Nieuwe Kerk von Delft zu beschäftigen, wodurch sein Interesse für das Malen von Kircheninterieurs geweckt wurde. Nachdem er sich anfangs getreu an die Architektur gehalten hatte, erlaubte sich der Künstler in späteren Werken die Freiheit, Elemente aus verschiedenen Kirchen zu kombinieren, wofür das vorliegende Gemälde ein schönes Beispiel ist.
Bitte beachten Sie die Änderung der Zuschreibung. Das vorliegende Los wird vollständig Emanuel de Witte zugeschrieben und ist rechts unten signiert und datiert: E De. Witte A° 166[?].
Experte: Damian Brenninkmeyer
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Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 25.10.2023 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 14.10. - 25.10.2023 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.