(Neapel 1696–1782)
Moses verteidigt die Töchter des Jethro,
Öl auf Leinwand, 72,5 x 97 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Wien, 19. Jahrhundert;
Weitergabe im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
Caracas, Casa Segnini, Exposición de Arte Antiguo, 1941 (als Francesco Solimena, „Pan y los Tres Pastores“)

Wir danken Riccardo Lattuada, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie vorgeschlagen hat.

Lattuada vermutet, dass es sich bei dem vorliegenden Gemälde um ein Frühwerk de Muras handelt, als er noch unter dem starken Einfluss seines Meisters Francesco Solimena stand. Die Figur des Moses auf dem vorliegenden Gemälde ist fast ein Spiegelbild der Figur des Aeneas in Solimenas Königlicher Jagd von Dido und Aeneas, die heute im Museum of Fine Arts in Houston aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 2000.92). Die Figur der stehenden Tochter des Jethro erinnert an die der Rachel in Solimenas Rachel und Jakob in der Gallerie dell’Accademia in Venedig (Inv.-Nr. 871). De Mura emanzipierte sich von Solimenas stilistischem Einfluss erst in seinem späteren Schaffen, als er bereits in den Dreißigern war. Stilistisch zeichnet sich das vorliegende Gemälde durch einen durchweg barocken Stil mit akzentuiertem Helldunkel aus, der für de Muras Frühzeit typisch ist.

Francesco De Mura wurde zunächst in der Werkstatt von Domenico Viola ausgebildet. Ab 1708 arbeitete er mit Francesco Solimena zusammen. Im Laufe seiner langen und erfolgreichen Laufbahn hellte der Künstler seine Palette allmählich auf und entwickelte den monumentalen Stil seines Lehrers zu luftigeren und farbenfroheren Kompositionen, die dem Geschmack der Zeit entsprachen. So wurde er zu einem der wichtigsten Vertreter des italienischen Rokokos. Als Leiter einer großen Werkstatt beeinflusste er eine ganze Reihe neapolitanischer Künstler, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts tätig waren, darunter Pietro Bardellino, Fedele Fischetti und Giacinto Diana.

Die Komposition zeigt eine Episode aus dem Alten Testament (Exodus 2, 16–22), in der Moses auf die sieben Töchter des Jethro, eines Priesters aus Midian, trifft. Die Frauen wurden von einer Gruppe midianitischer Hirten belästigt, als sie Wasser aus einem Brunnen holten, um die Herde ihres Vaters zu tränken. Mose vertrieb die Hirten von dem Brunnen, wurde anschließend in Jethros Haus aufgenommen und erhielt zur Belohnung eine seiner Töchter, Zippora, zur Frau.