Ferracuti, tätig in Wien im frühen 19. Jahrhundert
Allegorie auf Kaiser Franz II. (1768–1835) und den Frieden von Lunéville (1801),
signiert, bezeichnet und datiert links unten: La Pace del 1801 / Ferracuti fecit,
Öl auf Leinwand, 152 x 114 cm, gerahmt
Provenienz:
Privatsammlung, Österreich
Über den Maler Ferracuti ist nichts bekannt, weder sein vollständiger Name noch die Lebensdaten. Es ist auch nicht bekannt, wo und bei wem er ausgebildet wurde. Dennoch wurde dieses Hauptwerk des obskuren Künstlers als so bedeutend angesehen, dass er es stolz mit seinem Namen signierte. Es reiht sich in sein kleines Oeuvre von nur vier weiteren Gemälden ein. Dazu gehören ein Porträt des Wiener Kunst- und Musikhändlers Carlo Mechetti (1747–1811), das 2022 in diesen Räumen versteigert wurde (siehe Auktion, Dorotheum, Wien, 19. Dezember 2022, Lot 217); das Porträt eines Husarenoffiziers im Heeresgeschichtlichen Museum, Wien (signiert und mit 1801 datiert); die Darstellung einer eleganten Gesellschaft in einem Park (Schloss Neuwaldegg, Wien) und das verschollene Porträt des italienischen Komponisten Giuseppe Nicolini, vermutlich 1811 entstanden.
Das vorliegende Gemälde ist eine reiche und dicht komponierte Allegorie, in deren Mittelpunkt der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der junge Franz II., steht. Er sitzt auf einem prächtigen weißen Pferd und wird mit Lorbeer gekrönt. Er wird als Friedensfürst dargestellt, dem es gelang, die Kriegsfurien der Französischen Revolution durch den Friedensvertrag von Lunéville zu besänftigen. Hinter dem strahlenden Kaiser steht ein knurrender Zerberus, der sich in die feurigen Tiefen der Unterwelt zurückzieht. Dem Kaiser zur Seite stehen die griechischen Göttinnen Pallas Athene, Hygieia und Eirene. Im Vordergrund liegt eine leere Rüstung, die von einer Personifikation des Friedens als überflüssig abgetan wird.
Der Friede von Lunéville regelte die rechtliche Eingliederung der 1794 besetzten Gebiete des linken Rheinufers in das französische Staatsgebiet. Den Fürstentümern des Heiligen Römischen Reiches wurde eine Entschädigung durch die Säkularisierung kirchlicher und zum Teil auch durch die Mediatisierung kleinerer weltlicher Gebiete zugesagt. Die Aufteilung der rechtsrheinischen Gebiete wurde durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 umgesetzt. Während Venedig, Istrien und die dalmatinische Küste österreichisch blieben, musste Kaiser Franz II. im Gegenzug die französischen Tochterrepubliken, die Batavische (Niederlande), die Cisalpine (Mailand), die Helvetische (Schweiz) und die Ligurische Republik (Genua) anerkennen. Das zuvor von den Habsburgern beherrschte Großherzogtum Toskana wurde dem Königreich Etrurien, einem weiteren französischen Vasallenstaat, einverleibt. Im Gegenzug erhielt Großherzog Ferdinand III. das Erzbistum Salzburg und die Propstei Berchtesgaden. Mit dem Frieden von Lunéville übernahm Frankreich die Rolle Österreichs als stärkste kontinentaleuropäische Macht. Dennoch glaubte man im Kaiserreich zu diesem Zeitpunkt, dass der Frieden dauerhaft wiederhergestellt sei.
Experte: Dr. Alexander Strasoldo
Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
25.10.2023 - 18:00
- Schätzwert:
-
EUR 20.000,- bis EUR 25.000,-
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Ferracuti, tätig in Wien im frühen 19. Jahrhundert
Allegorie auf Kaiser Franz II. (1768–1835) und den Frieden von Lunéville (1801),
signiert, bezeichnet und datiert links unten: La Pace del 1801 / Ferracuti fecit,
Öl auf Leinwand, 152 x 114 cm, gerahmt
Provenienz:
Privatsammlung, Österreich
Über den Maler Ferracuti ist nichts bekannt, weder sein vollständiger Name noch die Lebensdaten. Es ist auch nicht bekannt, wo und bei wem er ausgebildet wurde. Dennoch wurde dieses Hauptwerk des obskuren Künstlers als so bedeutend angesehen, dass er es stolz mit seinem Namen signierte. Es reiht sich in sein kleines Oeuvre von nur vier weiteren Gemälden ein. Dazu gehören ein Porträt des Wiener Kunst- und Musikhändlers Carlo Mechetti (1747–1811), das 2022 in diesen Räumen versteigert wurde (siehe Auktion, Dorotheum, Wien, 19. Dezember 2022, Lot 217); das Porträt eines Husarenoffiziers im Heeresgeschichtlichen Museum, Wien (signiert und mit 1801 datiert); die Darstellung einer eleganten Gesellschaft in einem Park (Schloss Neuwaldegg, Wien) und das verschollene Porträt des italienischen Komponisten Giuseppe Nicolini, vermutlich 1811 entstanden.
Das vorliegende Gemälde ist eine reiche und dicht komponierte Allegorie, in deren Mittelpunkt der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der junge Franz II., steht. Er sitzt auf einem prächtigen weißen Pferd und wird mit Lorbeer gekrönt. Er wird als Friedensfürst dargestellt, dem es gelang, die Kriegsfurien der Französischen Revolution durch den Friedensvertrag von Lunéville zu besänftigen. Hinter dem strahlenden Kaiser steht ein knurrender Zerberus, der sich in die feurigen Tiefen der Unterwelt zurückzieht. Dem Kaiser zur Seite stehen die griechischen Göttinnen Pallas Athene, Hygieia und Eirene. Im Vordergrund liegt eine leere Rüstung, die von einer Personifikation des Friedens als überflüssig abgetan wird.
Der Friede von Lunéville regelte die rechtliche Eingliederung der 1794 besetzten Gebiete des linken Rheinufers in das französische Staatsgebiet. Den Fürstentümern des Heiligen Römischen Reiches wurde eine Entschädigung durch die Säkularisierung kirchlicher und zum Teil auch durch die Mediatisierung kleinerer weltlicher Gebiete zugesagt. Die Aufteilung der rechtsrheinischen Gebiete wurde durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 umgesetzt. Während Venedig, Istrien und die dalmatinische Küste österreichisch blieben, musste Kaiser Franz II. im Gegenzug die französischen Tochterrepubliken, die Batavische (Niederlande), die Cisalpine (Mailand), die Helvetische (Schweiz) und die Ligurische Republik (Genua) anerkennen. Das zuvor von den Habsburgern beherrschte Großherzogtum Toskana wurde dem Königreich Etrurien, einem weiteren französischen Vasallenstaat, einverleibt. Im Gegenzug erhielt Großherzog Ferdinand III. das Erzbistum Salzburg und die Propstei Berchtesgaden. Mit dem Frieden von Lunéville übernahm Frankreich die Rolle Österreichs als stärkste kontinentaleuropäische Macht. Dennoch glaubte man im Kaiserreich zu diesem Zeitpunkt, dass der Frieden dauerhaft wiederhergestellt sei.
Experte: Dr. Alexander Strasoldo
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old.masters@dorotheum.com
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 25.10.2023 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 14.10. - 25.10.2023 |