Lot Nr. 203


Emilio Vedova *


(Venedig 1919–2006)
Per la Spagna, Nr. 10, 1962, auf der Rückseite signiert, betitelt und datiert, Öl auf Leinwand, 145 x 145 cm, gerahmt

Das vorliegende Werk ist bei der Fondazione Emilio e Annabianca Vedova, Venedig, registriert.

Provenienz:
Sammlung Karl Rödel, Mannheim (rückseitig mit Stempel beschriftet)
Galleria d’Arte Borgogna, Mailand
Europäische Privatsammlung (ebendort direkt erworben, um 1990)
Sammlung Gianni Manzo, Mailand (auf der Rückseite Klebezettel)
Auktion Christie’s London, 23. Oktober 2001, Los 124
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Baden-Baden, Vedova, Staatl. Kunsthalle, 19. Dezember 1964 - 17. Januar 1965, Ausst.-Kat. Nr. 82, mit Abb.
Mailand, Vedova, Galleria d'Arte Borgogna, Dezember 1989 - Januar 1990, Ausst.-Kat. Nr. 5, mit Abb.
Fukujama, Mistero e Mito, momenti della pittura italiana 1930. 1960. 1990, Fukujama Museum of Art, April - Mai 1994, Ausst.-Kat. Nr. 64, mit Abb. [(Diese Ausstellung wanderte später nach Chiba, Kunstmuseum der Präfektur, Mai - Juni 1994; Kochi, Kunstmuseum, Juni - August 1994 und Lida, Stadtmuseum, August - September 1994) Klebezettel auf der Rückseite]
Hongkong, L'Informale Italiano, Hong Kong Visual Art Centre, Oktober - November 1997, Ausst.-Kat. S. 158
Aosta, Una Stagione Informale, Museo Archeologico Regionale, 21. Juni - 25. Oktober 2014, Ausst.-Kat. S. 68, mit Abb. (Rückseite Klebezettel)

Literatur:
B. Buscaroli (Hrsg.) in „Arte“, Giorgio Mondadori, Mailand, Juni 2014,
S. 120 mit Abb.
L. Mattarella, La Repubblica, Mailand, 10. August 2014, S. 47, mit Abbildung.

España que nosotros los europeos esperamos desde hace tiempo, sabiéndola indispensable arma viva en el corazón de esta combatida dramática Europa: la verdadera.

„Papeles de Son Armadans“, Nr. LIX bis, Madrid-Palma de Maiorca, Februar 1961, S. 120

Die ersten fünf Jahre der 1960er waren eine äußerst produktive Zeit für Emilio Vedova, der in einem künstlerischen und internationalen Kontext tätig war, der zu den lebendigsten des 20. Jahrhunderts gehörte. Vedova schuf in dieser Zeit seine „Rilievi” und seine ersten „Plurimi”, aber es waren auch die Jahre des großen wirtschaftlichen Aufschwungs Italiens: die goldene Zeit eines Landes, das ein Licht erblickte und sich von einer vorwiegend landwirtschaftlich geprägten Nation zu einer neuen Industriemacht auf dem geopolitischen Schachbrett entwickelte.

In dieser Zeit der scheinbaren Stabilität gibt es jedoch eine unruhige, gequälte Seele, die sich den Chroniken ihrer Epoche zu widersetzen scheint. Emilio Vedova empfängt seine eigene Epoche mit einem anderen Geist, einem Geist, der ihn enger mit der Generation von Künstlern zu verbinden scheint, die die Dramen des Zweiten Weltkriegs am eigenen Leib erfahren haben: „intellektuelle ‚Artivisten‘ “, wie der italienische Kritiker Vicenzo Trione sie nannte, deren Poesie unweigerlich mit Politik, zivilem Engagement und dem Bedürfnis, Zeugnis abzulegen, verbunden war.

Die Werke des Zyklus „Per la Spagna“ („Für Spanien“) stammen von langen Reisen, die Vedova über die iberische Halbinsel unternommen hat; Zeiträume, in denen der venezianische Meister die spanische Malerei vertiefte, aber auch die sozio-politischen Bedingungen der Franco-Diktatur unmittelbar kennenlernte.
Dank eines Preises, den er bei der Internazionale di Lissone gewonnen hatte, unternahm Vedova 1958 einen mehr als zweimonatigen Aufenthalt zwischen Andalusien und Kastilien, wo er die Väter der iberischen Kunsttradition bewundern konnte: Velasquez, El Greco, Goya, Tàpies und schließlich Picasso. Diese Künstler hatten einen radikalen Einfluss auf sein Schaffen.

In Bezug auf Picasso sagte der venezianische Maler weiter:

„... dieses Zeichen von ihm hat eine Präsenz von Schichtungen, die bereits, ohne Willkür, zum informellen Automatismus gehören...“

Aber um noch einmal den Einfluss des in Málaga geborenen Genies zu unterstreichen:

„Guernica fasste all unsere Gärungen des Widerstands, der Opposition zusammen und wühlte sie auf [...] Der Spanische Krieg von ’36/’39 blutete noch, es war die erste Schlacht, der erste Widerstand gegen den Faschismus. Guernica war für uns mit all dem beladen [...] Von Guernica hörte ich den ersten durchdringenden Alarm von sehr unterschiedlichen Schichten der Realität.“

In „Per la Spagna n.10” setzt Vedova diese Logik der formalen Auflösung mit noch größerer Vehemenz um. Er formt und belebt verbindende Gewebe, die durch heftige, von Narben unterbrochene Farbfelder definiert sind und an die typisch gestische Malerei der Meister des Abstrakten Expressionismus erinnern können.

In diesem Wirbelwind von Symbolen treffen das Schwarz und Weiß einer reinen Kline’schen Matrix auf episodische Blitze von Rostrot, die wie Epiphanien aus der Leinwand auftauchen.
Ein metallisches Rot also. Eine Farbe, die mehrere Lesarten und Interpretationen zulässt und die metaphorisch an die Idee der Revolution und des für die Freiheit vergossenen Blutes erinnert, aber auch an die verbrannten Farben der andalusischen Weiten. Vor allem aber erinnert diese Farbe an die von Vedova stets angestrebte Vision: die Vision eines egalitären Sozialismus.

Experte: Alessandro Rizzi Alessandro Rizzi
+39-02-303 52 41

alessandro.rizzi@dorotheum.it

29.11.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 416.000,-
Schätzwert:
EUR 240.000,- bis EUR 360.000,-

Emilio Vedova *


(Venedig 1919–2006)
Per la Spagna, Nr. 10, 1962, auf der Rückseite signiert, betitelt und datiert, Öl auf Leinwand, 145 x 145 cm, gerahmt

Das vorliegende Werk ist bei der Fondazione Emilio e Annabianca Vedova, Venedig, registriert.

Provenienz:
Sammlung Karl Rödel, Mannheim (rückseitig mit Stempel beschriftet)
Galleria d’Arte Borgogna, Mailand
Europäische Privatsammlung (ebendort direkt erworben, um 1990)
Sammlung Gianni Manzo, Mailand (auf der Rückseite Klebezettel)
Auktion Christie’s London, 23. Oktober 2001, Los 124
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Baden-Baden, Vedova, Staatl. Kunsthalle, 19. Dezember 1964 - 17. Januar 1965, Ausst.-Kat. Nr. 82, mit Abb.
Mailand, Vedova, Galleria d'Arte Borgogna, Dezember 1989 - Januar 1990, Ausst.-Kat. Nr. 5, mit Abb.
Fukujama, Mistero e Mito, momenti della pittura italiana 1930. 1960. 1990, Fukujama Museum of Art, April - Mai 1994, Ausst.-Kat. Nr. 64, mit Abb. [(Diese Ausstellung wanderte später nach Chiba, Kunstmuseum der Präfektur, Mai - Juni 1994; Kochi, Kunstmuseum, Juni - August 1994 und Lida, Stadtmuseum, August - September 1994) Klebezettel auf der Rückseite]
Hongkong, L'Informale Italiano, Hong Kong Visual Art Centre, Oktober - November 1997, Ausst.-Kat. S. 158
Aosta, Una Stagione Informale, Museo Archeologico Regionale, 21. Juni - 25. Oktober 2014, Ausst.-Kat. S. 68, mit Abb. (Rückseite Klebezettel)

Literatur:
B. Buscaroli (Hrsg.) in „Arte“, Giorgio Mondadori, Mailand, Juni 2014,
S. 120 mit Abb.
L. Mattarella, La Repubblica, Mailand, 10. August 2014, S. 47, mit Abbildung.

España que nosotros los europeos esperamos desde hace tiempo, sabiéndola indispensable arma viva en el corazón de esta combatida dramática Europa: la verdadera.

„Papeles de Son Armadans“, Nr. LIX bis, Madrid-Palma de Maiorca, Februar 1961, S. 120

Die ersten fünf Jahre der 1960er waren eine äußerst produktive Zeit für Emilio Vedova, der in einem künstlerischen und internationalen Kontext tätig war, der zu den lebendigsten des 20. Jahrhunderts gehörte. Vedova schuf in dieser Zeit seine „Rilievi” und seine ersten „Plurimi”, aber es waren auch die Jahre des großen wirtschaftlichen Aufschwungs Italiens: die goldene Zeit eines Landes, das ein Licht erblickte und sich von einer vorwiegend landwirtschaftlich geprägten Nation zu einer neuen Industriemacht auf dem geopolitischen Schachbrett entwickelte.

In dieser Zeit der scheinbaren Stabilität gibt es jedoch eine unruhige, gequälte Seele, die sich den Chroniken ihrer Epoche zu widersetzen scheint. Emilio Vedova empfängt seine eigene Epoche mit einem anderen Geist, einem Geist, der ihn enger mit der Generation von Künstlern zu verbinden scheint, die die Dramen des Zweiten Weltkriegs am eigenen Leib erfahren haben: „intellektuelle ‚Artivisten‘ “, wie der italienische Kritiker Vicenzo Trione sie nannte, deren Poesie unweigerlich mit Politik, zivilem Engagement und dem Bedürfnis, Zeugnis abzulegen, verbunden war.

Die Werke des Zyklus „Per la Spagna“ („Für Spanien“) stammen von langen Reisen, die Vedova über die iberische Halbinsel unternommen hat; Zeiträume, in denen der venezianische Meister die spanische Malerei vertiefte, aber auch die sozio-politischen Bedingungen der Franco-Diktatur unmittelbar kennenlernte.
Dank eines Preises, den er bei der Internazionale di Lissone gewonnen hatte, unternahm Vedova 1958 einen mehr als zweimonatigen Aufenthalt zwischen Andalusien und Kastilien, wo er die Väter der iberischen Kunsttradition bewundern konnte: Velasquez, El Greco, Goya, Tàpies und schließlich Picasso. Diese Künstler hatten einen radikalen Einfluss auf sein Schaffen.

In Bezug auf Picasso sagte der venezianische Maler weiter:

„... dieses Zeichen von ihm hat eine Präsenz von Schichtungen, die bereits, ohne Willkür, zum informellen Automatismus gehören...“

Aber um noch einmal den Einfluss des in Málaga geborenen Genies zu unterstreichen:

„Guernica fasste all unsere Gärungen des Widerstands, der Opposition zusammen und wühlte sie auf [...] Der Spanische Krieg von ’36/’39 blutete noch, es war die erste Schlacht, der erste Widerstand gegen den Faschismus. Guernica war für uns mit all dem beladen [...] Von Guernica hörte ich den ersten durchdringenden Alarm von sehr unterschiedlichen Schichten der Realität.“

In „Per la Spagna n.10” setzt Vedova diese Logik der formalen Auflösung mit noch größerer Vehemenz um. Er formt und belebt verbindende Gewebe, die durch heftige, von Narben unterbrochene Farbfelder definiert sind und an die typisch gestische Malerei der Meister des Abstrakten Expressionismus erinnern können.

In diesem Wirbelwind von Symbolen treffen das Schwarz und Weiß einer reinen Kline’schen Matrix auf episodische Blitze von Rostrot, die wie Epiphanien aus der Leinwand auftauchen.
Ein metallisches Rot also. Eine Farbe, die mehrere Lesarten und Interpretationen zulässt und die metaphorisch an die Idee der Revolution und des für die Freiheit vergossenen Blutes erinnert, aber auch an die verbrannten Farben der andalusischen Weiten. Vor allem aber erinnert diese Farbe an die von Vedova stets angestrebte Vision: die Vision eines egalitären Sozialismus.

Experte: Alessandro Rizzi Alessandro Rizzi
+39-02-303 52 41

alessandro.rizzi@dorotheum.it


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 29.11.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 18.11. - 29.11.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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