Ein Prophet,
Tempera, Öl und Gold auf Holz, 27,5 x 24 cm, gerahmt

Der ausdrucksstarke Männerkopf mit dem auffälligen Heiligenschein und die warme Farbpalette gegen den von einem prächtigen Damaststoff gebildeten Hintergrund lassen vermuten, dass das vorliegende Gemälde auf der Iberischen Halbinsel entstanden ist.

Die Figur ist vermutlich als Prophet zu identifizieren, worauf die exotische Kopfbedeckung und der vieleckige Heiligenschein schließen lassen, welcher in der spanischen Malerei den Figuren des Alten Testaments vorbehalten war, um sie von jenen des Neuen Testaments zu unterscheiden, die wiederum ein runder Heiligenschein kennzeichnet. Als ikonografische Vergleiche dienen beispielsweise die Halbfiguren (David, Salomo, Hiskija, Esra und Ozias) von Pedro Berruguete in der Predella des großen Polyptychons am Hochaltar der Kirche Santa Eulalia in Paredes de Nava, ein Werk aus den 1480er-Jahren. Möglicherweise war auch die vorliegende Tafel Teil einer ähnlichen Komposition.

Das Gemälde verbindet unverkennbar mediterrane Züge wie den goldenen Heiligenschein, der in Form eines das Haupt hinterfangenden Ovals dargestellt ist, mit einer Detailgenauigkeit nordeuropäischer Prägung, die sich in Einzelheiten wie Wimpern und Haarlocken äußert. Der Künstler des vorliegenden Werks gehörte zu der bedeutenden Gruppe spanischer Künstler, die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts tätig und stark von der flämischen Malerei beeinflusst waren, darunter Pedro Berruguete und Jaume Huguet.