(Wien 1938–2022 Mistelbach, N.Ö)
Schüttbild, auf der Rückseite signiert, datiert hermann nistch 1989 sowie am Holzrahmen hermann nitsch 1989, Öl auf Jute, Ränder oben und unten auf Holzrahmen fixiert, Ränder links und rechts über Holzrahmen gespannt, 200 x 300 cm

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland

…1989 erfüllte ich mir den lang gehegten wunsch. ich setzte für das ritual der aktionsmalerei alle vorhandenen farben, einschliesslich schwarz, ein.
Der abstieg in das opfer, in den archetypischen exzess, in den tod, soll verklärt, soll sublimiert werden. das leid, der extremzustand, soll sich farbig, durch die farbe noch intensiver übermitteln. die erschütterung, die die farbe rot bringt, muss noch gesteigert werden.
Die bewusstmachende wiederkehr aus den unteren bereichen wird durch farbe geschmückt, das sadomasochistische, exzessive ausagieren sublimiert sich im lauf des spieles zum begreifen der farbe. die rückkehr aus den bezirken des unterbewusstseins, aus dem vegetativen des schlafes, des to-des, bringt die helligkeit der bewusstmachung der neuerlichen geburt, der auferstehung. es zeigt sich das farbspektrum. zusätzlich zum zelebrieren der farbe als substanz kommt die jetzt wieder sich ergebende harmonik, die sich spontan in den entwicklungsprozess und vor allem in den arbeitsprozess eingeschaltet hat.
farbe ist eine angelegenheit hellster wachheit, intensivsten daseins. selten träumt man farbig.

FARBE IST SEIN, BEWEGUNG…. Hermann Nitsch

aus: Hermann Nitsch. Das Gesamtkunstwerk des Orgien Mysterien Theaters, Verlag der Buchhandlung Walther König, 2015