Nigeria: Figur eines männlichen, 'göttlichen Wesens' ('Alusi'), im 'eckigen' Stil der südlichen Ibo (Region Owerri). Die Ibo (oder Igbo), im Südosten Nigarias, haben ein reichhaltiges Pantheon mit vielen Göttern. Nach Vorstellung der Ibo leben diese Götter in ihrer eigenen Welt ein sehr 'menschliches' Leben: mit Familien, Kindern, sogar mit Tieren. Diese vielfigurigen Götter-Familien werden von den Ibo-Schnitzern als Skulpturen dargestellt, in Schreinen aufgestellt und von den Gläubigen verehrt. Vorliegende Figur eines solchen 'göttlichen Wesens', auch 'Alusi' genannt, stammt stilistisch eindeutig aus dem südlichen Siedlungs-Gebiet der Ibo (Region Owerri): aus hartem, schwerem Holz geschnitzt und eindrucksvoll schwarz und rot bemalt. Der verlängert wirkende Kopf trägt einen blockartigen, nach oben verdickten Aufsatz. An der hohen Stirn sind deutlich die stammestypischen Narben-Tätowierungen der Ibo zu sehen. Sie werden 'Ichi-Narben' genannt. Die kleinen Ohren stehen seitlich ab und das Gesicht zeigt einen sehr ernsten, in sich gekehrten Ausdruck. Auch das ist typisch für den Kunststil der südlichen Ibo. Genauso wie der dicke Hals und die sehr kurzen, eckig-kantig abgewinkelten Arme und Hände (Skulpturen der nördlichen Ibo sind runder, 'weicher'). Breitbeinig, sehr präsent und ernst ist diese sakrale 'Alusi-Figur' einst in einem Schrein gestanden: ein 'klassisches' Beispiel für die Kunst der südlichen Ibo! Mit einer guten, alten Patina und geringen Altersschäden (einige minimale, alte Ausbrüche und Risse). 1. Hälfte 20. Jh.; H: 85 cm. (ME)

Prov.: Wiener Privatsammlung.