Lot No. 1


Breviarium [Brevier] (Nocturnale, Pars hiemalis [Winterteil]),


Breviarium [Brevier] (Nocturnale, Pars hiemalis [Winterteil]), - Autographs

Sweetheart Abbey 1300/1350.
Lateinische Handschrift auf Pergament, II + 200 Blätter + I*, ca. 10,5 x 7/7,5 cm, sehr sorgfältige Textualis in zwei Schriftgrößen; bemerkenswert die in winziger Notizschrift seitlich erhaltenen Vorschreibungen für die Rubriken. Rubriziert; durchgehend ein- bis zweizeilige blaue bzw. rote Lombarden. Vor allem bei den blauen Lombarden rotes Fleuronnée , mitunter mit weit in den Seitenrand reichenden Fortsätzen (z. B. foll. 17v/18r, 27v, 76v/77r, 80v/81r, 85v/86r , 93r, 103v, 137r, 168r); gelegentlich Schriftverzierungen von der letzten Zeile einer Seite ausgehend. Ledereinband über Pappdeckeln (18./19. Jh.) : zarte Goldprägungen; mittig ovaler Stempel (Vollwappen mit drei Bäumen auf Dreiberg).

Inhalt: foll. 1r-6v: Kalender; foll. 8r-124v Officium de tempore; foll. 125r-129v: Hymnar (de tempore); am Ende der häufige Schreiberspruch: Explicit liber iste, scriptor sit crimine liber. A. B. (vgl. Colophons, Nr. 21.088-21.105); ob die beigefügten Buchstaben einen Hinweis auf den Schreiber geben, bedarf weitere Studien; foll. 130r-175r: Officium de sanctis; foll. 175r-197r: Commune sanctorum; foll. 197r-200r: Hymnar (de sanctis inkl. Commune sanctorum). Provenienz: Das Brevier ist um 1700 in der Sammlung des berühmten Altertumsforschers Ralph Thoresby (1658-1725) aus Leeds nachweisbar (E. Bernard, Catalogi librorum manuscriptorum Angliae et Hiberniae. Oxford 1697, S. 231; Ralph Thorsby, Ducatus Leodiensis or, the topography of the ancient and populous town and parish of Leeds. London 1715, S. 538, Nr. 183); vgl. den Ein trag auf fol. IIv: ex libris Rad. Thorsby 1688. Erhaltung: Gut erhalten; trotz Neubindung offenbar nicht (kaum) beschnitten. Übliche Gebrauchsspuren vor allem im Commune sanctorum; fol. 113v Verwischungen.

Die Bedeutung dieses Breviers liegt in seiner Herkunft aus Sweetheart Abbey in Schottland; vgl. den in großer Textualis eingetragenen Vermerk (fol. IIr): liber sancte Marie de dulci corde. Ein Eintrag offenbar derselben Hand in Edinburgh, Univ. Libr., Ms.101 (vgl. C. R. Borland, A Descriptive Catalogue of the Western Mediaeval Manuscripts in Edinburgh University Library. Edinburgh 1916, S. 159 f.). Die Herkunft wird durch die zisterziensische Liturgie, lokale Heilige im Kalender (jeweils als Feste in rot: 13.01: Kentigerni episcopi [Mungo/Kentigern, Gründer und Patron von Glasgow], 17.03: Patricii episcopi [Patrick], 20.03: Cuthberti episcopi [Cuthbert]) und die Weihe des Hauptaltares (15.05: Dedicatio magni altaris) bestätigt. S. M. Holmes, Catalogue of Liturgical Books and Fragments in Scotland before 1560, in: Innes Review 62.2 (2011), S. 127–212, erwähnt einen Psalter und ein Brevier des 14. Jahrhunderts aus Sweetheart (S. 147, Nr. 45 f.). Der Psalter wurde 1950 bei Sotheby’s versteigert und befindet sich in unbekanntem Privatbesitz, das Brevier ist dem Autor aus dem Katalog der Sammlung Thoresby (siehe unten) bekannt und zweifellos mit der hier vorliegenden Handschrift zu identifizieren. Es sind nur ganz wenige Bücher aus Sweetheart heute noch erhalten. Neben dem hier angebotenen und den oben genannten eines in der Bodleian Library in Oxford (Ms. Fairfax 5) und eine prächtige Bibel in der Princeton University Library (Ms. Garrett 27). Bei keinem dieser Bücher ist, so wie bei diesem Brevier, eine Entstehung in Schottland wahrscheinlich. – Über die Entwicklung des Fleuronnée in Schottland (und Nordengland) ist wenig bekannt. Die hier vorliegenden Formen lassen sich nur bedingt in den allgemeinen Fluss der stilistischen Entwicklung einordnen. Vor allem die ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts starke Hervorhebung der Knospe als Grundform ist hier deutlich zurückgenommen. Die Qualität ist jedoch durchaus bemerkenswert und nicht, wie mitunter bei formal ungewöhnlichen Stücken, eher bescheiden und rückwärtsgewandt. – Bemerkenswert das altenglische, in keinem erkennbaren Zusammenhang mit der Liturgie stehende Rubrum auf fol. 133v (Kollekte im Offizium zu Mariae Empfängnis): I sleÞp (?) al downe (Ich schlage alle nieder?). Dr. Martin Roland, M.A.S. – Wien, im Oktober 2015

Specialist: Mag. Andreas Löbbecke Mag. Andreas Löbbecke
+43-1-515 60-389

books@dorotheum.at

30.11.2015 - 14:00

Realized price: **
EUR 56,000.-
Starting bid:
EUR 7,000.-

Breviarium [Brevier] (Nocturnale, Pars hiemalis [Winterteil]),


Sweetheart Abbey 1300/1350.
Lateinische Handschrift auf Pergament, II + 200 Blätter + I*, ca. 10,5 x 7/7,5 cm, sehr sorgfältige Textualis in zwei Schriftgrößen; bemerkenswert die in winziger Notizschrift seitlich erhaltenen Vorschreibungen für die Rubriken. Rubriziert; durchgehend ein- bis zweizeilige blaue bzw. rote Lombarden. Vor allem bei den blauen Lombarden rotes Fleuronnée , mitunter mit weit in den Seitenrand reichenden Fortsätzen (z. B. foll. 17v/18r, 27v, 76v/77r, 80v/81r, 85v/86r , 93r, 103v, 137r, 168r); gelegentlich Schriftverzierungen von der letzten Zeile einer Seite ausgehend. Ledereinband über Pappdeckeln (18./19. Jh.) : zarte Goldprägungen; mittig ovaler Stempel (Vollwappen mit drei Bäumen auf Dreiberg).

Inhalt: foll. 1r-6v: Kalender; foll. 8r-124v Officium de tempore; foll. 125r-129v: Hymnar (de tempore); am Ende der häufige Schreiberspruch: Explicit liber iste, scriptor sit crimine liber. A. B. (vgl. Colophons, Nr. 21.088-21.105); ob die beigefügten Buchstaben einen Hinweis auf den Schreiber geben, bedarf weitere Studien; foll. 130r-175r: Officium de sanctis; foll. 175r-197r: Commune sanctorum; foll. 197r-200r: Hymnar (de sanctis inkl. Commune sanctorum). Provenienz: Das Brevier ist um 1700 in der Sammlung des berühmten Altertumsforschers Ralph Thoresby (1658-1725) aus Leeds nachweisbar (E. Bernard, Catalogi librorum manuscriptorum Angliae et Hiberniae. Oxford 1697, S. 231; Ralph Thorsby, Ducatus Leodiensis or, the topography of the ancient and populous town and parish of Leeds. London 1715, S. 538, Nr. 183); vgl. den Ein trag auf fol. IIv: ex libris Rad. Thorsby 1688. Erhaltung: Gut erhalten; trotz Neubindung offenbar nicht (kaum) beschnitten. Übliche Gebrauchsspuren vor allem im Commune sanctorum; fol. 113v Verwischungen.

Die Bedeutung dieses Breviers liegt in seiner Herkunft aus Sweetheart Abbey in Schottland; vgl. den in großer Textualis eingetragenen Vermerk (fol. IIr): liber sancte Marie de dulci corde. Ein Eintrag offenbar derselben Hand in Edinburgh, Univ. Libr., Ms.101 (vgl. C. R. Borland, A Descriptive Catalogue of the Western Mediaeval Manuscripts in Edinburgh University Library. Edinburgh 1916, S. 159 f.). Die Herkunft wird durch die zisterziensische Liturgie, lokale Heilige im Kalender (jeweils als Feste in rot: 13.01: Kentigerni episcopi [Mungo/Kentigern, Gründer und Patron von Glasgow], 17.03: Patricii episcopi [Patrick], 20.03: Cuthberti episcopi [Cuthbert]) und die Weihe des Hauptaltares (15.05: Dedicatio magni altaris) bestätigt. S. M. Holmes, Catalogue of Liturgical Books and Fragments in Scotland before 1560, in: Innes Review 62.2 (2011), S. 127–212, erwähnt einen Psalter und ein Brevier des 14. Jahrhunderts aus Sweetheart (S. 147, Nr. 45 f.). Der Psalter wurde 1950 bei Sotheby’s versteigert und befindet sich in unbekanntem Privatbesitz, das Brevier ist dem Autor aus dem Katalog der Sammlung Thoresby (siehe unten) bekannt und zweifellos mit der hier vorliegenden Handschrift zu identifizieren. Es sind nur ganz wenige Bücher aus Sweetheart heute noch erhalten. Neben dem hier angebotenen und den oben genannten eines in der Bodleian Library in Oxford (Ms. Fairfax 5) und eine prächtige Bibel in der Princeton University Library (Ms. Garrett 27). Bei keinem dieser Bücher ist, so wie bei diesem Brevier, eine Entstehung in Schottland wahrscheinlich. – Über die Entwicklung des Fleuronnée in Schottland (und Nordengland) ist wenig bekannt. Die hier vorliegenden Formen lassen sich nur bedingt in den allgemeinen Fluss der stilistischen Entwicklung einordnen. Vor allem die ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts starke Hervorhebung der Knospe als Grundform ist hier deutlich zurückgenommen. Die Qualität ist jedoch durchaus bemerkenswert und nicht, wie mitunter bei formal ungewöhnlichen Stücken, eher bescheiden und rückwärtsgewandt. – Bemerkenswert das altenglische, in keinem erkennbaren Zusammenhang mit der Liturgie stehende Rubrum auf fol. 133v (Kollekte im Offizium zu Mariae Empfängnis): I sleÞp (?) al downe (Ich schlage alle nieder?). Dr. Martin Roland, M.A.S. – Wien, im Oktober 2015

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Buyers hotline Mon.-Fri.: 10.00am - 5.00pm
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+43 1 515 60 323
Auction: Autographs
Auction type: Saleroom auction
Date: 30.11.2015 - 14:00
Location: Wien | Palais Dorotheum
Exhibition: 25.11. - 30.11.2015


** Purchase price excl. buyer's premium and VAT

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