Physiker und Philosoph, 1844 - 1906. E. B. m. U., München, 24. 2. 1893, 3 S., in der Faltung brüchig, Unterstreichungen mit Rotstift, 8vo.

An einen Wiener Kollegen, seine Berufung nach Wien betreffend: "Hochgeehrter Herr College! Es ist meine Pflicht, Ihnen sogleich mitzutheilen, dass sich die Sachlage hier plötzlich ge ändert hat. Im bayr. Ministerium erfuhr man von Unterhandlungen die mit mir über eine Wiener Berufung in Schwebe waren, darauf ließ mich der Herr Minister schleunigst zu sich berufen und machte mir so glänzende Anerbietungen, welche alle Wünsche, die ich in München hatte, erfüllte, dass ich dafür die geforderte Zusage als Gegenleistung bot, schon in diesem Stadium auf den Wiener Ruf völlig zu verzichten. Ich entschloss mich natürlich nicht mit so leichtem Herzen dazu, vielleicht hätte ich es gar nicht gethan, wenn eine Möglichkeit gewesen wäre, mir das Stefansche Institut zu erhalten. Da aber diese Möglichkeit, wie ich selbst einsehe eben nicht bestand, so ist mir unter den veränderten Umständen jetzt wirklich mehr geboten, als ich in Wien erwarten konnte und daher erklärt sich die Änderung meines Entschlusses (...) Außerdem möchte ich auch die spezielle Bitte an Sie richten, dem Herrn Decan in Wien und dem österreichischen Ministerium irgendwie die Nachricht zu kommen zu lassen, dass ich nicht mehr in der Lage bin ein en Ruf an die Stelle Stefans nach Wien anzunehmen und mich dort auch zu entschuldigen ...". Boltzmann sollte seine Entscheidung ein Jahr später revidieren und folgte der Berufung nach Wien, wo er ab ersten September 1894 eine ordentliche Professur übernahm. Von großer Seltenheit.