Erster Weltkrieg, Chirurgische Abteilung "Neue Universitäts Bibliothek", Inns bruck, Brief des Leiters (?) der Chirurigischen Abteilung, Julius Ries, an Baronin Mary Gagern, o. O. (Innsbruck), 21. 8. 1918, 4 S., Briefpapier der Abteilung mit fast halbseitiger Abbildung einer Operation, Enblem sowie Wapppen Innsbrucks, kleine Randschäden, gr.-8vo.

Ausführlicher Dankesbrief für die karitativen Iniativen der Baronin Gagern mit eindringlicher Schilderung der Situation in der Endphase des Ersten Weltkriegs: "... In diese trübe, schwere Zeit - in all dies Dunkel, welches die Seele zur Verzweiflung und Melancholie führt, in all die Bitternis - verstehen Sie, Baronin, plötzlich blitzartig hineinzuleuchten, verstehen Trost und Freude den Verzweifelten zu bringen (...) Das Programm der Kaiserfeier haben wir Ihnen seinerzeit zugeschickt (...) Ausser einer guten Jause bekamen alle ein grosses schönes in Farben gedrucktes Bild der kaiserlichen Familie. Die Soldaten hatten eine riesige Freude. 20 Stück Cigaretten pro Mann hoben schon morgens die Stimmung für den ganzen Tag (...) Von Osten droht der Bolschewismus mit wilder zerstörender Anarchie, von Westen drohen die ärgsten Tyrannen, die Banken und Geldmagnaten - die "Kulaki" wie der Russe so treffend sagt. - Und so feierten wir im Spital "Kaiser Geburtstag" mehr als Symbol der Einigkeit, des zusammenhaltenden monarchischen Prinzips (...) Wie ist es uns schon verleidet so Tag für Tag- Nacht für Nacht, ohne Ruh und Rast in Blut und Eiter zu wühlen (...) Jetzt sind es zehntausend Schwerverwundete, die in diesen Jahren durch unsere Hände gingen. Und heute starb uns der ein und sechzigste Patient (...) Ein Granaten stück drang ihm in den Hals und durchschlug die Speiseröhre. Es ist schon wirklich zu viel des Elends. Am Scheuslichsten sind die Phosphorverbrennungen durch Fliegerbomben ...".