Lotto No. 188 +


Egger-Lienz, Albin,


Egger-Lienz, Albin, - Autografi, manoscritti, atti

Maler, 1868 - 1926. E. B. m. U., St. Justina bei Bozen, 23. 10. 1913, 2 S., leicht fleckig, 4to. Kuvert.

Bedeutender Brief an Erich John: "... Daß Sie den Christus des Corint "allzumenschlich" aufgefaßt finden, ist wohl nur ein Vergreifen im Ausdruck, denn der ist eben gar nicht menschlich, sondern theaternaturalistisch also unmenschlich, äffischoptisch. Was nun die Frage der Christusdarstellung betrifft, so kann jeder eben nur seinen Christus darstellen wenn er ihn eben überhaupt im Herzen hat und insofern er damit ein Eigenes gibt wird es ein Kunstwerk sein, wie das Rembrandts. Je näher er aber dem Wesen Christi steht der aus dem Evangelium spricht desto mehr wird er einsehen, daß das überhaupt nicht darstellbar ist, dem Maler so wenig wie dem Dramatiker, der längst darauf verzichtet hat. Denn charakterisieren läßt sich nur die Zwienatur, Mann, Weib, Kind, Greis etc. alles was in sich und außer sich seinen Gegensatz hat - wie sich die Gegensätze in so einer Zwienatur die Waage halten, das läßt sich unterscheiden, auseinanderhalten um aus dem Verhältnis die besondere Art (...) des Charakters aufbauen. Wenn aber ein Mensch zugleich Kind und Meister, Weib und Mann usw., also ganz und gar eins ist, nicht Zwienatur, so läßt sich nichts trennen, nichts gegenüberstellen, nichts aufbauen aus Gegensätzen die nicht betont sind. Man kann das Licht nicht malen sondern nur seinen Abglanz an Körpern, Luft usw. und den Menschen Sohn nur in seinen Wirkungen, wie ich es in den Wallfahrern versuchte. Das Licht enthält wohl die Möglichkeit aller Farben, aber erst wenn es sich bricht, spaltet, auseinandertritt zeigt sich im Spektrum eine Harmonie (?) von Gegensätzen, aber die kommt nur aus der Struktur des Mediums durch die es ging, aus dessen Zwienatur. Das absolut Klare, Einfache läßt sich nicht fassen und darstellen. Nur die Zwienatur, ein bestimmtes Verhältnis von Hell und Dunkel, Konsonanz und Dissonanz usw. läßt sich sinnlich und begrifflich fassen. Darum ist der einfachste (...) Mensch nicht als Charakter darstellbar, weil schon das Darstellungsmittel sein Wesen aufhebt wie das Prisma die Einfachheit des Lichtes. Was den Artikel selbst betrifft, so ist er eine Blasphemie des   kalten Verstandesspekulanten Baruch Spinoza, der aus Giordano Bruno und Kartesius seine dürre seelenlose Verstandesmixtur braut, dieser Konstrukteur leerster Abstraktionen in die nur die Fülle eines Goethe das hineinlegt was Spinoza dem Bruno austrieb, diesen (…) Kastraten neben dem Menschensohn zu nennen. Der kindliche Weise, das weise Kind – fühlen Sie nicht, daß jeder Versuch einer Charakteristik hier mißlingen muss, daß sein Wesen unberührt durch einen solchen Versuch der Spaltung mitten zwischen beide Gegensätze unberührt davonflieht wenn nicht ein Schimmer im Herzen bleibt?“ 

Esperto: Mag. Andreas Löbbecke Mag. Andreas Löbbecke
+43-1-515 60-389

books@dorotheum.at

30.11.2020 - 16:02

Prezzo realizzato: **
EUR 600,-
Prezzo di partenza:
EUR 600,-

Egger-Lienz, Albin,


Maler, 1868 - 1926. E. B. m. U., St. Justina bei Bozen, 23. 10. 1913, 2 S., leicht fleckig, 4to. Kuvert.

Bedeutender Brief an Erich John: "... Daß Sie den Christus des Corint "allzumenschlich" aufgefaßt finden, ist wohl nur ein Vergreifen im Ausdruck, denn der ist eben gar nicht menschlich, sondern theaternaturalistisch also unmenschlich, äffischoptisch. Was nun die Frage der Christusdarstellung betrifft, so kann jeder eben nur seinen Christus darstellen wenn er ihn eben überhaupt im Herzen hat und insofern er damit ein Eigenes gibt wird es ein Kunstwerk sein, wie das Rembrandts. Je näher er aber dem Wesen Christi steht der aus dem Evangelium spricht desto mehr wird er einsehen, daß das überhaupt nicht darstellbar ist, dem Maler so wenig wie dem Dramatiker, der längst darauf verzichtet hat. Denn charakterisieren läßt sich nur die Zwienatur, Mann, Weib, Kind, Greis etc. alles was in sich und außer sich seinen Gegensatz hat - wie sich die Gegensätze in so einer Zwienatur die Waage halten, das läßt sich unterscheiden, auseinanderhalten um aus dem Verhältnis die besondere Art (...) des Charakters aufbauen. Wenn aber ein Mensch zugleich Kind und Meister, Weib und Mann usw., also ganz und gar eins ist, nicht Zwienatur, so läßt sich nichts trennen, nichts gegenüberstellen, nichts aufbauen aus Gegensätzen die nicht betont sind. Man kann das Licht nicht malen sondern nur seinen Abglanz an Körpern, Luft usw. und den Menschen Sohn nur in seinen Wirkungen, wie ich es in den Wallfahrern versuchte. Das Licht enthält wohl die Möglichkeit aller Farben, aber erst wenn es sich bricht, spaltet, auseinandertritt zeigt sich im Spektrum eine Harmonie (?) von Gegensätzen, aber die kommt nur aus der Struktur des Mediums durch die es ging, aus dessen Zwienatur. Das absolut Klare, Einfache läßt sich nicht fassen und darstellen. Nur die Zwienatur, ein bestimmtes Verhältnis von Hell und Dunkel, Konsonanz und Dissonanz usw. läßt sich sinnlich und begrifflich fassen. Darum ist der einfachste (...) Mensch nicht als Charakter darstellbar, weil schon das Darstellungsmittel sein Wesen aufhebt wie das Prisma die Einfachheit des Lichtes. Was den Artikel selbst betrifft, so ist er eine Blasphemie des   kalten Verstandesspekulanten Baruch Spinoza, der aus Giordano Bruno und Kartesius seine dürre seelenlose Verstandesmixtur braut, dieser Konstrukteur leerster Abstraktionen in die nur die Fülle eines Goethe das hineinlegt was Spinoza dem Bruno austrieb, diesen (…) Kastraten neben dem Menschensohn zu nennen. Der kindliche Weise, das weise Kind – fühlen Sie nicht, daß jeder Versuch einer Charakteristik hier mißlingen muss, daß sein Wesen unberührt durch einen solchen Versuch der Spaltung mitten zwischen beide Gegensätze unberührt davonflieht wenn nicht ein Schimmer im Herzen bleibt?“ 

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Hotline dell'acquirente lun-ven: 10.00 - 17.00
stamps@dorotheum.at

+43 1 515 60 323
Asta: Autografi, manoscritti, atti
Tipo d'asta: Asta online
Data: 30.11.2020 - 16:02
Luogo dell'asta: Wien | Palais Dorotheum
Esposizione: online


** Prezzo di acquisto, esclusa la tassa e l'IVA dell'acquirente

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