Lotto No. 92


Sternberg,


Sternberg, - Autografi, manoscritti, documenti

Thomas Gundakar, Graf, Reichshofrat, Oberstabelmeister und Diplomat, 1737 - 1802. Reisetagebuch, betitelt "Journal. Bericht über die Reise des öst(erreichisch) kais(erlichen) Reichshofrathes Herrn Grafen Sternberg von Wien - Frankfurt - Spaa und zurück Frankfurt, Prag - Wien vom 4. 6. - 29. 7. 1781 zu Post", (Deckeltitel) Manuskript von unbekannter Hand, wohl des Sekretärs des Grafen Sternberg, ca. 65 S. beschrieben, 4 S. von anderer Hand, ein Bl. lose, etwas fleckig, Halblederbd. d. Zt., beschabt und bestoßen, ein Schließband fehlt, gr.-8vo.

Bemerkenswertes Reisetagebuch eines nicht identifizierten Schreibers, wohl des Sekretärs des Reichshofrates Graf Sternberg, der seinen Dienstherrn auf eine Badereise nach in das bekannte Heilbad Spa in Belgien begleitete. Das Manuskript eines umfassend gebildeten Schreibers eröffnet ein buntes Reisepanoptikum des späten 18. Jahrhunderts, behandelt die verschiedensten Themen und bietet zahlreiche höchst skurrile Anekdoten. "1781 den 4. Juni nachmittags gegen 6 Uhr von Wien abgereist (...) Herr Graf war in der Comödi, Trauerspiel und Ballet sollen elend gewesen seyn (Linz, 5. 6.). Zu Nürnberg in der Früh nach 8 Uhr an. Der Wirth ist ein drollichter Kerl, ein echter Nürnberger (...) Der Kaiser (Joseph II.) und Fürst Lichtenstein haben bei ihm gewohnt. Was der Mann alles vom Kaiser schwätzte. Das schönste war, als er erzählte, der Kaiser habe so viele Liebesblicke auf ihn geworfen, Dabay machte das Kerlgen so kleine verliebte Äuglein (...) Ein drollichter Gedanke. Der Kaiser charmiert mit einem Wirth zu Nürnberg. Nun der Mann vergißt die Liebesblicke nicht, denn er hat sie mir 10 mahl erzählt (...) 40 Ducaten haben sie ihm auch eingetragen. Dafür ist er so erkennthlich uns zu versichern, daß er Leib und Leben (von Haab und Gut hat er nichts gesagt) für den Kaiser lassen und heute sterben wollte, wenn er dem Kaiser das Leben verlängern könnte. Auf solche Leute ist Staat zu machen (...) Man sprach wieder vom Kaiser und die Frau v. Stromer versicherte, daß ihr Mann vor der Ankunft des Kaisers sehr krank gewesen, daß er, wie der Kaiser auf die Veste kam, nicht wußte, was er reden sollte und daß er von Stunde an seit Ansicht des Kaisers gesund geworden (Nürnberg, 8. 6.). Herr Graf ging zum Fürsten Joseph v. Löwenstein, ich blieb im Wirthshause. Der Wirth wollte mir die die Zeit vertreiben. Gott verzeih es ihm, daß er sie mir lang machte (Bessenbach, 10. 6.). Der Churfürst (Clemens Wenzelslaus Herzog von Sachsen, Erzbischof von Trier) läßt sich ein Schloss bauen, muß aber geschwinder arbeiten lassen, wenn er solches in dieser Zeitlichkeit noch bewohnen will (Koblenz, 12. 6.). Das Schloss ist vom vorigen Churfürsten angelegt worden, der ein gewaltiger Liebhaber der Jagd gewesen. (…) In einem langen Gang sieht man nichts als Hirsch Geweye als Zeichen churfürstlicher Thaten (Schloss Brühl, 13. 6.). Der Stall ist besser bestellt als die Bibliothek wo nichts als alte (?) von Casuisten, Asceten, Predigten und dergleichen Zeug ist. Das niemand mehr heute brauchen kann (…) Ich habe nach den classischen Schriftstellern gefragt, der Prior verwieß mich aber in das Fach der Kirchenväter. Ein schöner Begriff von autoribus classicis, diesen Ausdruck habe ich mit Fleiß gebraucht. Der Mann verstand ihn aber nicht und ist doch Prior und wird gefüttert (Prämonstratenserkloster Steinfels, 19. 6.) Den 24. Jun. kam Doctor de Limbourg (…) zu Herrn Grafen (…) Ich kam etwas später und fand ihn ein Recept schreiben. Pour Mr. Le Comte, sagte er, dann fragte er mich, das Recept war schon fix und fertig, wie die Umstände des Herrn Grafen wären (Spa, 24. 6.) In Wiesbaden Nacht Quartier beym Einhorn, ein gutes reinliches Wirtshaus, dergleichen man in Wien nicht hat, wo es scheint, daß sich die Wirthe durch Schmutz und Unreinlichkeit einen Nahmen machen wollen (19. 7. ) Den 25. Früh um 5 Uhr mit Bauren Pferden bis Czaslau gefahren. Der Weg war nicht der beste, und der Karl konnte nicht fahren. Den 29. um 3 Uhr in Wien angekommen“.

Esperto: Mag. Andreas Löbbecke Mag. Andreas Löbbecke
+43-1-515 60-389

books@dorotheum.at

23.06.2023 - 15:30

Prezzo realizzato: **
EUR 800,-
Prezzo di partenza:
EUR 800,-

Sternberg,


Thomas Gundakar, Graf, Reichshofrat, Oberstabelmeister und Diplomat, 1737 - 1802. Reisetagebuch, betitelt "Journal. Bericht über die Reise des öst(erreichisch) kais(erlichen) Reichshofrathes Herrn Grafen Sternberg von Wien - Frankfurt - Spaa und zurück Frankfurt, Prag - Wien vom 4. 6. - 29. 7. 1781 zu Post", (Deckeltitel) Manuskript von unbekannter Hand, wohl des Sekretärs des Grafen Sternberg, ca. 65 S. beschrieben, 4 S. von anderer Hand, ein Bl. lose, etwas fleckig, Halblederbd. d. Zt., beschabt und bestoßen, ein Schließband fehlt, gr.-8vo.

Bemerkenswertes Reisetagebuch eines nicht identifizierten Schreibers, wohl des Sekretärs des Reichshofrates Graf Sternberg, der seinen Dienstherrn auf eine Badereise nach in das bekannte Heilbad Spa in Belgien begleitete. Das Manuskript eines umfassend gebildeten Schreibers eröffnet ein buntes Reisepanoptikum des späten 18. Jahrhunderts, behandelt die verschiedensten Themen und bietet zahlreiche höchst skurrile Anekdoten. "1781 den 4. Juni nachmittags gegen 6 Uhr von Wien abgereist (...) Herr Graf war in der Comödi, Trauerspiel und Ballet sollen elend gewesen seyn (Linz, 5. 6.). Zu Nürnberg in der Früh nach 8 Uhr an. Der Wirth ist ein drollichter Kerl, ein echter Nürnberger (...) Der Kaiser (Joseph II.) und Fürst Lichtenstein haben bei ihm gewohnt. Was der Mann alles vom Kaiser schwätzte. Das schönste war, als er erzählte, der Kaiser habe so viele Liebesblicke auf ihn geworfen, Dabay machte das Kerlgen so kleine verliebte Äuglein (...) Ein drollichter Gedanke. Der Kaiser charmiert mit einem Wirth zu Nürnberg. Nun der Mann vergißt die Liebesblicke nicht, denn er hat sie mir 10 mahl erzählt (...) 40 Ducaten haben sie ihm auch eingetragen. Dafür ist er so erkennthlich uns zu versichern, daß er Leib und Leben (von Haab und Gut hat er nichts gesagt) für den Kaiser lassen und heute sterben wollte, wenn er dem Kaiser das Leben verlängern könnte. Auf solche Leute ist Staat zu machen (...) Man sprach wieder vom Kaiser und die Frau v. Stromer versicherte, daß ihr Mann vor der Ankunft des Kaisers sehr krank gewesen, daß er, wie der Kaiser auf die Veste kam, nicht wußte, was er reden sollte und daß er von Stunde an seit Ansicht des Kaisers gesund geworden (Nürnberg, 8. 6.). Herr Graf ging zum Fürsten Joseph v. Löwenstein, ich blieb im Wirthshause. Der Wirth wollte mir die die Zeit vertreiben. Gott verzeih es ihm, daß er sie mir lang machte (Bessenbach, 10. 6.). Der Churfürst (Clemens Wenzelslaus Herzog von Sachsen, Erzbischof von Trier) läßt sich ein Schloss bauen, muß aber geschwinder arbeiten lassen, wenn er solches in dieser Zeitlichkeit noch bewohnen will (Koblenz, 12. 6.). Das Schloss ist vom vorigen Churfürsten angelegt worden, der ein gewaltiger Liebhaber der Jagd gewesen. (…) In einem langen Gang sieht man nichts als Hirsch Geweye als Zeichen churfürstlicher Thaten (Schloss Brühl, 13. 6.). Der Stall ist besser bestellt als die Bibliothek wo nichts als alte (?) von Casuisten, Asceten, Predigten und dergleichen Zeug ist. Das niemand mehr heute brauchen kann (…) Ich habe nach den classischen Schriftstellern gefragt, der Prior verwieß mich aber in das Fach der Kirchenväter. Ein schöner Begriff von autoribus classicis, diesen Ausdruck habe ich mit Fleiß gebraucht. Der Mann verstand ihn aber nicht und ist doch Prior und wird gefüttert (Prämonstratenserkloster Steinfels, 19. 6.) Den 24. Jun. kam Doctor de Limbourg (…) zu Herrn Grafen (…) Ich kam etwas später und fand ihn ein Recept schreiben. Pour Mr. Le Comte, sagte er, dann fragte er mich, das Recept war schon fix und fertig, wie die Umstände des Herrn Grafen wären (Spa, 24. 6.) In Wiesbaden Nacht Quartier beym Einhorn, ein gutes reinliches Wirtshaus, dergleichen man in Wien nicht hat, wo es scheint, daß sich die Wirthe durch Schmutz und Unreinlichkeit einen Nahmen machen wollen (19. 7. ) Den 25. Früh um 5 Uhr mit Bauren Pferden bis Czaslau gefahren. Der Weg war nicht der beste, und der Karl konnte nicht fahren. Den 29. um 3 Uhr in Wien angekommen“.

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Asta: Autografi, manoscritti, documenti
Tipo d'asta: Asta online
Data: 23.06.2023 - 15:30
Luogo dell'asta: 19.06. - 23.06.2023
Esposizione: 19.06. - 23.06.2023


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