Sohn, Komponist, 1825 – 1899. E. B. m. U., o. O., o. D. (15./16. 8. 1889), 4 S., Trauerrand, Einrisse, tw. mit Klebeband repariert, etwas gebräunt, e. Nachschrift seiner seiner dritten Frau Adele Strauss, geb. Deutsch (1856 – 1930), kl.-8vo.

An den Bildhauer Viktor Tilgner (1844 – 1896): “Mein lieber Freund Viktor! Empfange meinen herzlichsten Dank für Deine lieben Zeilen welche wie immer Zeugnis von Deinem guten prächtigen Herzl liefern und wäre zu wünschen, daß viele Menschen nur den hundertsten Theil Deiner warmen aufrichtigen Gefühle besäßen, dann würde wahre Freundschaft nicht so selten zu finden sein welche neben einem geliebten braven Weib unschätzbares Glück gewährt; - aber in Mitte einer solch falschen Bande von Menschen, die einem ins Gesicht freundlich, kaum sind sie einem im Rücken gotteslästerlich über den leichtgläubigen armen Teufel, zu welchen ich mich leider bekennen muß, herfallen, sucht man die Einsamkeit auf - welcher ich mich mit wahrer Befriedigung schon seit langer Zeit widme. Was macht Deine liebe Frau? Wirst Du nicht wenigstens auf 14 Tage mit Marianne eine Erholungstour in einer gesunden Gegend unternehmen. Ihr seid beide gottlob gesund, aber der Winter ist lang und die Einathmung einer Gebirgsluft kann nur wohlthuend auf die Gesundheit wirken und man übersteht den schlechten Wiener-Winter leichter. Wahrscheinlich hast Du viel zu thun - doch solltest Du Dich aufraffen - packt Euer Bündel und ruht irgendwo wo es Euch gefällt ein paar Tage aus”. Nachschrift der Adele Strauss:”Die hiesige Cur stimmt Jean so philosophisch. Wir reisen heute über Berlin (1 Tag Aufenthalt) nach Heringsdorf, liebe Marianne, von dort schreibe ich Dir. Bleiben 14 Tage dort. Innige Grüße Adele. Unsere Adresse: Villa Anna, Kaiserstraße”. Aufgrund der Nachschrift ist die Datierung des vorliegenden Schreibens möglich. Vom 18. August bis zum 1. September 1889 verbrachte das Ehepaar einen Teil seiner Sommerferien in der Villa Anna im Seebad Heringsdorf auf der Ostseeinsel Usedom. In dem nach wie vor als elegantes Haus geführten Baudenkmal wird die Erinnerung an den Aufenthalt des großen österreichischen Komponisten bis heute wachgehalten.