Lot Nr. 232


Günther Uecker *


Günther Uecker * - Zeitgenössische Kunst I

(Wendorf 1930 geb.)
Umrahmen „Orange“, auf der Rückseite betitelt, signiert und datiert Uecker’83, Nägel, Malerei auf Leinwand und Holz, 120 x 120 x 18 cm

Dieses Werk ist im Uecker Archiv registriert unter der Nummer GU.83.006 registriert und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das entstehende Uecker Werkverzeichnis.

Provenienz:
Erker Galerie, St. Gallen
Privatsammlung, München
Europäische Privatsammlung (seit 1997)

Das kompromisslose Oeuvre Günther Ueckers manifestiert sich in seiner unkonventionellen und spröden Ästhetik und großen Wahrhaftigkeit als Metapher von Existenzerfahrungen. Geboren 1930 in Wendorf, Mecklenburg, plädiert er als einer der Hauptprotagonisten der ZERO-Gruppe für einen Neuanfang der Kunst und erweitert sie schon früh durch Methoden der Installation und des Aktionismus. Sein grundlegendes Interesse für das Bildnerische selbst, das handwerkliche Tun und die elementare Materialität von Werkstoffen wie Asche, Holz, Stein und Nägeln verknüpft er stets mit einer Reflexion von umwälzenden gesellschaftlichen Ereignissen, starken Natureindrücken und existenziellen Grundfragen. In seinen einzigartigen Nagelbildern, mit denen er vor allem assoziiert wird, findet er mit dem Nagel einen ebenso kraftvollen wie poetisch aufgeladenen Gegenstand. „Der Nagel ist zugleich der Nabel einer mit physischen Anstrengungen erfassten, auf die Proportionen und die Torturen des menschlichen Körpers bezogenen Welt. Und er ist die Nadel, mit der in dieser Welt die Erschütterungen aufgezeichnet werden.“
Umrahmen Orange von 1983 entstand zu einer Zeit, in der Uecker sich vielfach an asiatischen Kulturen und deren Gedankengut orientierte. In gleichförmigen Reihen stehen die Nägel auf einem sorgsam mit Bleistift gezogenen quadratischen Raster. Die minimale Differenz in der Ausrichtung der händisch eingeschlagenen Metallstifte ruft ein Licht- und Schattenspiel hervor, das die gleichmäßige Struktur des Reliefs auf subtile Weise belebt. Die Zen-hafte Poesie und Ruhe des Nagelfelds wird allerdings durch den unregelmäßigen, in leuchtendem Orange gemalten Rahmen und mehr noch durch den ebenso aggressiv bearbeiteten wie verletzten Rand des Bildobjekts konterkariert. Das Werk kennzeichnet eine dynamische Spannung, die mathematische Präzision und manuelle Kraft, Uniformität und Individualität, größtmögliche Konzentration und Expressivität vereint.

Zitat:
„Der Nagel ist zugleich der Nabel einer mit physischen Anstrengungen erfassten, auf die Proportionen und die Torturen des menschlichen Körpers bezogenen Welt. Und er ist die Nadel, mit der in dieser Welt die Erschütterungen aufgezeichnet werden. Die handwerklichen Gewaltakte des Kunstarbeiters Günther Umkehr erfassen mit seismografischer Sicherheit Spannungsfelder und Grenzsituationen, in denen sich menschliches Leben bis an den Rand von Katastrophen und womöglich weit über die Schmerzgrenze hinaus aus jeden Fall behaupten will.“
Günter Engelhard, „Ein Mann auf Vorhut. Das Handlungsfeld des Günther Uecker“, in: Uecker in Wien, Ausstellungskatalog, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Ostfildern bei Stuttgart: Edition Cantz, 1992, S. 11.

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at

23.06.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 280.000,- bis EUR 380.000,-

Günther Uecker *


(Wendorf 1930 geb.)
Umrahmen „Orange“, auf der Rückseite betitelt, signiert und datiert Uecker’83, Nägel, Malerei auf Leinwand und Holz, 120 x 120 x 18 cm

Dieses Werk ist im Uecker Archiv registriert unter der Nummer GU.83.006 registriert und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das entstehende Uecker Werkverzeichnis.

Provenienz:
Erker Galerie, St. Gallen
Privatsammlung, München
Europäische Privatsammlung (seit 1997)

Das kompromisslose Oeuvre Günther Ueckers manifestiert sich in seiner unkonventionellen und spröden Ästhetik und großen Wahrhaftigkeit als Metapher von Existenzerfahrungen. Geboren 1930 in Wendorf, Mecklenburg, plädiert er als einer der Hauptprotagonisten der ZERO-Gruppe für einen Neuanfang der Kunst und erweitert sie schon früh durch Methoden der Installation und des Aktionismus. Sein grundlegendes Interesse für das Bildnerische selbst, das handwerkliche Tun und die elementare Materialität von Werkstoffen wie Asche, Holz, Stein und Nägeln verknüpft er stets mit einer Reflexion von umwälzenden gesellschaftlichen Ereignissen, starken Natureindrücken und existenziellen Grundfragen. In seinen einzigartigen Nagelbildern, mit denen er vor allem assoziiert wird, findet er mit dem Nagel einen ebenso kraftvollen wie poetisch aufgeladenen Gegenstand. „Der Nagel ist zugleich der Nabel einer mit physischen Anstrengungen erfassten, auf die Proportionen und die Torturen des menschlichen Körpers bezogenen Welt. Und er ist die Nadel, mit der in dieser Welt die Erschütterungen aufgezeichnet werden.“
Umrahmen Orange von 1983 entstand zu einer Zeit, in der Uecker sich vielfach an asiatischen Kulturen und deren Gedankengut orientierte. In gleichförmigen Reihen stehen die Nägel auf einem sorgsam mit Bleistift gezogenen quadratischen Raster. Die minimale Differenz in der Ausrichtung der händisch eingeschlagenen Metallstifte ruft ein Licht- und Schattenspiel hervor, das die gleichmäßige Struktur des Reliefs auf subtile Weise belebt. Die Zen-hafte Poesie und Ruhe des Nagelfelds wird allerdings durch den unregelmäßigen, in leuchtendem Orange gemalten Rahmen und mehr noch durch den ebenso aggressiv bearbeiteten wie verletzten Rand des Bildobjekts konterkariert. Das Werk kennzeichnet eine dynamische Spannung, die mathematische Präzision und manuelle Kraft, Uniformität und Individualität, größtmögliche Konzentration und Expressivität vereint.

Zitat:
„Der Nagel ist zugleich der Nabel einer mit physischen Anstrengungen erfassten, auf die Proportionen und die Torturen des menschlichen Körpers bezogenen Welt. Und er ist die Nadel, mit der in dieser Welt die Erschütterungen aufgezeichnet werden. Die handwerklichen Gewaltakte des Kunstarbeiters Günther Umkehr erfassen mit seismografischer Sicherheit Spannungsfelder und Grenzsituationen, in denen sich menschliches Leben bis an den Rand von Katastrophen und womöglich weit über die Schmerzgrenze hinaus aus jeden Fall behaupten will.“
Günter Engelhard, „Ein Mann auf Vorhut. Das Handlungsfeld des Günther Uecker“, in: Uecker in Wien, Ausstellungskatalog, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Ostfildern bei Stuttgart: Edition Cantz, 1992, S. 11.

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 23.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 17.06. - 23.06.2021