Lot Nr. 87 -


Bolognesische Schule, um 1580


Brustbild einer jungen Edeldame, traditionell identifiziert als Lavinia Fontana,
auf dem Keilrahmen bezeichnet: Lavinia Fontana … / Anno 1[?]00 / Pingi il Suo Ritratto,
Öl auf Leinwand, 49 x 40,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Die junge Dargestellte trägt ein prächtiges schwarzes Samtmieder mit weißem Unterhemd und steifem Spitzenkragen, wie es der Frauenmode des ausgehenden 16. Jahrhunderts entspricht. Große Aufmerksamkeit wird auch der Darstellung des Schmuckes gewidmet, der ein Symbol für den hohen gesellschaftlichen Rang der Dargestellten ist. Eine Inschrift auf der Rückseite identifiziert sie als die Malerin Lavinia Fontana, und in der Tat lassen sich die Gesichtszüge mit einigen Selbstporträts der Künstlerin vergleichen: Die Nase und die Augen ähneln Lavinias Selbstporträt am Spinett von 1577 (Rom, Accademia di San Luca, Inv.-Nr. 743), der Haaransatz ist vergleichbar mit dem ihres signierten und mit 1579 datierten Selbstporträts (Florenz, Uffizien, Inv.-Nr. 4013). Das Selbstbildnis in roter und schwarzer Kreide, das in der Pierpont Morgan Library & Museum in New York aufbewahrt wird (Inv.-Nr. IV, 158b), ist ebenfalls vergleichbar.

Als Tochter des Bologneser Malers Prospero Fontana wurde Lavinia in der Werkstatt ihres Vaters ausgebildet, in der auch einige der bedeutendsten Wissenschaftler und Literaten der Zeit wie Ulisse Aldrovandi und Achille Bocchi ein- und ausgingen. Ab den späten 1570er-Jahren wuchs ihr Erfolg vor allem als Porträtmalerin rapide. Sie erhielt aber auch Aufträge für große religiöse Werke wie das Altarbild mit der Darstellung der Heiligen Familie, das 1589 an Philipp II. von Spanien geschickt wurde (heute Escorial, Inv.-Nr. 10045145). 1603 zog Lavinia nach Rom, wo sie für illustre Auftraggeber wie Kardinal Scipione Borghese arbeitete; sie starb dort 1614. Lavinia Fontana, die von Forschern als erste professionelle Malerin angesehen wird, wurde kürzlich in einer großen monografischen Ausstellung der National Gallery of Ireland vorgestellt (siehe Lavinia Fontana: Trailblazer, Rule Breaker, hg. von A. Brady, New Haven, 2023).

Das hier vorgestellte Gemälde auf Leinwand lässt ich stilistisch mit den Gemälden eines weiteren wichtigen Bologneser Porträtisten, nämlich Bartolomeo Passerotti, vergleichen, der eng mit der Familie Fontana verkehrte und großen Einfluss auf Lavinias Schaffen ausübte.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Bolognesische Schule, um 1580


Brustbild einer jungen Edeldame, traditionell identifiziert als Lavinia Fontana,
auf dem Keilrahmen bezeichnet: Lavinia Fontana … / Anno 1[?]00 / Pingi il Suo Ritratto,
Öl auf Leinwand, 49 x 40,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Die junge Dargestellte trägt ein prächtiges schwarzes Samtmieder mit weißem Unterhemd und steifem Spitzenkragen, wie es der Frauenmode des ausgehenden 16. Jahrhunderts entspricht. Große Aufmerksamkeit wird auch der Darstellung des Schmuckes gewidmet, der ein Symbol für den hohen gesellschaftlichen Rang der Dargestellten ist. Eine Inschrift auf der Rückseite identifiziert sie als die Malerin Lavinia Fontana, und in der Tat lassen sich die Gesichtszüge mit einigen Selbstporträts der Künstlerin vergleichen: Die Nase und die Augen ähneln Lavinias Selbstporträt am Spinett von 1577 (Rom, Accademia di San Luca, Inv.-Nr. 743), der Haaransatz ist vergleichbar mit dem ihres signierten und mit 1579 datierten Selbstporträts (Florenz, Uffizien, Inv.-Nr. 4013). Das Selbstbildnis in roter und schwarzer Kreide, das in der Pierpont Morgan Library & Museum in New York aufbewahrt wird (Inv.-Nr. IV, 158b), ist ebenfalls vergleichbar.

Als Tochter des Bologneser Malers Prospero Fontana wurde Lavinia in der Werkstatt ihres Vaters ausgebildet, in der auch einige der bedeutendsten Wissenschaftler und Literaten der Zeit wie Ulisse Aldrovandi und Achille Bocchi ein- und ausgingen. Ab den späten 1570er-Jahren wuchs ihr Erfolg vor allem als Porträtmalerin rapide. Sie erhielt aber auch Aufträge für große religiöse Werke wie das Altarbild mit der Darstellung der Heiligen Familie, das 1589 an Philipp II. von Spanien geschickt wurde (heute Escorial, Inv.-Nr. 10045145). 1603 zog Lavinia nach Rom, wo sie für illustre Auftraggeber wie Kardinal Scipione Borghese arbeitete; sie starb dort 1614. Lavinia Fontana, die von Forschern als erste professionelle Malerin angesehen wird, wurde kürzlich in einer großen monografischen Ausstellung der National Gallery of Ireland vorgestellt (siehe Lavinia Fontana: Trailblazer, Rule Breaker, hg. von A. Brady, New Haven, 2023).

Das hier vorgestellte Gemälde auf Leinwand lässt ich stilistisch mit den Gemälden eines weiteren wichtigen Bologneser Porträtisten, nämlich Bartolomeo Passerotti, vergleichen, der eng mit der Familie Fontana verkehrte und großen Einfluss auf Lavinias Schaffen ausübte.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024