Lot Nr. 142


Bernardo Canal


(Venedig 1664–1744)
Das Pantheon in Rom,
Öl auf Leinwand, 72,5 x 96,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Dario Succi, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Der Beruf von Bernardo Canal wird in der Taufurkunde seines Sohnes Antonio (17. Oktober 1797), des berühmten Canaletto, als „pittore“ bezeichnet. Im Jahr 1717 und zwischen 1737 und 1743 erscheint sein Name im Verzeichnis der „Fraglia dei pittori Veneziani“. Von 1716 bis 1718 arbeitete Bernardo mit seinem Bruder Cristoforo und dessen Sohn Antonio bei der Ausführung von Bühnenbildern für die venezianischen Theater Sant’ Angelo (1716/17) und San Cassiano (1718/19) zusammen. In den Jahren 1719/20 zog er mit seinem Sohn nach Rom, um an den Bühnenbildern für die Opern „Tito Sempronio Gracco“ und „Tullio“ Aricino von Alessandro Scarlatti zu arbeiten.

Im Lauf des 19. Jahrhunderts geriet Bernardo Canal in Vergessenheit, bis Giuseppe Fiocco anlässlich der Ausstellung „Pittura Veneta“ (Riccoboni/Fiocco 1947, S. 12, Nr. 71, 72) zwei venezianische Ansichtsgemälde ans Tageslicht brachte, die beide auf der Rückseite ihrer Originalleinwände die Beschriftung „Bernardo Canal Fecit 1735“ trugen. Fiocco stellte fest, dass die beiden Gemälde, die sich durch einen lebendigen Sinn für Perspektive auszeichnen, „sembrerebbero di un Richter* meno azzurrino“ [„von einem weniger hellblauen Richter zu stammen scheinen“]. Die beiden Gemälde gehörten zu einer Gruppe von fünf Bildern, die früher im Palazzo Salom in Venedig aufbewahrt und später nach Segromigno in Monte bei Lucca verbracht wurden; die anderen drei Werke wurden von Rodolfo Pallucchini veröffentlicht (siehe Appunti per il vedutismo veneziano del Settecento, in: Muzeum i tworka, 1969, S. 145 f.). *Gemeint war zweifellos der in Rom weilende deutsche Zeichner und Maler Ludwig Richter.

In der Folge fasste Pallucchini (1994–1996, II, S. 298) die wichtigsten Merkmale des Stils von Bernardo Canal zusammen. Dabei stellte er fest, dass sich der Himmel in seinen Ansichtsgemälden durch „nuvole bianche zigzaganti in diagonale“ auszeichnete, „luminose e lucide a un tempo, per via di un segno pittorico assai netto. Si direbbe che Bernardo non riesca a staccarsi dal gusto di Carlevarijs [...] che scalava i cieli con simili nubi [...] tentando però di aggiornarle secondo i metodi liberamente pittorici del figlio“ [„weiße, diagonal zickzackförmig verlaufende Wolken, glänzend und hell. Man könnte sagen, dass Bernardo seinen Stil nicht von dem Carlevarijs trennen mochte [...], der den Himmel mit ähnlichen Wolken besetzte, mit dem Ziel, die perspektivische Tiefe zu verstärken [...], während er sie nach der freien malerischen Manier seines Sohnes zu modernisieren suchte“].

Die vorliegende Komposition zeigt das imposante Gebäude des Pantheons, eines der berühmtesten Denkmäler Roms, sowohl ob seiner Größe und Bauweise als auch wegen seiner einzigartigen Form, die die Kuppel und die kreisförmige Cella des Thermentypus mit einem traditionellen Pronaos und Tympanon vereint. In der Mitte des Platzes steht der von Giacomo della Porta entworfene und von Leonardo Sormani 1575 erbaute, auf Stufen stehende und mit Delphinen geschmückte vierblättrige Brunnen.

Eine weitere Fassung des vorliegenden Gemäldes, die in die 1720er-Jahre zu datieren ist, wurde in diesen Räumen am 8. Juni 2021 als Lot 118 versteigert.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 26.000,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Bernardo Canal


(Venedig 1664–1744)
Das Pantheon in Rom,
Öl auf Leinwand, 72,5 x 96,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Dario Succi, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Der Beruf von Bernardo Canal wird in der Taufurkunde seines Sohnes Antonio (17. Oktober 1797), des berühmten Canaletto, als „pittore“ bezeichnet. Im Jahr 1717 und zwischen 1737 und 1743 erscheint sein Name im Verzeichnis der „Fraglia dei pittori Veneziani“. Von 1716 bis 1718 arbeitete Bernardo mit seinem Bruder Cristoforo und dessen Sohn Antonio bei der Ausführung von Bühnenbildern für die venezianischen Theater Sant’ Angelo (1716/17) und San Cassiano (1718/19) zusammen. In den Jahren 1719/20 zog er mit seinem Sohn nach Rom, um an den Bühnenbildern für die Opern „Tito Sempronio Gracco“ und „Tullio“ Aricino von Alessandro Scarlatti zu arbeiten.

Im Lauf des 19. Jahrhunderts geriet Bernardo Canal in Vergessenheit, bis Giuseppe Fiocco anlässlich der Ausstellung „Pittura Veneta“ (Riccoboni/Fiocco 1947, S. 12, Nr. 71, 72) zwei venezianische Ansichtsgemälde ans Tageslicht brachte, die beide auf der Rückseite ihrer Originalleinwände die Beschriftung „Bernardo Canal Fecit 1735“ trugen. Fiocco stellte fest, dass die beiden Gemälde, die sich durch einen lebendigen Sinn für Perspektive auszeichnen, „sembrerebbero di un Richter* meno azzurrino“ [„von einem weniger hellblauen Richter zu stammen scheinen“]. Die beiden Gemälde gehörten zu einer Gruppe von fünf Bildern, die früher im Palazzo Salom in Venedig aufbewahrt und später nach Segromigno in Monte bei Lucca verbracht wurden; die anderen drei Werke wurden von Rodolfo Pallucchini veröffentlicht (siehe Appunti per il vedutismo veneziano del Settecento, in: Muzeum i tworka, 1969, S. 145 f.). *Gemeint war zweifellos der in Rom weilende deutsche Zeichner und Maler Ludwig Richter.

In der Folge fasste Pallucchini (1994–1996, II, S. 298) die wichtigsten Merkmale des Stils von Bernardo Canal zusammen. Dabei stellte er fest, dass sich der Himmel in seinen Ansichtsgemälden durch „nuvole bianche zigzaganti in diagonale“ auszeichnete, „luminose e lucide a un tempo, per via di un segno pittorico assai netto. Si direbbe che Bernardo non riesca a staccarsi dal gusto di Carlevarijs [...] che scalava i cieli con simili nubi [...] tentando però di aggiornarle secondo i metodi liberamente pittorici del figlio“ [„weiße, diagonal zickzackförmig verlaufende Wolken, glänzend und hell. Man könnte sagen, dass Bernardo seinen Stil nicht von dem Carlevarijs trennen mochte [...], der den Himmel mit ähnlichen Wolken besetzte, mit dem Ziel, die perspektivische Tiefe zu verstärken [...], während er sie nach der freien malerischen Manier seines Sohnes zu modernisieren suchte“].

Die vorliegende Komposition zeigt das imposante Gebäude des Pantheons, eines der berühmtesten Denkmäler Roms, sowohl ob seiner Größe und Bauweise als auch wegen seiner einzigartigen Form, die die Kuppel und die kreisförmige Cella des Thermentypus mit einem traditionellen Pronaos und Tympanon vereint. In der Mitte des Platzes steht der von Giacomo della Porta entworfene und von Leonardo Sormani 1575 erbaute, auf Stufen stehende und mit Delphinen geschmückte vierblättrige Brunnen.

Eine weitere Fassung des vorliegenden Gemäldes, die in die 1720er-Jahre zu datieren ist, wurde in diesen Räumen am 8. Juni 2021 als Lot 118 versteigert.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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