Lot Nr. 1


Gustav Klimt


(Wien 1862-1918)
Sitzende von vorne (Studie für "Judith II"), um 1908, signiert GUSTAV KLIMT, rückseitig bezeichnet E.L. Geneve (Erich Lederer), dessen Notizen zu Ausstellungsbeteiligungen, zweimal nummeriert 086, Bleistift, roter und blauer Farbstift mit Weißhöhung, 56 x 37 cm

Verzeichnet und abgebildet:
Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen, 1904-1912, Bd. II, Verlag der Galerie Welz, Salzburg 1982, Nr. 1700, ganzseitige Abb. S. II

Provenienz:
August (1857-1936) und Serena (1867-1943) Lederer, Wien
Erich Lederer (1896-1985), Wien & Genf bis nach 1982
Privatsammlung, Österreich

Austellung:
London, Arts Council of Great Britain, Österreichische Malerei und Skulptur 1900-1960, 4. Mai - 4. Juni 1960, Kat. Nr. 71
Brüssel, Palais des Beaux Arts, Art Autrichien du Vingtieme Siecle, April - Mai 1961, Kat. Nr. 92
Wien, Albertina, Gustav Klimt. Zeichnungen, Gedächtnisausstellung, 16. Oktober - 16. Dezember 1962, Kat. Nr. 69, Tafel 13
Essen, Museum Folkwang, Gustav Klimt. Zeichnungen aus Albertina und Privatbesitz, 30. Januar - 14. März 1976, Kat. Nr. 67, Abb. S. 14

Literatur:
Die bildenden Künste, II., Bd. 1919, Abb. nach S. 8

Wir danken Marian Bisanz-Prakken für die Begutachtung dieses Werkes im Original und für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des Werkes.

Gustav Klimts 1909 erstmals mit dem Titel „Judith“ ausgestellte Gemälde wird heute allgemein als „Judith II“ (um es von seiner 1901 gemalten „Judith I“ zu unterscheiden), aber öfter auch als „Salome“ betitelt. Mit letzterer femme fatale verbinden die Protagonistin vor allem die wallenden Schleier, die auf Salomes berühmten Schleiertanz hinzuweisen scheinen.

Klimts zeichnerische Auseinandersetzung mit der Frauengestalt – wer immer gemeint sein mag – vollzog sich abseits der Mischung von Dekadenz und Wahnsinn, wie sie das Gemälde auszeichnet. Die um 1908 gezeichneten Studien ruhen in sich und sind teilweise mit der Tanzthematik der Salome, aber auch mit den Zeichnungen von Tänzerinnen verknüpft, die Klimt kurz zuvor für die Figur der „Erwartung“ im Stoclet-Fries geschaffen hatte.

Diese äußerst kultivierte Studie des – Erich Lederer zufolge – schönsten Modells von Klimt, das sich auch im Gemälde wiederfindet, wird von Alice Strobl als eine Arbeit bezeichnet, „die durch ihren Linienreichtum, die Farben und die Weißhöhung zu den Hauptwerken von Klimts reifem Zeichenstil zählt und auf diesem Gebiet ein Äquivalent zu dem Gemälde ‚Kuss‘ bietet.“

Tatsächlich scheint Klimt in dieser lässig posierenden Sitzgestalt, deren Mimik einen Hauch von Dekadenz verspüren lässt, die perfekte Balance zwischen souveräner Leichtigkeit und formaler Disziplin gefunden zu haben. Getragen wird dieses Meisterwerk durch ein Höchstmaß an linearer Differenzierung.
(Marian Bisanz-Prakken)

Expertin: Dr. Marianne Hussl-Hörmann Dr. Marianne Hussl-Hörmann
+43-1-515 60-765

marianne.hussl-hoermann@dorotheum.at

22.05.2024 - 18:00

Schätzwert:
EUR 120.000,- bis EUR 200.000,-

Gustav Klimt


(Wien 1862-1918)
Sitzende von vorne (Studie für "Judith II"), um 1908, signiert GUSTAV KLIMT, rückseitig bezeichnet E.L. Geneve (Erich Lederer), dessen Notizen zu Ausstellungsbeteiligungen, zweimal nummeriert 086, Bleistift, roter und blauer Farbstift mit Weißhöhung, 56 x 37 cm

Verzeichnet und abgebildet:
Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen, 1904-1912, Bd. II, Verlag der Galerie Welz, Salzburg 1982, Nr. 1700, ganzseitige Abb. S. II

Provenienz:
August (1857-1936) und Serena (1867-1943) Lederer, Wien
Erich Lederer (1896-1985), Wien & Genf bis nach 1982
Privatsammlung, Österreich

Austellung:
London, Arts Council of Great Britain, Österreichische Malerei und Skulptur 1900-1960, 4. Mai - 4. Juni 1960, Kat. Nr. 71
Brüssel, Palais des Beaux Arts, Art Autrichien du Vingtieme Siecle, April - Mai 1961, Kat. Nr. 92
Wien, Albertina, Gustav Klimt. Zeichnungen, Gedächtnisausstellung, 16. Oktober - 16. Dezember 1962, Kat. Nr. 69, Tafel 13
Essen, Museum Folkwang, Gustav Klimt. Zeichnungen aus Albertina und Privatbesitz, 30. Januar - 14. März 1976, Kat. Nr. 67, Abb. S. 14

Literatur:
Die bildenden Künste, II., Bd. 1919, Abb. nach S. 8

Wir danken Marian Bisanz-Prakken für die Begutachtung dieses Werkes im Original und für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des Werkes.

Gustav Klimts 1909 erstmals mit dem Titel „Judith“ ausgestellte Gemälde wird heute allgemein als „Judith II“ (um es von seiner 1901 gemalten „Judith I“ zu unterscheiden), aber öfter auch als „Salome“ betitelt. Mit letzterer femme fatale verbinden die Protagonistin vor allem die wallenden Schleier, die auf Salomes berühmten Schleiertanz hinzuweisen scheinen.

Klimts zeichnerische Auseinandersetzung mit der Frauengestalt – wer immer gemeint sein mag – vollzog sich abseits der Mischung von Dekadenz und Wahnsinn, wie sie das Gemälde auszeichnet. Die um 1908 gezeichneten Studien ruhen in sich und sind teilweise mit der Tanzthematik der Salome, aber auch mit den Zeichnungen von Tänzerinnen verknüpft, die Klimt kurz zuvor für die Figur der „Erwartung“ im Stoclet-Fries geschaffen hatte.

Diese äußerst kultivierte Studie des – Erich Lederer zufolge – schönsten Modells von Klimt, das sich auch im Gemälde wiederfindet, wird von Alice Strobl als eine Arbeit bezeichnet, „die durch ihren Linienreichtum, die Farben und die Weißhöhung zu den Hauptwerken von Klimts reifem Zeichenstil zählt und auf diesem Gebiet ein Äquivalent zu dem Gemälde ‚Kuss‘ bietet.“

Tatsächlich scheint Klimt in dieser lässig posierenden Sitzgestalt, deren Mimik einen Hauch von Dekadenz verspüren lässt, die perfekte Balance zwischen souveräner Leichtigkeit und formaler Disziplin gefunden zu haben. Getragen wird dieses Meisterwerk durch ein Höchstmaß an linearer Differenzierung.
(Marian Bisanz-Prakken)

Expertin: Dr. Marianne Hussl-Hörmann Dr. Marianne Hussl-Hörmann
+43-1-515 60-765

marianne.hussl-hoermann@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Moderne
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 22.05.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.05. - 22.05.2024