Lot Nr. 27


Hale Asaf


(Istanbul 1905–1938 Paris)
Ohne Titel (La France), 1932, signiert und datiert, am Keilrahmen signiert und datiert, Öl auf Leinwand, 54,5 x 65 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Jeune Europe, Paris (rückseitig Etikett)
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Paris, Galerie Jeune Europe, 1932 (rückseitig Etikett);

Hale Asaf wurde 1905 in Istanbul geboren. Als Tochter hochrangiger osmanischer Regierungsbeamter genoss sie eine wohlhabende Erziehung und eine kultivierte Ausbildung.
Als der türkische Unabhängigkeitskrieges ausbrach kam sie mit nur vierzehn Jahren nach Rom. Dort begann sie ein Studium der Malerei und damit ihre kosmopolitische künstlerische Ausbildung, die sie durch die großen europäischen Hauptstädte führen sollte: Paris, Berlin und München, wo sie eine Schülerin von Lovis Corinth war.
Aber Paris war ihr Herzensland. Dorthin zog sie 1931, als sie, gelangweilt vom provinziellen Leben in Bursa, beschloss, ihren Mann, mit dem sie nur drei Jahre verheiratet war, zu verlassen, um sich ganz der Malerei zu widmen.
Die Ville Lumière wurde zum Schauplatz von Hale Asafs künstlerischer Wiedergeburt. Hier begann sie eine Affäre mit Antonio Aniante, einem italienischen Intellektuellen und Besitzer der Librairie-Galerie Jeune Europe, deren künstlerische Leiterin sie bald werden sollte.
In diesen Pariser Jahren führte Hale ein Bohème-Leben im Montparnasse-Viertel, stellte ihre Gemälde aus und setzte ihre künstlerische Forschung fort, indem sie Arbeiten entwickelte, die sich frei an der Malerei von Matisse orientierten, den sie sehr bewunderte:
„Nachdem sie ihren Mut wiedergefunden hatte, ging Hale wieder an die Arbeit (...); Avantgarde-Malerin und Bewunderin von Matisse (...). Sie liebte es, mit Pinseln zu arbeiten, die so groß wie Kehrichtschaufeln waren (...)“.
(A. Aniante, Memorie di Francia. Il rapisardino arcimiliardario a Montparnasse, G.C. Sansoni 1973, S. 70)

Die künstlerische Laufbahn der ‚Capinera del Bosforo‘, wie sie genannt wurde, war so kurz wie ihr kurzes Leben; ihr ohnehin schon prekärer Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends, und sie starb im Alter von nur 33 Jahren an Krebs und wurde auf dem Pariser Friedhof Thiais beigesetzt.
Antonio Aniante verließ Paris kurz nach dem Tod von Hale Asaf, denn er war zu traurig, um dort ohne seine Geliebte zu leben.
„Ich hielt diese tiefe Angst nicht lange aus, diese Trostlosigkeit, diese hartnäckige Präsenz der Erinnerungen, der Gegenstände und Bilder, die mir lieb und teuer waren; sobald es Abend wurde (...) sobald ich das Licht anmachte, erschienen plötzlich die Blumen, Landschaften, Vögel, Gewässer, Himmel und Meere, die das geliebte Geschöpf gemalt hatte, vor meinen halluzinierenden Augen. Ich stand auf, füllte einen Koffer mit Lumpen und floh, alles für immer zurücklassend: Bücher, Manuskripte, Skulpturen – alles blieb in den Händen meines Hausmeisters.“ (A. Aniante, Memorie di Francia. Il rapisardino arcimiliardario a Montparnasse, G.C. Sansoni 1973, S. 97–98)

Die Werke von Hale Asaf, die vor der Zerstreuung und Zerstörung gerettet wurden, werden in den wichtigsten türkischen Museen ausgestellt: Gemälde- und Skulpturenmuseum, Istanbul; Rezan Has Museum, Istanbul; Istanbul Modern Art Museum, Istanbul; Sakip Sabanci Museum, Istanbul, und im Gemälde- und Skulpturenmuseum, Ankara.

Expertin: Flaminia Allvin Flaminia Allvin
+39-06-699 23 671

flaminia.allvin@dorotheum.it

22.05.2024 - 18:00

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Hale Asaf


(Istanbul 1905–1938 Paris)
Ohne Titel (La France), 1932, signiert und datiert, am Keilrahmen signiert und datiert, Öl auf Leinwand, 54,5 x 65 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Jeune Europe, Paris (rückseitig Etikett)
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Paris, Galerie Jeune Europe, 1932 (rückseitig Etikett);

Hale Asaf wurde 1905 in Istanbul geboren. Als Tochter hochrangiger osmanischer Regierungsbeamter genoss sie eine wohlhabende Erziehung und eine kultivierte Ausbildung.
Als der türkische Unabhängigkeitskrieges ausbrach kam sie mit nur vierzehn Jahren nach Rom. Dort begann sie ein Studium der Malerei und damit ihre kosmopolitische künstlerische Ausbildung, die sie durch die großen europäischen Hauptstädte führen sollte: Paris, Berlin und München, wo sie eine Schülerin von Lovis Corinth war.
Aber Paris war ihr Herzensland. Dorthin zog sie 1931, als sie, gelangweilt vom provinziellen Leben in Bursa, beschloss, ihren Mann, mit dem sie nur drei Jahre verheiratet war, zu verlassen, um sich ganz der Malerei zu widmen.
Die Ville Lumière wurde zum Schauplatz von Hale Asafs künstlerischer Wiedergeburt. Hier begann sie eine Affäre mit Antonio Aniante, einem italienischen Intellektuellen und Besitzer der Librairie-Galerie Jeune Europe, deren künstlerische Leiterin sie bald werden sollte.
In diesen Pariser Jahren führte Hale ein Bohème-Leben im Montparnasse-Viertel, stellte ihre Gemälde aus und setzte ihre künstlerische Forschung fort, indem sie Arbeiten entwickelte, die sich frei an der Malerei von Matisse orientierten, den sie sehr bewunderte:
„Nachdem sie ihren Mut wiedergefunden hatte, ging Hale wieder an die Arbeit (...); Avantgarde-Malerin und Bewunderin von Matisse (...). Sie liebte es, mit Pinseln zu arbeiten, die so groß wie Kehrichtschaufeln waren (...)“.
(A. Aniante, Memorie di Francia. Il rapisardino arcimiliardario a Montparnasse, G.C. Sansoni 1973, S. 70)

Die künstlerische Laufbahn der ‚Capinera del Bosforo‘, wie sie genannt wurde, war so kurz wie ihr kurzes Leben; ihr ohnehin schon prekärer Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends, und sie starb im Alter von nur 33 Jahren an Krebs und wurde auf dem Pariser Friedhof Thiais beigesetzt.
Antonio Aniante verließ Paris kurz nach dem Tod von Hale Asaf, denn er war zu traurig, um dort ohne seine Geliebte zu leben.
„Ich hielt diese tiefe Angst nicht lange aus, diese Trostlosigkeit, diese hartnäckige Präsenz der Erinnerungen, der Gegenstände und Bilder, die mir lieb und teuer waren; sobald es Abend wurde (...) sobald ich das Licht anmachte, erschienen plötzlich die Blumen, Landschaften, Vögel, Gewässer, Himmel und Meere, die das geliebte Geschöpf gemalt hatte, vor meinen halluzinierenden Augen. Ich stand auf, füllte einen Koffer mit Lumpen und floh, alles für immer zurücklassend: Bücher, Manuskripte, Skulpturen – alles blieb in den Händen meines Hausmeisters.“ (A. Aniante, Memorie di Francia. Il rapisardino arcimiliardario a Montparnasse, G.C. Sansoni 1973, S. 97–98)

Die Werke von Hale Asaf, die vor der Zerstreuung und Zerstörung gerettet wurden, werden in den wichtigsten türkischen Museen ausgestellt: Gemälde- und Skulpturenmuseum, Istanbul; Rezan Has Museum, Istanbul; Istanbul Modern Art Museum, Istanbul; Sakip Sabanci Museum, Istanbul, und im Gemälde- und Skulpturenmuseum, Ankara.

Expertin: Flaminia Allvin Flaminia Allvin
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Moderne
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 22.05.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.05. - 22.05.2024