Lot Nr. 804


Lucio Fontana *


Lucio Fontana * - Zeitgenössische Kunst, Teil 1

(Rosario di Santa Fe, Argentinien 1899–1968 Comabbio)
Concetto spaziale, 1955, signiert, datiert L. Fontana ‘55, rückseitig betitelt, signiert, datiert, Löcher, Steine und schwarzes Acryl auf Leinwand, 50 x 40 cm, gerahmt, (PP)

Das Werk ist im Archivio Lucio Fontana unter der Nummer 3828/1 registriert.

Provenienz:
Privatsammlung, Italien - 1960 beim Künstler erworben

Ursprünglich Teil einer bedeutenden Privatsammlung in Mittelitalien, gehört dieses unveröffentlichte Juwel Lucio Fontanas künstlerischer Schöpfungen zum kurzen und dennoch intensiven Gemäldezyklus, der als „Pietre“ („Steine“) bekannt ist. In seinem beeindruckenden Werk über den Künstler beschreibt Enrico Crispolti diese Schaffensperiode folgendermaßen: „Im Jahr 1952 und insbesondere 1953 durchsticht Fontana Leinwände nicht nur und färbt sie ein, sondern bringt große Glasstücke an, die den Werken eine neue dimensionale Komplexität verleihen und durch ihr Abstehen von der Oberfläche einen Gegenpol zu den Löchern bilden, wodurch ein neues fantastisches Zusammenspiel von Licht und Farben entsteht. Zunächst befestigte er Steine auf einer monochromen Leinwand, die in einem strukturierten rhythmischen Muster durchlöchert ist (...). Daraus entwickelte sich 1954 und 1955 eine großflächige Darstellung dieser „Steine“, die in ihrer Zusammensetzung um „Taches“ erweitert wurden, und die „Löcher“ wurden durch Steine ersetzt (...). Manchmal nimmt dieses Ergebnis der Umformung der Materie, aus der sich Steine herausbilden, beinahe „barocke“ Züge an (...). Bei anderen Werken wiederum, die über große Flächen gespannt sind und trotzdem eher streng wirken, wird ein Gleichgewicht erkennbar, das aus dem Gegensatz zwischen Löchern und Steinen erzeugt wird. (...) Diese Neuheiten charakterisieren Fontanas künstlerischen Werdegang auf der 7. Quadriennale in Rom Ende 1955. Obwohl Fontana bis in die 1960er Jahre „Steine“ an Gemälden befestigte, stellt gewiss die zuvor genannte Periode den triumphalen Moment seiner Ausübung dieser Technik dar, ein zudem wichtiger Aspekt der ‚Materiologie’ Fontanas. So wie schon davor das silberne Purpurin, veranschaulicht und maximiert das farbige Glas die künstliche Natur Fontanas kreativer Intervention in ihrer intimsten Form. Der zeitgenössische Mensch wird hin- und hergerissen zwischen einer Matrix aus Ton bzw. Schlamm, der seinen zeitlichen Ursprung darstellt, und einem Umfeld in künstlichem Kreationismus, gepriesen durch das Zeitalter der Technologie. Es sind Bezüge zu Klimts chromatischen Zaubern sowie zu seinen Darstellungen in Gold und Silber, zu Ballas künstlicher Materie und zu den berühmten „Pailletten“ des Futuristen Severini (und womöglich auch zur Pracht klassischer Mosaike) erkennbar; dies ist eine Vision der Welt mit all ihrer extremen Künstlichkeit, die bereits ihrer endgültigen Auflösung entgegenblickt...

(Enrico Crispolti, Catalogo generale Lucio Fontana, Electa, 1986)

Artikel Lucio Fontana – Barock Neu

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at

20.05.2014 - 19:00

Erzielter Preis: **
EUR 653.800,-
Schätzwert:
EUR 550.000,- bis EUR 750.000,-

Lucio Fontana *


(Rosario di Santa Fe, Argentinien 1899–1968 Comabbio)
Concetto spaziale, 1955, signiert, datiert L. Fontana ‘55, rückseitig betitelt, signiert, datiert, Löcher, Steine und schwarzes Acryl auf Leinwand, 50 x 40 cm, gerahmt, (PP)

Das Werk ist im Archivio Lucio Fontana unter der Nummer 3828/1 registriert.

Provenienz:
Privatsammlung, Italien - 1960 beim Künstler erworben

Ursprünglich Teil einer bedeutenden Privatsammlung in Mittelitalien, gehört dieses unveröffentlichte Juwel Lucio Fontanas künstlerischer Schöpfungen zum kurzen und dennoch intensiven Gemäldezyklus, der als „Pietre“ („Steine“) bekannt ist. In seinem beeindruckenden Werk über den Künstler beschreibt Enrico Crispolti diese Schaffensperiode folgendermaßen: „Im Jahr 1952 und insbesondere 1953 durchsticht Fontana Leinwände nicht nur und färbt sie ein, sondern bringt große Glasstücke an, die den Werken eine neue dimensionale Komplexität verleihen und durch ihr Abstehen von der Oberfläche einen Gegenpol zu den Löchern bilden, wodurch ein neues fantastisches Zusammenspiel von Licht und Farben entsteht. Zunächst befestigte er Steine auf einer monochromen Leinwand, die in einem strukturierten rhythmischen Muster durchlöchert ist (...). Daraus entwickelte sich 1954 und 1955 eine großflächige Darstellung dieser „Steine“, die in ihrer Zusammensetzung um „Taches“ erweitert wurden, und die „Löcher“ wurden durch Steine ersetzt (...). Manchmal nimmt dieses Ergebnis der Umformung der Materie, aus der sich Steine herausbilden, beinahe „barocke“ Züge an (...). Bei anderen Werken wiederum, die über große Flächen gespannt sind und trotzdem eher streng wirken, wird ein Gleichgewicht erkennbar, das aus dem Gegensatz zwischen Löchern und Steinen erzeugt wird. (...) Diese Neuheiten charakterisieren Fontanas künstlerischen Werdegang auf der 7. Quadriennale in Rom Ende 1955. Obwohl Fontana bis in die 1960er Jahre „Steine“ an Gemälden befestigte, stellt gewiss die zuvor genannte Periode den triumphalen Moment seiner Ausübung dieser Technik dar, ein zudem wichtiger Aspekt der ‚Materiologie’ Fontanas. So wie schon davor das silberne Purpurin, veranschaulicht und maximiert das farbige Glas die künstliche Natur Fontanas kreativer Intervention in ihrer intimsten Form. Der zeitgenössische Mensch wird hin- und hergerissen zwischen einer Matrix aus Ton bzw. Schlamm, der seinen zeitlichen Ursprung darstellt, und einem Umfeld in künstlichem Kreationismus, gepriesen durch das Zeitalter der Technologie. Es sind Bezüge zu Klimts chromatischen Zaubern sowie zu seinen Darstellungen in Gold und Silber, zu Ballas künstlicher Materie und zu den berühmten „Pailletten“ des Futuristen Severini (und womöglich auch zur Pracht klassischer Mosaike) erkennbar; dies ist eine Vision der Welt mit all ihrer extremen Künstlichkeit, die bereits ihrer endgültigen Auflösung entgegenblickt...

(Enrico Crispolti, Catalogo generale Lucio Fontana, Electa, 1986)

Artikel Lucio Fontana – Barock Neu

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 1
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 20.05.2014 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.05. - 20.05.2014


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.