Lot Nr. 111 -


Meister der Veduten der Langmatt-Stiftung, oft identifiziert als Apollonio Domenichini


Meister der Veduten der Langmatt-Stiftung, oft identifiziert als Apollonio Domenichini - Alte Meister I

(Venedig tätig um 1740–1770)
Campo Santi Giovanni e Paolo, Venedig,
Öl auf Leinwand, 74 x 121 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Christie’s, London, 7. Juli 2006, Lot 235 (verkauft um £ 102.000);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Das vorliegende Gemälde, eine ungewöhnlich große Komposition des traditionell als Meister der Veduten der Langmatt-Stiftung bekannten Künstlers, zeigt den Campo dei Santi Giovanni e Paolo im Venediger Stadtteil Castello. Im Zentrum des Bildes ragt die Fassade der Scuola Grande di San Marco auf. Durch einen Brand im Jahr 1485 zerstört, wurde die Scuola unter der Leitung von Pietro Lombardo zwischen 1487 und 1490 wiedererrichtet. Die Arbeiten wurden um 1495 von Mauro Codussi beendet, der auch für die prächtigen dekorativen Elemente und die Innentreppe verantwortlich zeichnete.

Rechts hebt sich das Reiterdenkmal Bartolomeo Colleonis gegen die Seite der Kirche Santi Giovanni e Paolo ab. Der Bau der Kirche dauerte fast zwei Jahrhunderte, von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis 1430. Die Kirche gilt als Venedigs Pantheon, da sie zahlreiche Grabdenkmäler von Dogen und berühmten Persönlichkeiten beherbergt. Ihre beeindruckende Fassade, die auf dem vorliegenden Gemälde im Schatten gezeigt wird, sorgt für das Gleichgewicht der Komposition, die auf der linken Seite durch die Gebäude mit Blick auf den Rio dei Mendicanti abgeschlossen wird. Der Campo selbst wird von zahlreichen Figuren in farbenfroher Kleidung belebt, die der perspektivischen Ansicht Tiefe verleihen.

Der Name des Künstlers leitet sich von einer Reihe von dreizehn Veduten ab, die in der gleichnamigen Langmatt-Stiftung in Baden, Schweiz, aufbewahrt werden (siehe Mythos Venedig. Venezianische Veduten des 18. Jahrhunderts, Ausstellungskatalog, Museum Langmatt, Baden 1994, S. 62‒117). Dario Succi vertritt die Ansicht, dass es sich bei diesem Meister um Apollonio Facchinetti gen. Domenichini handelt (siehe D. Succi, Il fiore di Venezia. Dipinti dal Seicento all’Ottocento in collezioni private, Gorizia 2014, S. 220‒227).

Domenichinis Name ist 1757 als der fraglia (Zunft) der Maler von Venedig zugehörig verzeichnet (E. Favaro, L’arte dei pittori in Venezia e i suoi statuti, Florenz 1975, S. 158). Obgleich uns nur relativ spärliche Einzelheiten über sein Leben bekannt sind, haben Gelehrte begonnen, anhand seiner Gemälde und verschiedener archivalischer Quellen ein vollständigeres Bild zu konstruieren. In jüngster Zeit hat Lino Moretti, der das Geburtsdatum des venezianischen Künstlers mit 1715 bestimmt hat (siehe L. Moretti, Di Apollonio Facchinetti detto Domenichini [1715‒1757] e altri pittori di quella famiglia, in: Arte Veneta, 68, S. 319‒323), den richtigen Nachnamen des Künstlers ebenfalls als Facchinetti angegeben. Dies aufgrund der Tatsache, dass in einem Dokument vom 6. August 1702 Apollonios Vater, der selbst auch Maler war, als „Domenico Facchinetti detto Domenichini“ bezeichnet wird; daraus lässt sich ableiten, dass Domenichini möglicherweise der Spitzname der Mitglieder der Familie Facchinetti war, die Künstler waren.

Domenichini könnte ein Schüler Luca Carlevarijs (1663‒1730) und ab etwa 1740 selbstständig tätig gewesen sein. Die homogene Gruppe in der Stiftung Langmatt wurde aufgrund von architektonischen Details auf etwa 1744 datiert. Domenichinis Werk wurde von Succi mit den Arbeiten von Michele Marieschi (1710‒1743) und Francesco Albotto (1721‒1757) in Verbindung gebracht.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

08.06.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Meister der Veduten der Langmatt-Stiftung, oft identifiziert als Apollonio Domenichini


(Venedig tätig um 1740–1770)
Campo Santi Giovanni e Paolo, Venedig,
Öl auf Leinwand, 74 x 121 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Christie’s, London, 7. Juli 2006, Lot 235 (verkauft um £ 102.000);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Das vorliegende Gemälde, eine ungewöhnlich große Komposition des traditionell als Meister der Veduten der Langmatt-Stiftung bekannten Künstlers, zeigt den Campo dei Santi Giovanni e Paolo im Venediger Stadtteil Castello. Im Zentrum des Bildes ragt die Fassade der Scuola Grande di San Marco auf. Durch einen Brand im Jahr 1485 zerstört, wurde die Scuola unter der Leitung von Pietro Lombardo zwischen 1487 und 1490 wiedererrichtet. Die Arbeiten wurden um 1495 von Mauro Codussi beendet, der auch für die prächtigen dekorativen Elemente und die Innentreppe verantwortlich zeichnete.

Rechts hebt sich das Reiterdenkmal Bartolomeo Colleonis gegen die Seite der Kirche Santi Giovanni e Paolo ab. Der Bau der Kirche dauerte fast zwei Jahrhunderte, von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis 1430. Die Kirche gilt als Venedigs Pantheon, da sie zahlreiche Grabdenkmäler von Dogen und berühmten Persönlichkeiten beherbergt. Ihre beeindruckende Fassade, die auf dem vorliegenden Gemälde im Schatten gezeigt wird, sorgt für das Gleichgewicht der Komposition, die auf der linken Seite durch die Gebäude mit Blick auf den Rio dei Mendicanti abgeschlossen wird. Der Campo selbst wird von zahlreichen Figuren in farbenfroher Kleidung belebt, die der perspektivischen Ansicht Tiefe verleihen.

Der Name des Künstlers leitet sich von einer Reihe von dreizehn Veduten ab, die in der gleichnamigen Langmatt-Stiftung in Baden, Schweiz, aufbewahrt werden (siehe Mythos Venedig. Venezianische Veduten des 18. Jahrhunderts, Ausstellungskatalog, Museum Langmatt, Baden 1994, S. 62‒117). Dario Succi vertritt die Ansicht, dass es sich bei diesem Meister um Apollonio Facchinetti gen. Domenichini handelt (siehe D. Succi, Il fiore di Venezia. Dipinti dal Seicento all’Ottocento in collezioni private, Gorizia 2014, S. 220‒227).

Domenichinis Name ist 1757 als der fraglia (Zunft) der Maler von Venedig zugehörig verzeichnet (E. Favaro, L’arte dei pittori in Venezia e i suoi statuti, Florenz 1975, S. 158). Obgleich uns nur relativ spärliche Einzelheiten über sein Leben bekannt sind, haben Gelehrte begonnen, anhand seiner Gemälde und verschiedener archivalischer Quellen ein vollständigeres Bild zu konstruieren. In jüngster Zeit hat Lino Moretti, der das Geburtsdatum des venezianischen Künstlers mit 1715 bestimmt hat (siehe L. Moretti, Di Apollonio Facchinetti detto Domenichini [1715‒1757] e altri pittori di quella famiglia, in: Arte Veneta, 68, S. 319‒323), den richtigen Nachnamen des Künstlers ebenfalls als Facchinetti angegeben. Dies aufgrund der Tatsache, dass in einem Dokument vom 6. August 1702 Apollonios Vater, der selbst auch Maler war, als „Domenico Facchinetti detto Domenichini“ bezeichnet wird; daraus lässt sich ableiten, dass Domenichini möglicherweise der Spitzname der Mitglieder der Familie Facchinetti war, die Künstler waren.

Domenichini könnte ein Schüler Luca Carlevarijs (1663‒1730) und ab etwa 1740 selbstständig tätig gewesen sein. Die homogene Gruppe in der Stiftung Langmatt wurde aufgrund von architektonischen Details auf etwa 1744 datiert. Domenichinis Werk wurde von Succi mit den Arbeiten von Michele Marieschi (1710‒1743) und Francesco Albotto (1721‒1757) in Verbindung gebracht.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 08.06.2021