(Genua 1609/1616–1664/1670 Mantua)
Ein Satyr mit einer Tierherde bei einer Herme,
Öl auf Leinwand, 36 x 70,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Anna Orlando, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat. Sie datiert das Werk um 1632/1633, in die Zeit von Giovanni Benedetto Castigliones erstem Romaufenthalt. Ihr schriftliches Gutachten liegt diesem Lot bei.

Die ausgewogene Anordnung der figürlichen und landschaftlichen Bildelemente sowie die dominierenden erdigen Ockertöne mit Akzenten in Blau, Rot und Grün sind typisch für Grechettos Werk. Die querformatige Komposition dieses Gemäldes nimmt Bezug auf zwei vergleichbare Werke Grechettos mit Darstellungen von Circe und Odysseus bzw. Juno mit Io und Argus, beide in Privatsammlungen (siehe Anna Orlando, Gio. Benedetto Castiglione. Il Grechetto Genovese a Roma. Commitenza e opera, Genua 2022, Kat.-Nr. 4a, 4b, S. 104–107). Trotz der abweichenden Maße hat Orlando die Vermutung geäußert, dass die drei Gemälde zu einer Serie gehören könnten, die für die Ausstattung eines Privatgemachs, etwa das Studiolo eines seiner Sammler, geschaffen wurde.

Giovanni Benedetto Castiglione wurde 1609 in Genua geboren. In den 1620er-Jahren lernte er in der Werkstatt von Sinibaldo Scorza und wurde von den Werken Giovanni Battista Paggis und Andrea de Ferraris beeinflusst – in einem künstlerischen Klima, das stark von den Genueser Aufenthalten von Rubens und van Dyck geprägt war. Ab 1632 ist er zusammen mit seinem Bruder Salvatore in Rom dokumentiert, wo er bald zum Mitglied der Accademia di San Luca gewählt wurde. Der Kontakt mit den gebildeten Kreisen Roms, der Einfluss der die klassische Antike heraufbeschwörenden Malerei Nicolas Poussins und die spätere Berührung mit der neapolitanischen Kunstwelt, insbesondere mit Aniello Falcone und Andrea De Leone, sollten für Castigliones Aneignung des Barockstils ausschlaggebend sein und ihn verändern. Anschließend hielt er sich zwischen 1647 und 1651 zum zweiten Mal in Rom auf. Anfang der 1650er-Jahre wurde Grechetto an den Hof der Gonzaga berufen, wo er über ein Jahrzehnt lang tätig war und auch als Vermittler beim Erwerb von Gemälden für die herzoglichen Sammlungen fungierte. Er starb 1664 in Mantua.