Lot Nr. 254


Nordeuropäische Schule, frühes 17. Jahrhundert


Nordeuropäische Schule, frühes 17. Jahrhundert - Alte Meister

Pietà,
Öl auf Holz, 66,5 x 48,4 cm, ungerahmt

Dieses Gemälde ist – mit geringfügigen Abweichungen – die Kopie eines Bildes von Paolo Veronese, das sich heute in der Eremitage in St. Petersburg befindet. Letzteres, eine monumentale Arbeit von 147 x 112 cm, gehört zu den eindrucksvollsten Werken aus Veroneses später Schaffenszeit um 1580. Entdeckt und erstmals genannt wurde es 1584 von Vincenzo Borghini in der venezianischen Kirche Santi Giovanni e Paolo. Als ein berühmtes Kunstwerk wurde Veroneses Bild im frühen 17. Jahrhundert verkauft und gelangte über Frankreich nach St. Petersburg, wo es 1772 ankam. Als es sich noch in Venedig befand, wurde Veroneses Bild von Agostino Carracci in einem auf 1582 datierten Druck originalgetreu abgebildet.

Im Vergleich mit Veroneses Original und dem Carracci-Druck weist das vorliegende Bild einige Unterschiede auf (abgesehen von der Tatsache, dass es spiegelverkehrt ist, was darauf hinweisen könnte, dass es von einer anderen, bislang unbekannten Druckfassung kopiert wurde). Am auffallendsten ist, dass auf dem vorliegenden Bild der Kopf Christi nach rechts gewendet ist, anstatt an dem helfend bereitstehenden Engel zu lehnen. Bei näherer Betrachtung macht man eine interessante Feststellung: In der Kopie wurde die Kopfposition verändert; ursprünglich stimmte sie mit der in Veroneses Original überein. Auch der Kopf der Jungfrau Maria wird in einer frontaleren Ansicht als auf Veroneses Gemälde gezeigt. Schließlich, und dies ist der interessanteste Punkt, tritt das Arma-Christi-Kreuz hier sehr viel prominenter hervor als in Veroneses Originalkomposition. Offensichtlich interpretierte der unbekannte kopierende Künstler das Bild auf seine eigene Weise, wobei er der Szene sogar noch mehr Dramatik verlieh und die Ikonographie der Passion hervorhob. Die an einigen Stellen sichtbare präzise Unterzeichnung könnte den Maler des vorliegenden Bildes als einen Nordeuropäer ausweisen, es ist jedoch unmöglich, diesbezüglich nähere Angaben zu machen.

Wir danken Bernard Aikema für die Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

20.10.2015 - 18:00

Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Nordeuropäische Schule, frühes 17. Jahrhundert


Pietà,
Öl auf Holz, 66,5 x 48,4 cm, ungerahmt

Dieses Gemälde ist – mit geringfügigen Abweichungen – die Kopie eines Bildes von Paolo Veronese, das sich heute in der Eremitage in St. Petersburg befindet. Letzteres, eine monumentale Arbeit von 147 x 112 cm, gehört zu den eindrucksvollsten Werken aus Veroneses später Schaffenszeit um 1580. Entdeckt und erstmals genannt wurde es 1584 von Vincenzo Borghini in der venezianischen Kirche Santi Giovanni e Paolo. Als ein berühmtes Kunstwerk wurde Veroneses Bild im frühen 17. Jahrhundert verkauft und gelangte über Frankreich nach St. Petersburg, wo es 1772 ankam. Als es sich noch in Venedig befand, wurde Veroneses Bild von Agostino Carracci in einem auf 1582 datierten Druck originalgetreu abgebildet.

Im Vergleich mit Veroneses Original und dem Carracci-Druck weist das vorliegende Bild einige Unterschiede auf (abgesehen von der Tatsache, dass es spiegelverkehrt ist, was darauf hinweisen könnte, dass es von einer anderen, bislang unbekannten Druckfassung kopiert wurde). Am auffallendsten ist, dass auf dem vorliegenden Bild der Kopf Christi nach rechts gewendet ist, anstatt an dem helfend bereitstehenden Engel zu lehnen. Bei näherer Betrachtung macht man eine interessante Feststellung: In der Kopie wurde die Kopfposition verändert; ursprünglich stimmte sie mit der in Veroneses Original überein. Auch der Kopf der Jungfrau Maria wird in einer frontaleren Ansicht als auf Veroneses Gemälde gezeigt. Schließlich, und dies ist der interessanteste Punkt, tritt das Arma-Christi-Kreuz hier sehr viel prominenter hervor als in Veroneses Originalkomposition. Offensichtlich interpretierte der unbekannte kopierende Künstler das Bild auf seine eigene Weise, wobei er der Szene sogar noch mehr Dramatik verlieh und die Ikonographie der Passion hervorhob. Die an einigen Stellen sichtbare präzise Unterzeichnung könnte den Maler des vorliegenden Bildes als einen Nordeuropäer ausweisen, es ist jedoch unmöglich, diesbezüglich nähere Angaben zu machen.

Wir danken Bernard Aikema für die Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 20.10.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.10. - 20.10.2015