Lot Nr. 41


Jean Fautrier *


(Paris 1898–1964 Chatenay)
Nu, 1928, signiert Fautrier, auf der Rückseite bezeichnet Déodat, Öl auf Leinwand, 100 x 65 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Jeanne Castel & Paul Guillaume, Paris
Jeanne Castel Paris/Domenica Walter-Guillaume, Paris (rückseitig bezeichnet)
Galerie Jeanne Castel, Paris
Sammlung Jean Yankel, Paris (1976)
Sammlung Jacques Weiss, Paris
Galerie Neuendorf, Berlin
Galerie Daniel Varenne, Genf
Privatsammlung, Norddeutschland

Ausgestellt:
Galerie Jeanne Castel, Jean Fautrier. En hommage à Jeanne Castel, April – June 1971, Paris

Literatur:
Giorgio Galansino, Jean Fautrier: A Chronology of his Early Paintings (1921-1942), Dissertation, University of Chicago, 1973, Nr. 76
Marcel André Stalter, Recherche sur l’oeuvre de Jean Fautrier de son commencement à 1940. Essai de catalogue méthodique et d'interprétation, Dissertation, Universität Sorbonne, 1982, Nr. 237
Marie-José Lefort, Fautrier. Catalogue Raisonné de l’oeuvre peint, Paris 2023, Nr. 370, S. 248 mit Farbabb.

Fautriers Gemälde waren von Anfang an von zwei grundlegenden Fragen geprägt. Die eine war die Technik der Malerei selbst. Die andere Frage war die nach der Serie, nach der Schaffung von Bildern, die ein gemeinsames Format und ein gemeinsames Motiv haben und in denen die Figuren auf eine kleine Anzahl von visuellen Zeichen reduziert sind. Mit dieser Vorstellung von Serie begann er bereits in den 1920er Jahren. Seine damals figurative Malerei ist den traditionellen Genres verschrieben: Stillleben, Landschaften und Akte, die von einem rohen Realismus zu einer Darstellung führen, die aus einem dunklen Licht mit fast abstrakten Formen besteht. Fautriers schwarze Visionen fordern die Schärfe der Farbe. Im 19. Jahrhundert von Goya in düsteren Phantasmen getrieben, von Manet und Malewitsch wiederentdeckt, wird Schwarz zu Beginn des 20. Jahrhunderts in seinem tiefsten Wesen erkannt und bisweilen jenseits von Trauer und Melancholie zur erhebenden wie subtilen Architektur der zweidimensionalen Leinwand: „Le noir est une couleur!“ (Matisse). Am Ende dieses als „schwarze Periode“ bezeichneten Abschnitts, steht Nu an der diffus-rätselhaften Grenze zwischen Vision und Traum, in dem sein Körper in eine scheinbar schwerelose Dunkelheit eingetaucht wird, seine Silhouette verschmelzend mit dem grau-schwarzen Hintergrund, oszillierend zwischen Form und Inhalt, Leben und Tod, Erotisierung und Zersetzung.

„Es gibt nichts Eindeutiges, das nicht einen dunklen Teil enthält. Es wäre wenig; es gibt nichts Eindeutiges, das nicht gemäß dem undurchsichtigen Teil, den es enthält, eindeutig ist. Ich stelle mir jedoch ein Gemälde vor, das, um anzufangen, diesen Teil des Undefinierbaren und den dunklen Fleck aufgreift.“

(Jean Paulhan, Catalogo della mostra di Jean Fautrier, Galleria Apollinaire, Mailand 1958, S. 175)

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de

22.05.2024 - 18:00

Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Jean Fautrier *


(Paris 1898–1964 Chatenay)
Nu, 1928, signiert Fautrier, auf der Rückseite bezeichnet Déodat, Öl auf Leinwand, 100 x 65 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Jeanne Castel & Paul Guillaume, Paris
Jeanne Castel Paris/Domenica Walter-Guillaume, Paris (rückseitig bezeichnet)
Galerie Jeanne Castel, Paris
Sammlung Jean Yankel, Paris (1976)
Sammlung Jacques Weiss, Paris
Galerie Neuendorf, Berlin
Galerie Daniel Varenne, Genf
Privatsammlung, Norddeutschland

Ausgestellt:
Galerie Jeanne Castel, Jean Fautrier. En hommage à Jeanne Castel, April – June 1971, Paris

Literatur:
Giorgio Galansino, Jean Fautrier: A Chronology of his Early Paintings (1921-1942), Dissertation, University of Chicago, 1973, Nr. 76
Marcel André Stalter, Recherche sur l’oeuvre de Jean Fautrier de son commencement à 1940. Essai de catalogue méthodique et d'interprétation, Dissertation, Universität Sorbonne, 1982, Nr. 237
Marie-José Lefort, Fautrier. Catalogue Raisonné de l’oeuvre peint, Paris 2023, Nr. 370, S. 248 mit Farbabb.

Fautriers Gemälde waren von Anfang an von zwei grundlegenden Fragen geprägt. Die eine war die Technik der Malerei selbst. Die andere Frage war die nach der Serie, nach der Schaffung von Bildern, die ein gemeinsames Format und ein gemeinsames Motiv haben und in denen die Figuren auf eine kleine Anzahl von visuellen Zeichen reduziert sind. Mit dieser Vorstellung von Serie begann er bereits in den 1920er Jahren. Seine damals figurative Malerei ist den traditionellen Genres verschrieben: Stillleben, Landschaften und Akte, die von einem rohen Realismus zu einer Darstellung führen, die aus einem dunklen Licht mit fast abstrakten Formen besteht. Fautriers schwarze Visionen fordern die Schärfe der Farbe. Im 19. Jahrhundert von Goya in düsteren Phantasmen getrieben, von Manet und Malewitsch wiederentdeckt, wird Schwarz zu Beginn des 20. Jahrhunderts in seinem tiefsten Wesen erkannt und bisweilen jenseits von Trauer und Melancholie zur erhebenden wie subtilen Architektur der zweidimensionalen Leinwand: „Le noir est une couleur!“ (Matisse). Am Ende dieses als „schwarze Periode“ bezeichneten Abschnitts, steht Nu an der diffus-rätselhaften Grenze zwischen Vision und Traum, in dem sein Körper in eine scheinbar schwerelose Dunkelheit eingetaucht wird, seine Silhouette verschmelzend mit dem grau-schwarzen Hintergrund, oszillierend zwischen Form und Inhalt, Leben und Tod, Erotisierung und Zersetzung.

„Es gibt nichts Eindeutiges, das nicht einen dunklen Teil enthält. Es wäre wenig; es gibt nichts Eindeutiges, das nicht gemäß dem undurchsichtigen Teil, den es enthält, eindeutig ist. Ich stelle mir jedoch ein Gemälde vor, das, um anzufangen, diesen Teil des Undefinierbaren und den dunklen Fleck aufgreift.“

(Jean Paulhan, Catalogo della mostra di Jean Fautrier, Galleria Apollinaire, Mailand 1958, S. 175)

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Moderne
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 22.05.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.05. - 22.05.2024