Lot Nr. 2


Egon Schiele


Egon Schiele - Klassische Moderne

(Tulln 1890–1918 Wien)
Frauenkopf, signiert, datiert Egon Schiele 1918, schwarzer Stift auf Papier, Blattgröße 46,3 x 29,5 cm, gerahmt

Jane Kallir, Egon Schiele: The Complete Works, New York 1990, S. 607, Nr. D. 2209, mit Abb.
Jane Kallir, Egon Schiele: The Complete Works, New York 1998, S. 607, Nr. D. 2009, mit Abb.

Provenienz:
Privatsammlung, Salzburg, seit den frühen 1930er Jahren

Übersetzt aus einem Beitrag von Jane Kallir
© Jane Kallir

Egon Schiele erreichte den Höhepunkt seiner Künstlerkarriere 1918. Eine beinahe ausverkaufte Ausstellung in der Wiener Sezession im März bekräftigte seine Position als Österreichs führender Künstler. (Oskar Kokoschka lebte damals in Deutschland und Gustav Klimt war bedauerlicherweise im Februar gestorben.) Schieles neuer Status brachte ihm eine Reihe von Portraitaufträgen ein und erstmals war eine bedeutende Anzahl seiner Kundinnen weiblich. Obwohl der Künstler keines dieser beauftragten Gemälde jemals zu seinen Lebzeiten mit Öl auf die Leinwand bringen sollte, so zeigen seine Zeichnungen von 1917-18 jedoch eine neu entdeckte Sensibilität für die weiblichen Portaitmodelle.

Es ist anzunehmen, dass es sich bei Frauenkopf um ein solches Auftragsportrait handelte. Da es jedoch die einzig bekannte Darstellung der Portraitierten ist, ist es unwahrscheinlich, dass ein Ölgemälde geplant war. Seiner Gewohnheit folgend, richtete Schiele hier seinen Blick auf Gesicht und Hände. Damit war er nicht der einzige Künstler, der diese für die suggestivsten aller menschlichen Züge hielt. Das Modell hinter Frauenkopf ist bis heute unbekannt.

1918 hatte Schiele sein zeichnerisches Geschick derart verfeinert, dass er seine Modelle mit einem einzigen, praktisch ungebrochenen Schwung seines Stiftes festzuhalten vermochte. Durch seine stets zügige Arbeitsweise hatte er die perfekte Linienführung gefunden. Er musste nicht wie früher falsche Konturen neu zeichnen oder beschönigen, obwohl ihm beizeiten zeichnerische Fehler unterliefen. Diese Fehler sollten jedoch nicht als Schlampigkeit gewertet werden, sondern zeugen vielmehr von seinem Tempo. Die ungewöhnliche Schnelligkeit des Künstlers ließ ihn jedoch gelegentlich, ähnlich wie einen Profirennfahrer, ins Schleudern geraten. Normalerweise behielt er allerdings die volle Kontrolle und in Zeichnungen wie Frauenkopf erreichte er einen noch nie dagewesenen Grad an Präzision. Nur wenige Künstler vermochten es, das Wesen ihrer Modelle mit so sparsamen Mitteln auszudrücken.

21.11.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 210.400,-
Schätzwert:
EUR 200.000,- bis EUR 300.000,-

Egon Schiele


(Tulln 1890–1918 Wien)
Frauenkopf, signiert, datiert Egon Schiele 1918, schwarzer Stift auf Papier, Blattgröße 46,3 x 29,5 cm, gerahmt

Jane Kallir, Egon Schiele: The Complete Works, New York 1990, S. 607, Nr. D. 2209, mit Abb.
Jane Kallir, Egon Schiele: The Complete Works, New York 1998, S. 607, Nr. D. 2009, mit Abb.

Provenienz:
Privatsammlung, Salzburg, seit den frühen 1930er Jahren

Übersetzt aus einem Beitrag von Jane Kallir
© Jane Kallir

Egon Schiele erreichte den Höhepunkt seiner Künstlerkarriere 1918. Eine beinahe ausverkaufte Ausstellung in der Wiener Sezession im März bekräftigte seine Position als Österreichs führender Künstler. (Oskar Kokoschka lebte damals in Deutschland und Gustav Klimt war bedauerlicherweise im Februar gestorben.) Schieles neuer Status brachte ihm eine Reihe von Portraitaufträgen ein und erstmals war eine bedeutende Anzahl seiner Kundinnen weiblich. Obwohl der Künstler keines dieser beauftragten Gemälde jemals zu seinen Lebzeiten mit Öl auf die Leinwand bringen sollte, so zeigen seine Zeichnungen von 1917-18 jedoch eine neu entdeckte Sensibilität für die weiblichen Portaitmodelle.

Es ist anzunehmen, dass es sich bei Frauenkopf um ein solches Auftragsportrait handelte. Da es jedoch die einzig bekannte Darstellung der Portraitierten ist, ist es unwahrscheinlich, dass ein Ölgemälde geplant war. Seiner Gewohnheit folgend, richtete Schiele hier seinen Blick auf Gesicht und Hände. Damit war er nicht der einzige Künstler, der diese für die suggestivsten aller menschlichen Züge hielt. Das Modell hinter Frauenkopf ist bis heute unbekannt.

1918 hatte Schiele sein zeichnerisches Geschick derart verfeinert, dass er seine Modelle mit einem einzigen, praktisch ungebrochenen Schwung seines Stiftes festzuhalten vermochte. Durch seine stets zügige Arbeitsweise hatte er die perfekte Linienführung gefunden. Er musste nicht wie früher falsche Konturen neu zeichnen oder beschönigen, obwohl ihm beizeiten zeichnerische Fehler unterliefen. Diese Fehler sollten jedoch nicht als Schlampigkeit gewertet werden, sondern zeugen vielmehr von seinem Tempo. Die ungewöhnliche Schnelligkeit des Künstlers ließ ihn jedoch gelegentlich, ähnlich wie einen Profirennfahrer, ins Schleudern geraten. Normalerweise behielt er allerdings die volle Kontrolle und in Zeichnungen wie Frauenkopf erreichte er einen noch nie dagewesenen Grad an Präzision. Nur wenige Künstler vermochten es, das Wesen ihrer Modelle mit so sparsamen Mitteln auszudrücken.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.11.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.11. - 21.11.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.