(tätig in Korfu, dokumentiert 1664)
Der heilige Demetrios von Thessaloniki zu Pferde, umgeben von Episoden aus seinem Leben:
(oben) Begegnung des heiligen Demetrios mit Kaiser Maximilian; Gefangennahme des heiligen Demetrios; Der heilige Demetrios segnet Nestor;
(unten) Nestor tötet Lyaeus; Martyrium des heiligen Demetrios; Begräbnis des heiligen Demetrios;
rückseitig signiert und bezeichnet: IC XC NI KA / XEIP ΓεωρΓ[…] / Δαµιστρά [Jesus Christ bezwingt / die Hand des Georg(…) / Damistra],
Tempera auf Goldgrundtafel, 47,5 x 36,5 cm, in einem Rahmen des 17. Jahrhunderts, bemalt mit marianischen Szenen und Symbolen der Evangelisten in den Ecken

Provenienz:
Kunsthandel, Rom;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
Venedig, Pinacoteca Manfrediniana, Seminario Patriarcale – Basilica di Santa Maria della Salute, San Demetrio di Giorgio da Mistra, hg. von A. Donati, S. Marchioni, 26. Oktober 2019 – 6. Januar 2020 (als Giorgio da Mistra)

Literatur:
A. Donati, L’icona della vita di San Demetrio firmata dal pittore Giorgio da Mistra, in: The Art Master, Nr. 4, 2020, S. 114–133 (als Giorgio da Mistra);
E. H. Knight, Analisi delle tecniche di esecuzione dell’icona di San Demetrio, in: The Art Master, Nr. 4, 2020, S. 134–139 (als Giorgio da Mistra);
M. Stroyanova, Giorgio Damistra (1650–?), Theodoro Poulakis (1620–1692) e il Barocco Levantino, in: Annali di Ca’Foscari. Serie Orientale, Nr. 56, 2020, S. 10–37 (als Giorgio da Mistra)

Wir danken Andrea Donati für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes. Außerdem danken wir Maria Paphiti für ihre Unterstützung bei der Katalogisierung.

Bei der vorliegenden Ikone mit der Darstellung des heiligen Demetrius von Thessaloniki zu Pferde, umgeben von Szenen aus seinem Leben, handelt es sich um das einzige bekannte signierte Werk von Georgios Damistras.

Georgios Damistras war der Schüler von Theodoros Poulakis (1620–1692?). Ein Vertrag von 1664 belegt, dass er von seinem Vater in der Werkstatt Poulakis’ in die Lehre gegeben wurde. Der Vertrag wurde auf Korfu (Kerkyra) von Poulakis und Georgios Damistras’ Vater Marinos unterzeichnet (siehe A. Stravopoulou-Makri, Die Präsenz des Künstlers Theodoros Poulakis auf Korfu (in Griechisch), in: Cretan Chronicles, 1988–1990, S. 212–223). Als Georgios Damistras in die Werkstatt Poulakis’ eintrat, hielt sich dieser noch auf Korfu auf, doch der Vertrag verpflichtete ihn, seinem Meister nach Venedig und in die Levante zu folgen.

Die vorliegende Ikone kann um 1670–1675 datiert werden. Sie belegt die künstlerische Reife, zu der Georgios Damistras nach wenigen Jahren der Ausbildung in Poulakis’ Werkstatt gefunden hatte. Sein Stil ist wohl einer der eigenständigsten im damaligen Kunstschaffen und vereint die traditionelle Ikonenmalerei mit westlichen Einflüssen. In seiner postbyzantinischen Bildsprache zeigt sich Damistras’ Antwort auf den Realismus der zeitgenössischen westeuropäischen Malerei, die durch die Verbreitung von Druckgrafiken in Venedig und seinen Kolonien Beliebtheit erlangte.

Die Züge der dargestellten Figuren und die Signatur Δαµιστρά [Damistra] auf der Rückseite unterhalb eines roten Kreuzes (siehe Abb. 1) in einer für Notare typischen Art legen nahe, dass Georgios Damistras sehr gebildet war. Die Verkündigung im Museo Correr in Venedig (Inv.-Nr. c.n. 533), die bis dato der Werkstatt Poulakis’ zugeschrieben war, könnte ihm zugeschrieben werden.

Die Figur des heiligen Demetrios im vorliegenden Gemälde ist den heiligen Kriegern in einer Theodoros Poulakis zugeschriebenen Ikone vergleichbar, die sich im Staatlichen Historischen Museum von Tirana befindet (Inv.-Nr. T8; siehe M. Stroyanova, I rapporti artistici tra Venezia, l’Albania e il Levante alla fine del XVII secolo, in: Annali di Ca’Foscari, 2006, S. 291).

Die Ikone des heiligen Demetrios befindet sich in einem Holzrahmen, der mit Szenen aus dem Marienleben bemalt ist, darunter Christi Geburt, Verkündigung und Entschlafung, zusammen mit den vermutlich von einem Mitarbeiter Georgios Damistras’ ausgeführten Symbolen der Evangelisten.