Lot Nr. 14 -


Agnolo Bronzino Werkstatt


Agnolo Bronzino Werkstatt - Alte Meister I

(Monticelli 1503–1572 Florenz)
Bildnis von Cosimo I. de’ Medici, Großherzog der Toskana (1519–1574),
Öl auf Holz, 92 x 74 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung C. Zilva, London, 1939;
Auktion, Sotheby’s, London, 30. Mai 1962, Lot 35 (als Bronzino, erworben durch Dauphine);
Auktion, Sotheby's, London, 18. Oktober 1995, Lot 12 (als Bronzino-Werkstatt);
Privatsammlung, Italien;
Kunsthandel, Italien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
Florenz, Palazzo Medici-Riccardi, Mostra Medicea, 1939, Nr. 7 (als Bronzino)

Literatur:
U. Ojetti, Mostra Medicea, Ausstellungskatalog, Florenz 1939, S. 143, Nr. 7, Abb. 59 (als Bronzino und vermutlich die Urfassung);
E. Baccheschi, L’opera completa del Bronzino, Mailand 1973, S. 104, Kat.-Nr. 113 h;
K. Langedijk, The Portraits of the Medici 15th–18th Centuries, Florenz 1981, Nr. 27–36, Kopie 5;
R. B. Simon, Bronzino’s Portraits of Cosimo I de’ Medici, s.l. 1982, S. 304, Kat.-Nr. B34 (als Bronzino-Werkstatt)

Das vorliegende Gemälde ist in der Fotateca Zeri unter Nr. 36708 verzeichnet (als Bronzino-Werkstatt).

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um eine leicht abgewandelte Werkstattfassung desjenigen Bildnisses, das Bronzino von Cosimo I. de’ Medici um 1555–1560 angefertigt hatte. Mehrere Versionen dieser Komposition sind bekannt, darunter eine Fassung in der Galleria Sabauda in Turin (Inv.-Nr. 123). Bis heute ist in der Kunstwissenschaft strittig, welche davon die Urfassung darstellt. Im Jahr 1939 galt das vorliegende Gemälde in einer Ausstellung im Palazzo Medici in Florenz als eben dieser Prototyp, wohingegen sich spätere Beiträge für eine Entstehung des Porträts in Bronzinos Werkstatt aussprechen. Eine Ausführung durch Bronzinos wichtigsten Werkstattmitarbeiter Alessandro Allori (1535–1607) wurde vorgeschlagen.

Das erste Staatsporträt, das Bronzino von Cosimo angefertigt hatte, entstand gegen Mitte der 1540er-Jahre und zeigt Cosimo in Prunkrüstung als Anspielung auf die militärischen Erfolge des jungen Herzogs. 1555–1560 gab Cosimo bei Bronzino ein neues Porträt in Auftrag, auf dem er nun in ein prächtiges goldbesticktes Gewand aus Pelz und violetter Seide gekleidet erscheint. Komplettiert wird das Kostüm durch das Goldene Vlies, das Cosimo im Jahr 1545 von Kaiser Karl V. verliehen worden war. 1555 fand mit dem Sieg über Siena die territoriale Ausdehnung des Herzogtums Florenz ihr vorläufiges Ende, und es folgten Jahre der staatlichen Konsolidierung und des Friedens. Dem galt es mit einem neuen offiziellen Porträt des Regenten Ausdruck zu verleihen. Der sogenannte Turiner Typus zeigt Cosimo als Halbfigur in Dreiviertelansicht mit dem Blick nach rechts gewandt. In seinen Händen hält er je nach Fassung ein Taschentuch oder Handschuhe. Vasari kannte diese reifere Version aus eigener Anschauung und beschrieb sie als sehr lebensnah (siehe G. Vasari, Le vite de’ più eccellenti pittori, scultori ed architettori, hrsg. v. R. Bettarini, P. Barocchi, Florenz 1966–87, VI, S. 235f.).

Cosimo verstand es, sein eindrucksvolles Bildnis als diplomatisches Instrument einzusetzen; oft schenkte machte er Porträts Familienmitgliedern, aber auch politischen Verbündeten als Zeichen seiner Freundschaft zum Geschenk. Ein gut dokumentiertes Beispiel ist das Bildnis des Turiner Typs, das Cosimo Emanuele Filiberto, dem Herzog von Savoyen, überließ und das in der Guardaroba Medicea als „per mandare al Duca di Savoia“ erwähnt wird (Archivio di Stato, Florenz, Inv. Guardaroba Filza 65, 1560–1567, fol. 160b). Des Weiteren reihen sich dazu die Kopien der Bildnisse von Cosimo und seiner Frau, die der Großherzog dem einflussreichen Kardinal Granvelle überreichte. Das Inventar der Guardaroba von 1560 bis 1567 vermerkt, dass Porträts Cosimos an den Heerführe Karls V. Giovanni Battista Castaldo, an Albert V. von Bayern und an den Cavaliere de Nobili geschickt wurden.

Cosimos Vater Giovanni dalle Bande Nere war ein gefeierter condottiere. Er gehörte einer Nebenlinie der Familie an, und nichts wies darauf hin, dass Cosimo einmal die Geschicke der Stadt lenken würde. In der Tat gelang es ihm, die Medici-Dynastie, die die Stadt bis ins frühe 18. Jahrhundert regieren sollte, neu zu beleben. Cosimo de’ Medici zog nach einigen innerfamiliären Streitigkeiten in die Stadt ein und übernahm im Alter von nur 17 Jahren die Herrschaft. Bald stieg er zu großer Macht auf und regierte bis 1564, als er zugunsten seines Sohnes Francesco abdankte. Kaiser Karl V. ernannte ihn zum Herzog von Florenz.

Cosimo war ein bedeutender Förderer der Künste. Unter ihm entstanden die Uffizien mit dem vorrangigen Ziel, dort den Regierungssitz einzurichten; im Laufe der Zeit wurden sie zum Museum. Nachdem er zuerst im Palazzo Medici-Riccardi an der Via Larga und dann im Palazzo Vecchio residiert hatte, verlegte er seinen Wohnsitz in den Palazzo Pitti und leitete dort die Errichtung der Boboli-Gärten in die Wege. Cosimo hatte Bronzino in den späten 1530er-Jahren zu seinem offiziellen Hofmaler ernannt. Bronzino war bei Pontormo, ebenfalls einem Hofmaler der Medici, ausgebildet worden, mit dem zusammen er an einer Reihe wichtiger künstlerischer Projekte gearbeitet hatte. Er schuf religiöse und mythologische Gemälde, doch wurde er vor allem als großer Porträtist gefeiert. Bronzino und seine Werkstatt malten zahlreiche Mitglieder des Florentiner Adels, doch zu seinen herausragendsten künstlerischen Leistungen zählen die Staatsporträts der Herrscherfamilie.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

08.06.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 43.402,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Agnolo Bronzino Werkstatt


(Monticelli 1503–1572 Florenz)
Bildnis von Cosimo I. de’ Medici, Großherzog der Toskana (1519–1574),
Öl auf Holz, 92 x 74 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung C. Zilva, London, 1939;
Auktion, Sotheby’s, London, 30. Mai 1962, Lot 35 (als Bronzino, erworben durch Dauphine);
Auktion, Sotheby's, London, 18. Oktober 1995, Lot 12 (als Bronzino-Werkstatt);
Privatsammlung, Italien;
Kunsthandel, Italien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
Florenz, Palazzo Medici-Riccardi, Mostra Medicea, 1939, Nr. 7 (als Bronzino)

Literatur:
U. Ojetti, Mostra Medicea, Ausstellungskatalog, Florenz 1939, S. 143, Nr. 7, Abb. 59 (als Bronzino und vermutlich die Urfassung);
E. Baccheschi, L’opera completa del Bronzino, Mailand 1973, S. 104, Kat.-Nr. 113 h;
K. Langedijk, The Portraits of the Medici 15th–18th Centuries, Florenz 1981, Nr. 27–36, Kopie 5;
R. B. Simon, Bronzino’s Portraits of Cosimo I de’ Medici, s.l. 1982, S. 304, Kat.-Nr. B34 (als Bronzino-Werkstatt)

Das vorliegende Gemälde ist in der Fotateca Zeri unter Nr. 36708 verzeichnet (als Bronzino-Werkstatt).

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um eine leicht abgewandelte Werkstattfassung desjenigen Bildnisses, das Bronzino von Cosimo I. de’ Medici um 1555–1560 angefertigt hatte. Mehrere Versionen dieser Komposition sind bekannt, darunter eine Fassung in der Galleria Sabauda in Turin (Inv.-Nr. 123). Bis heute ist in der Kunstwissenschaft strittig, welche davon die Urfassung darstellt. Im Jahr 1939 galt das vorliegende Gemälde in einer Ausstellung im Palazzo Medici in Florenz als eben dieser Prototyp, wohingegen sich spätere Beiträge für eine Entstehung des Porträts in Bronzinos Werkstatt aussprechen. Eine Ausführung durch Bronzinos wichtigsten Werkstattmitarbeiter Alessandro Allori (1535–1607) wurde vorgeschlagen.

Das erste Staatsporträt, das Bronzino von Cosimo angefertigt hatte, entstand gegen Mitte der 1540er-Jahre und zeigt Cosimo in Prunkrüstung als Anspielung auf die militärischen Erfolge des jungen Herzogs. 1555–1560 gab Cosimo bei Bronzino ein neues Porträt in Auftrag, auf dem er nun in ein prächtiges goldbesticktes Gewand aus Pelz und violetter Seide gekleidet erscheint. Komplettiert wird das Kostüm durch das Goldene Vlies, das Cosimo im Jahr 1545 von Kaiser Karl V. verliehen worden war. 1555 fand mit dem Sieg über Siena die territoriale Ausdehnung des Herzogtums Florenz ihr vorläufiges Ende, und es folgten Jahre der staatlichen Konsolidierung und des Friedens. Dem galt es mit einem neuen offiziellen Porträt des Regenten Ausdruck zu verleihen. Der sogenannte Turiner Typus zeigt Cosimo als Halbfigur in Dreiviertelansicht mit dem Blick nach rechts gewandt. In seinen Händen hält er je nach Fassung ein Taschentuch oder Handschuhe. Vasari kannte diese reifere Version aus eigener Anschauung und beschrieb sie als sehr lebensnah (siehe G. Vasari, Le vite de’ più eccellenti pittori, scultori ed architettori, hrsg. v. R. Bettarini, P. Barocchi, Florenz 1966–87, VI, S. 235f.).

Cosimo verstand es, sein eindrucksvolles Bildnis als diplomatisches Instrument einzusetzen; oft schenkte machte er Porträts Familienmitgliedern, aber auch politischen Verbündeten als Zeichen seiner Freundschaft zum Geschenk. Ein gut dokumentiertes Beispiel ist das Bildnis des Turiner Typs, das Cosimo Emanuele Filiberto, dem Herzog von Savoyen, überließ und das in der Guardaroba Medicea als „per mandare al Duca di Savoia“ erwähnt wird (Archivio di Stato, Florenz, Inv. Guardaroba Filza 65, 1560–1567, fol. 160b). Des Weiteren reihen sich dazu die Kopien der Bildnisse von Cosimo und seiner Frau, die der Großherzog dem einflussreichen Kardinal Granvelle überreichte. Das Inventar der Guardaroba von 1560 bis 1567 vermerkt, dass Porträts Cosimos an den Heerführe Karls V. Giovanni Battista Castaldo, an Albert V. von Bayern und an den Cavaliere de Nobili geschickt wurden.

Cosimos Vater Giovanni dalle Bande Nere war ein gefeierter condottiere. Er gehörte einer Nebenlinie der Familie an, und nichts wies darauf hin, dass Cosimo einmal die Geschicke der Stadt lenken würde. In der Tat gelang es ihm, die Medici-Dynastie, die die Stadt bis ins frühe 18. Jahrhundert regieren sollte, neu zu beleben. Cosimo de’ Medici zog nach einigen innerfamiliären Streitigkeiten in die Stadt ein und übernahm im Alter von nur 17 Jahren die Herrschaft. Bald stieg er zu großer Macht auf und regierte bis 1564, als er zugunsten seines Sohnes Francesco abdankte. Kaiser Karl V. ernannte ihn zum Herzog von Florenz.

Cosimo war ein bedeutender Förderer der Künste. Unter ihm entstanden die Uffizien mit dem vorrangigen Ziel, dort den Regierungssitz einzurichten; im Laufe der Zeit wurden sie zum Museum. Nachdem er zuerst im Palazzo Medici-Riccardi an der Via Larga und dann im Palazzo Vecchio residiert hatte, verlegte er seinen Wohnsitz in den Palazzo Pitti und leitete dort die Errichtung der Boboli-Gärten in die Wege. Cosimo hatte Bronzino in den späten 1530er-Jahren zu seinem offiziellen Hofmaler ernannt. Bronzino war bei Pontormo, ebenfalls einem Hofmaler der Medici, ausgebildet worden, mit dem zusammen er an einer Reihe wichtiger künstlerischer Projekte gearbeitet hatte. Er schuf religiöse und mythologische Gemälde, doch wurde er vor allem als großer Porträtist gefeiert. Bronzino und seine Werkstatt malten zahlreiche Mitglieder des Florentiner Adels, doch zu seinen herausragendsten künstlerischen Leistungen zählen die Staatsporträts der Herrscherfamilie.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 08.06.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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