Lot Nr. 23


Meister des Verlorenen Sohnes


Meister des Verlorenen Sohnes - Alte Meister I

(tätig in Antwerpen und Italien 1530–1560)
Lot und seine Töchter,
bezeichnet rechts unten: DESIDIA,
Öl auf Holz, 78 x 68 cm, gerahmt

Provenienz:
Comte Picot de Moras, Château de Gussignies, L’Avesnois;
Baron René de Witte, Château de Gussignies, L’Avesnois, bis 1970;
Sammlung Mme Marx;
Privatsammlung, Luxemburg

Wir danken Jan de Maere, der die Zuschreibung an den Meister des Verlorenen Sohnes nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat.

Die sinnliche und manierierte Komposition des vorliegenden Werks ist typisch für den Meister. Die Proportionen der Figuren verraten den Einfluss der Schule von Fontainebleau, jedoch gepaart mit einem flämischen Sinn für die Naturkulisse, was etwa in den apokalyptischen Flammen Sodoms am erleuchteten Horizont und in den gewundenen Baumstämmen im Hintergrund zum Ausdruck kommt. Zwar sind von dem Bildthema weitere Fassungen des Meisters bekannt, doch sticht das vorliegende Werk ob des originellen Bildaufbaus heraus. Maere bemerkt, dass die Gesichtstypen stark an jenes Werk erinnern, nach dem der Meister benannt ist: Die Parabel des verlorenen Sohnes im Kunsthistorischen Museum in Wien (Inv.-Nr. GG 986). Die Infrarotreflektografie hat eine Unterzeichnung und Pentimente zutage gebracht, was zusätzlich auf die innovative Herangehensweise des Meisters des vorliegenden Werks verweist. Der Künstler und seine Werkstatt setzten die Figurengruppe des vorliegenden Bildes auch bei anderen Kompositionen ein, etwa bei dem Gemälde Allegorie der Tugend in der Benediktinerabtei Ottobeuren in Bayern.

Der sogenannte Meister des Verlorenen Sohnes, manchmal auch Monogrammist LK (Leonard Kroes), Pseudolombarde oder Meister des Tobias genannt, war ein früher niederländischer Maler, der höchstwahrscheinlich ab den 1530er-Jahren bis zumindest in die 1550er-Jahre hauptsächlich in Antwerpen tätig war. Das Schaffen des Meisters des Verlorenen Sohnes verrät den Einfluss führender Antwerpener Maler des 16. Jahrhunderts, etwa der manieristischen Meister Pieter Coecke van Aelst, Jan Mandijn und Frans Floris. Dieser Aspekt zeigt sich am deutlichsten in seinen großfigurigen Kompositionen wie dem vorliegenden Werk, wo die Gestalt der halbbekleideten Tochter im Vordergrund und die den betrunkenen Lot umhüllenden Faltenwürfe skulpturalen Charakter aufweisen. Der scharf akzentuierte Realismus in Details wie der genau beobachteten Muskulatur von Lots entblößtem Nacken verweisen hingegen auch auf den Einfluss von Pieter Aertsen, der die Texturen der ihn umgebenden Welt sorgfältig ad vivum studierte.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

08.06.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 35.000,-

Meister des Verlorenen Sohnes


(tätig in Antwerpen und Italien 1530–1560)
Lot und seine Töchter,
bezeichnet rechts unten: DESIDIA,
Öl auf Holz, 78 x 68 cm, gerahmt

Provenienz:
Comte Picot de Moras, Château de Gussignies, L’Avesnois;
Baron René de Witte, Château de Gussignies, L’Avesnois, bis 1970;
Sammlung Mme Marx;
Privatsammlung, Luxemburg

Wir danken Jan de Maere, der die Zuschreibung an den Meister des Verlorenen Sohnes nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat.

Die sinnliche und manierierte Komposition des vorliegenden Werks ist typisch für den Meister. Die Proportionen der Figuren verraten den Einfluss der Schule von Fontainebleau, jedoch gepaart mit einem flämischen Sinn für die Naturkulisse, was etwa in den apokalyptischen Flammen Sodoms am erleuchteten Horizont und in den gewundenen Baumstämmen im Hintergrund zum Ausdruck kommt. Zwar sind von dem Bildthema weitere Fassungen des Meisters bekannt, doch sticht das vorliegende Werk ob des originellen Bildaufbaus heraus. Maere bemerkt, dass die Gesichtstypen stark an jenes Werk erinnern, nach dem der Meister benannt ist: Die Parabel des verlorenen Sohnes im Kunsthistorischen Museum in Wien (Inv.-Nr. GG 986). Die Infrarotreflektografie hat eine Unterzeichnung und Pentimente zutage gebracht, was zusätzlich auf die innovative Herangehensweise des Meisters des vorliegenden Werks verweist. Der Künstler und seine Werkstatt setzten die Figurengruppe des vorliegenden Bildes auch bei anderen Kompositionen ein, etwa bei dem Gemälde Allegorie der Tugend in der Benediktinerabtei Ottobeuren in Bayern.

Der sogenannte Meister des Verlorenen Sohnes, manchmal auch Monogrammist LK (Leonard Kroes), Pseudolombarde oder Meister des Tobias genannt, war ein früher niederländischer Maler, der höchstwahrscheinlich ab den 1530er-Jahren bis zumindest in die 1550er-Jahre hauptsächlich in Antwerpen tätig war. Das Schaffen des Meisters des Verlorenen Sohnes verrät den Einfluss führender Antwerpener Maler des 16. Jahrhunderts, etwa der manieristischen Meister Pieter Coecke van Aelst, Jan Mandijn und Frans Floris. Dieser Aspekt zeigt sich am deutlichsten in seinen großfigurigen Kompositionen wie dem vorliegenden Werk, wo die Gestalt der halbbekleideten Tochter im Vordergrund und die den betrunkenen Lot umhüllenden Faltenwürfe skulpturalen Charakter aufweisen. Der scharf akzentuierte Realismus in Details wie der genau beobachteten Muskulatur von Lots entblößtem Nacken verweisen hingegen auch auf den Einfluss von Pieter Aertsen, der die Texturen der ihn umgebenden Welt sorgfältig ad vivum studierte.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 08.06.2021