Lot Nr. 72


Jacob van Loo


Jacob van Loo - Alte Meister I

(Sluis 1614–1670 Paris)
Eine Dame mit Papagei und Früchtekorb und ein junger Mann mit Flöte,
Öl auf Leinwand, 107 x 139 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Samuel Henry Berger (1886–1936), Thorverton, Devon, England;
dessen Nachlassauktion, Sotheby’s, London, 9. Dezember 1936, Lot 16 (als Gabriel Metsu);
erworben durch D. A. Hoogendijk, Amsterdam;
Sammlung Marcel Wolf (1894–1978), s’Gravenhage, Niederlande;
konfisziert am 18. März 1941 aus der Sammlung Wolf;
über Goudstikker/Miedl, Amsterdam, verkauft an Hermann Goering;
Munich Central Collecting Point, München, 27. Juli 1945 (Mü-Nr. 5292);
am 29. März 1946 restituiert an die Niederlande;
Rückgabe an Marcel Wolf;
dessen Erben, Privatsammlung, Niederlande;
Auktion, Van Zadelhoff Veilingen, Hilversum, 25. Oktober 2020, Lot 15 (als unbekannter Künstler, Amsterdamer Schule, 17. Jahrhundert);
Privatsammlung, Belgien

Ausgestellt:
Leiden, Stedelijk Museum de Lakenhal, Gabriel Metsu, 22. Juni – 5. September 1966, S. 139, mit Abb. (als Gabriel Metsu)

Literatur:
N. de Roever, A. Bredius, Netherlands Institute for Art History, in: Oud Holland, Bd. 83/84, 1968, S. 28, 42;
N. Yeide, Beyond the Dreams of Avarice, The Hermann Goering Collection, Dallas 2009, S. 340, Nr. A837;
D. Mandrella, Jacob Van Loo (1614–1670), Paris 2011, P33, mit Abb.;
A. G. Waiboer, Gabriel Metsu, New Haven/London 2012, Kat.-Nr. D-32

Wir danken Guido Jansen, der die Zuschreibung nach Prüfung des Gemäldes im Original bestätigt hat (persönliche Mitteilung, 25. Oktober 2020).

Diese wunderbar dargestellte Szene ist ein charakteristisches Beispiel für das verfeinerte und doch spielerisch erotisierte Schaffen Jacob van Loos. Dass dieses Werk einst dem Meister Gabriel Metsu (1629–1667) gegeben wurde, zeugt sowohl von der Subtilität der Bildaussage als auch von der brillanten Wiedergabe von Licht und Faltenwürfen. Die Bilderzählung selbst beruht auf den in der Malerei der Niederlande bereits etablierten Genres der „Liebesgärten“ und „fröhlichen Gesellschaften“. Die Ikonografie der tief dekolletierten jungen Maid links, die einen sinnlichen Korb reifer, virtuos umgesetzter Früchte umklammert hält, während ihr der schelmische Jüngling seine Flöte entgegenstreckt, ist diesen reichen Bildtraditionen entnommen.

Das vorliegende Werk, das sich durch die um die Mitte des 17. Jahrhunderts nicht ungewöhnlichen Anleihen der Amsterdamer Malerei beim Klassizismus des römischen Barocks auszeichnet, scheint kurz vor 1660 entstanden zu sein, als van Loo für seine Aktdarstellungen und suggestiven Bildfindungen zu solcher Anerkennung gelangt war, dass er damals sogar gefragter war als Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606–1669). Am Höhepunkt seiner Beliebtheit erstach van Loo jedoch bei einer Rauferei in einer Hafenkneipe einen Mann und wurde zum Tod durch den Strang verurteilt. Er floh nach Paris, wo sein Schaffen einen weniger vorwitzigen Ton annahm. Das vorliegende Bild bleibt eines von relativ wenigen leuchtenden und dekorativen Hauptwerken aus seiner Amsterdamer Reifezeit, die sich nach wie vor in Privatbesitz befinden.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

08.06.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 222.900,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Jacob van Loo


(Sluis 1614–1670 Paris)
Eine Dame mit Papagei und Früchtekorb und ein junger Mann mit Flöte,
Öl auf Leinwand, 107 x 139 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Samuel Henry Berger (1886–1936), Thorverton, Devon, England;
dessen Nachlassauktion, Sotheby’s, London, 9. Dezember 1936, Lot 16 (als Gabriel Metsu);
erworben durch D. A. Hoogendijk, Amsterdam;
Sammlung Marcel Wolf (1894–1978), s’Gravenhage, Niederlande;
konfisziert am 18. März 1941 aus der Sammlung Wolf;
über Goudstikker/Miedl, Amsterdam, verkauft an Hermann Goering;
Munich Central Collecting Point, München, 27. Juli 1945 (Mü-Nr. 5292);
am 29. März 1946 restituiert an die Niederlande;
Rückgabe an Marcel Wolf;
dessen Erben, Privatsammlung, Niederlande;
Auktion, Van Zadelhoff Veilingen, Hilversum, 25. Oktober 2020, Lot 15 (als unbekannter Künstler, Amsterdamer Schule, 17. Jahrhundert);
Privatsammlung, Belgien

Ausgestellt:
Leiden, Stedelijk Museum de Lakenhal, Gabriel Metsu, 22. Juni – 5. September 1966, S. 139, mit Abb. (als Gabriel Metsu)

Literatur:
N. de Roever, A. Bredius, Netherlands Institute for Art History, in: Oud Holland, Bd. 83/84, 1968, S. 28, 42;
N. Yeide, Beyond the Dreams of Avarice, The Hermann Goering Collection, Dallas 2009, S. 340, Nr. A837;
D. Mandrella, Jacob Van Loo (1614–1670), Paris 2011, P33, mit Abb.;
A. G. Waiboer, Gabriel Metsu, New Haven/London 2012, Kat.-Nr. D-32

Wir danken Guido Jansen, der die Zuschreibung nach Prüfung des Gemäldes im Original bestätigt hat (persönliche Mitteilung, 25. Oktober 2020).

Diese wunderbar dargestellte Szene ist ein charakteristisches Beispiel für das verfeinerte und doch spielerisch erotisierte Schaffen Jacob van Loos. Dass dieses Werk einst dem Meister Gabriel Metsu (1629–1667) gegeben wurde, zeugt sowohl von der Subtilität der Bildaussage als auch von der brillanten Wiedergabe von Licht und Faltenwürfen. Die Bilderzählung selbst beruht auf den in der Malerei der Niederlande bereits etablierten Genres der „Liebesgärten“ und „fröhlichen Gesellschaften“. Die Ikonografie der tief dekolletierten jungen Maid links, die einen sinnlichen Korb reifer, virtuos umgesetzter Früchte umklammert hält, während ihr der schelmische Jüngling seine Flöte entgegenstreckt, ist diesen reichen Bildtraditionen entnommen.

Das vorliegende Werk, das sich durch die um die Mitte des 17. Jahrhunderts nicht ungewöhnlichen Anleihen der Amsterdamer Malerei beim Klassizismus des römischen Barocks auszeichnet, scheint kurz vor 1660 entstanden zu sein, als van Loo für seine Aktdarstellungen und suggestiven Bildfindungen zu solcher Anerkennung gelangt war, dass er damals sogar gefragter war als Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606–1669). Am Höhepunkt seiner Beliebtheit erstach van Loo jedoch bei einer Rauferei in einer Hafenkneipe einen Mann und wurde zum Tod durch den Strang verurteilt. Er floh nach Paris, wo sein Schaffen einen weniger vorwitzigen Ton annahm. Das vorliegende Bild bleibt eines von relativ wenigen leuchtenden und dekorativen Hauptwerken aus seiner Amsterdamer Reifezeit, die sich nach wie vor in Privatbesitz befinden.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 08.06.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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