Lot Nr. 74 -


Jusepe de Ribera


Jusepe de Ribera - Alte Meister I

(Jàtiva 1591–1652 Neapel)
Ecce Homo,
Öl auf Leinwand, 127 x 90 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Sotheby’s, New York, 22. Januar 2004, Lot 255 (als Werkstatt Jusepe de Ribera);
Auktion, Sotheby’s, London, 30. Oktober 2008, Lot 25 (als Werkstatt Jusepe de Ribera);
europäische Privatsammlung;
Kunsthandel, Italien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Nicola Spinosa hat das vorliegende Gemälde, das ihm bis dato nicht bekannt war, auf Grundlage einer hochaufgelösten Fotografie untersucht und ist davon überzeugt, dass es sich um ein eigenhändiges Werk handelt. Sein schriftliches Gutachten liegt dem Lot bei.

Bei der vorliegenden Ecce-Homo-Szene handelt es sich um ein ausdrucksstarkes und fokussiertes Andachtsbild, das Christus nach den Peinigungen und der Verspottung durch die römischen Soldaten zeigt. Ribera schuf das Werk in den 1630er-Jahren am Höhepunkt seiner Bekanntheit. Es zeigt seine Gabe, ein starkes spirituelles Bild mit scharfem Realismus zu verbinden. Jesus blickt dem Betrachter trotz des ihm entgegengebrachten Spottes mit Zuversicht entgegen, wissend, dass die Dornenkrone und das Schilfzepter Symbole einer vom Menschen nicht anerkannten himmlischen Macht darstellen. Der schlichte Hintergrund und der einnehmende Ausdruck in den Augen Christi schaffen ein packendes und berührendes Bild. Christus ist vor einem fast gänzlich schwarzen Malgrund hinterfangen, wodurch das Augenmerk ganz auf der Präsenz der Gestalt und dem auf den Betrachter gerichteten Blick liegt.

In seiner kürzlich unternommenen Begutachtung der vorliegenden Ecce-Homo-Szene vergleicht Spinosa das Bild mit der signierten und mit 1638 datierten Fassung im Bob Jones University Museum in Greenville, Südkalifornien, zu der augenscheinlich eine große Nähe besteht (Abb. 1; siehe N. Spinosa, L’opera completa del Ribera, Mailand 1978, S. 113, Kat.-Nr. 123, Abb. 123). Spinosa schlägt daher für das vorliegende Gemälde eine ähnliche Datierung vor. Mit seinem ausgeprägten Helldunkel und der eindringlichen Schlichtheit der Dreieckskomposition in Verbindung mit den starken Kontrasten zwischen dem Rottönen und dem Inkarnat ist das vorliegende Werk ein typisches Beispiel aus Riberas Reifezeit.

Spinosa verweist auf andere vergleichbare Varianten von Halbfiguren im Werk Riberas, darunter das Gemälde in St. Petersburg und ein weiteres in der Sammlung Pizzi in Venedig (siehe N. Spinosa 1978, S. 384, Kat.-Nr. A144; A 145) sowie ein Bild in der Sammlung Zeri (siehe N. Spinosa 1978, S. 384, Kat.-Nr. A 176).

Das vorliegende Gemälde, das sich zweifellos in die Gruppe halbfiguriger Darstellungen von Christus und Heiligen einreiht, die Ribera seine gesamte Laufbahn hindurch schuf, und welches stilistisch der Fassung in Greenville nahesteht, weist jedoch eine gänzlich eigenständige Komposition auf. Es ist Zeugnis für die Fähigkeit des Spaniers, Werke von großer Spiritualität in einem ausgeprägten Realismus zu schaffen.

Ribera wurde im spanischen Jàtiva geboren und vermutlich in seiner Heimat ausgebildet, bis er 1607 nach Neapel aufbrach. Dort bekam er zum ersten Mal die Werke Caravaggios zu Gesicht und entwickelte eine Vorliebe für den Stil des Meisters. Caravaggios Kunst beeinflusste Ribera seine gesamte Schaffenszeit hindurch, doch der Künstler ließ sich auch vom klassischen Stil der Carracci und Guido Renis anregen, mit deren Werken er auf einer Romreise in Berührung kam. Trotzdem er den Großteil seines Lebens in Italien verbrachte und einen maßgeblichen Eindruck bei den Künstlern des Barock hinterließ, betrachtete sich Ribera selbst stets als Spanier, und sein Schaffen hatte auch großen Einfluss auf die Kunst in seinem Heimatland.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

08.06.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 127.145,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Jusepe de Ribera


(Jàtiva 1591–1652 Neapel)
Ecce Homo,
Öl auf Leinwand, 127 x 90 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Sotheby’s, New York, 22. Januar 2004, Lot 255 (als Werkstatt Jusepe de Ribera);
Auktion, Sotheby’s, London, 30. Oktober 2008, Lot 25 (als Werkstatt Jusepe de Ribera);
europäische Privatsammlung;
Kunsthandel, Italien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Nicola Spinosa hat das vorliegende Gemälde, das ihm bis dato nicht bekannt war, auf Grundlage einer hochaufgelösten Fotografie untersucht und ist davon überzeugt, dass es sich um ein eigenhändiges Werk handelt. Sein schriftliches Gutachten liegt dem Lot bei.

Bei der vorliegenden Ecce-Homo-Szene handelt es sich um ein ausdrucksstarkes und fokussiertes Andachtsbild, das Christus nach den Peinigungen und der Verspottung durch die römischen Soldaten zeigt. Ribera schuf das Werk in den 1630er-Jahren am Höhepunkt seiner Bekanntheit. Es zeigt seine Gabe, ein starkes spirituelles Bild mit scharfem Realismus zu verbinden. Jesus blickt dem Betrachter trotz des ihm entgegengebrachten Spottes mit Zuversicht entgegen, wissend, dass die Dornenkrone und das Schilfzepter Symbole einer vom Menschen nicht anerkannten himmlischen Macht darstellen. Der schlichte Hintergrund und der einnehmende Ausdruck in den Augen Christi schaffen ein packendes und berührendes Bild. Christus ist vor einem fast gänzlich schwarzen Malgrund hinterfangen, wodurch das Augenmerk ganz auf der Präsenz der Gestalt und dem auf den Betrachter gerichteten Blick liegt.

In seiner kürzlich unternommenen Begutachtung der vorliegenden Ecce-Homo-Szene vergleicht Spinosa das Bild mit der signierten und mit 1638 datierten Fassung im Bob Jones University Museum in Greenville, Südkalifornien, zu der augenscheinlich eine große Nähe besteht (Abb. 1; siehe N. Spinosa, L’opera completa del Ribera, Mailand 1978, S. 113, Kat.-Nr. 123, Abb. 123). Spinosa schlägt daher für das vorliegende Gemälde eine ähnliche Datierung vor. Mit seinem ausgeprägten Helldunkel und der eindringlichen Schlichtheit der Dreieckskomposition in Verbindung mit den starken Kontrasten zwischen dem Rottönen und dem Inkarnat ist das vorliegende Werk ein typisches Beispiel aus Riberas Reifezeit.

Spinosa verweist auf andere vergleichbare Varianten von Halbfiguren im Werk Riberas, darunter das Gemälde in St. Petersburg und ein weiteres in der Sammlung Pizzi in Venedig (siehe N. Spinosa 1978, S. 384, Kat.-Nr. A144; A 145) sowie ein Bild in der Sammlung Zeri (siehe N. Spinosa 1978, S. 384, Kat.-Nr. A 176).

Das vorliegende Gemälde, das sich zweifellos in die Gruppe halbfiguriger Darstellungen von Christus und Heiligen einreiht, die Ribera seine gesamte Laufbahn hindurch schuf, und welches stilistisch der Fassung in Greenville nahesteht, weist jedoch eine gänzlich eigenständige Komposition auf. Es ist Zeugnis für die Fähigkeit des Spaniers, Werke von großer Spiritualität in einem ausgeprägten Realismus zu schaffen.

Ribera wurde im spanischen Jàtiva geboren und vermutlich in seiner Heimat ausgebildet, bis er 1607 nach Neapel aufbrach. Dort bekam er zum ersten Mal die Werke Caravaggios zu Gesicht und entwickelte eine Vorliebe für den Stil des Meisters. Caravaggios Kunst beeinflusste Ribera seine gesamte Schaffenszeit hindurch, doch der Künstler ließ sich auch vom klassischen Stil der Carracci und Guido Renis anregen, mit deren Werken er auf einer Romreise in Berührung kam. Trotzdem er den Großteil seines Lebens in Italien verbrachte und einen maßgeblichen Eindruck bei den Künstlern des Barock hinterließ, betrachtete sich Ribera selbst stets als Spanier, und sein Schaffen hatte auch großen Einfluss auf die Kunst in seinem Heimatland.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 08.06.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.