Lot Nr. 18


Nachfolger des Leonardo da Vinci


Felsgrottenmadonna,
Öl auf Holz, 93 x 72 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Vigevano, Castello Sforzesco, Musei Civici – Pinacoteca „C. Ottone“, Un capolavoro in Castello: Dopo Leonardo. Una versione ritrovata della Vergine delle Rocce, 16. Dezember 2017 – 14. Januar 2018

Literatur:
A. Cottino, S. Ferrari (Hg.), Dopo Leonardo. Una versione ritrovata della Vergine delle Rocce, Ausstellungskatalog, Mantua 2017 (als Umkreis und Werkstatt des Marco d’Oggiono, um 1520)

Das vorliegende Gemälde beruht auf den beiden berühmten Kompositionen Leonardos im Pariser Louvre (Inv.-Nr. 777) und in der Londoner National Gallery (Inv.-Nr. NG1093).

1483 erhielt Leonardo den Auftrag, ein Altarbild mit der Darstellung einer Madonna mit Kind für die Kirche San Francesco Grande in Mailand zu malen. Leonardo änderte die im Vertrag festgelegte Ikonografie und malte stattdessen die Begegnung des Jesuskindes mit dem Johannesknaben, eine Episode, die im Leben des Johannes nach apokryphen Texten zur Kindheit Jesu erzählt wird. Daraus ergab sich der Titel der Felsgrottenmadonna (eine seit dem 19. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung), die heute zu den berühmtesten Kompositionen Leonardos zählt. Bei dem Bild handelt es sich wahrscheinlich um das heute im Pariser Louvre befindliche Tafelbild, das von Kritikern stilistisch in die Jahre 1483–1486 datiert wird. Es ist möglich, dass das Gemälde, das den Altar, für den es bestimmt war, nie erreichte, direkt von Ludovico il Moro erworben wurde und später in die königlichen Sammlungen Frankreichs eintrat, von wo aus es in den Louvre gelangte.

In der Zwischenzeit verließ der Maler Mailand im Jahr 1499, nachdem er vermutlich bereits eine zweite Fassung der Felsgrottenmadonna begonnen hatte, die man als jenes Gemälde identifiziert, das sich heute in der National Gallery in London befindet und für das eine Entstehungszeit zwischen den letzten Jahren des 15. bzw. in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts vorgeschlagen wurde. Das Gemälde in der National Gallery unterscheidet sich von jenem des Louvre durch einige Details wie das Fehlen des auf das Christuskind weisenden Zeigegestus des Engels oder das Vorhandensein von Heiligenscheinen, die in der Pariser Version fehlen. Das vorliegende Gemälde ist der Londoner Fassung näher.

Mit der Weichheit des Inkarnats und der Gewänder steht das vorliegende Werk stilistisch der Version in der Pfarrkirche Santa Giustina ad Affori (siehe Cottino/Ferrari 2017, S. 58) nahe, die Bernardino Luini (oder seinem Kreis) zugeschrieben wird und die das direkte Vorbild für das vorliegende Gemälde gewesen sein könnte. Zugleich weist unsere Felsgrottenmadonna stilistische Gemeinsamkeiten mit dem Schaffen Giovanni Antonio Boltraffios und Giovanni Pietro Rizzolis, gen. Giampietrino, auf. Die leuchtenden Farben, das akzentuierte Helldunkel und die Plastizität der Formen erinnern auch an Marco d’Oggiono, dessen Fassung des Themas im Castello Sforzesco in Mailand aufbewahrt wird.

Der Erfolg von Leonardos Ikonografie setzte unmittelbar ein. Bereits 1508 bat Giovanni Ambrogio de Predis um die Erlaubnis, das Altarbild von San Francesco Grande zu kopieren, und fertigte unter der Aufsicht des Meisters eine exakte Kopie an, die bis heute nicht identifiziert werden konnte.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 78.000,-
Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Nachfolger des Leonardo da Vinci


Felsgrottenmadonna,
Öl auf Holz, 93 x 72 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Vigevano, Castello Sforzesco, Musei Civici – Pinacoteca „C. Ottone“, Un capolavoro in Castello: Dopo Leonardo. Una versione ritrovata della Vergine delle Rocce, 16. Dezember 2017 – 14. Januar 2018

Literatur:
A. Cottino, S. Ferrari (Hg.), Dopo Leonardo. Una versione ritrovata della Vergine delle Rocce, Ausstellungskatalog, Mantua 2017 (als Umkreis und Werkstatt des Marco d’Oggiono, um 1520)

Das vorliegende Gemälde beruht auf den beiden berühmten Kompositionen Leonardos im Pariser Louvre (Inv.-Nr. 777) und in der Londoner National Gallery (Inv.-Nr. NG1093).

1483 erhielt Leonardo den Auftrag, ein Altarbild mit der Darstellung einer Madonna mit Kind für die Kirche San Francesco Grande in Mailand zu malen. Leonardo änderte die im Vertrag festgelegte Ikonografie und malte stattdessen die Begegnung des Jesuskindes mit dem Johannesknaben, eine Episode, die im Leben des Johannes nach apokryphen Texten zur Kindheit Jesu erzählt wird. Daraus ergab sich der Titel der Felsgrottenmadonna (eine seit dem 19. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung), die heute zu den berühmtesten Kompositionen Leonardos zählt. Bei dem Bild handelt es sich wahrscheinlich um das heute im Pariser Louvre befindliche Tafelbild, das von Kritikern stilistisch in die Jahre 1483–1486 datiert wird. Es ist möglich, dass das Gemälde, das den Altar, für den es bestimmt war, nie erreichte, direkt von Ludovico il Moro erworben wurde und später in die königlichen Sammlungen Frankreichs eintrat, von wo aus es in den Louvre gelangte.

In der Zwischenzeit verließ der Maler Mailand im Jahr 1499, nachdem er vermutlich bereits eine zweite Fassung der Felsgrottenmadonna begonnen hatte, die man als jenes Gemälde identifiziert, das sich heute in der National Gallery in London befindet und für das eine Entstehungszeit zwischen den letzten Jahren des 15. bzw. in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts vorgeschlagen wurde. Das Gemälde in der National Gallery unterscheidet sich von jenem des Louvre durch einige Details wie das Fehlen des auf das Christuskind weisenden Zeigegestus des Engels oder das Vorhandensein von Heiligenscheinen, die in der Pariser Version fehlen. Das vorliegende Gemälde ist der Londoner Fassung näher.

Mit der Weichheit des Inkarnats und der Gewänder steht das vorliegende Werk stilistisch der Version in der Pfarrkirche Santa Giustina ad Affori (siehe Cottino/Ferrari 2017, S. 58) nahe, die Bernardino Luini (oder seinem Kreis) zugeschrieben wird und die das direkte Vorbild für das vorliegende Gemälde gewesen sein könnte. Zugleich weist unsere Felsgrottenmadonna stilistische Gemeinsamkeiten mit dem Schaffen Giovanni Antonio Boltraffios und Giovanni Pietro Rizzolis, gen. Giampietrino, auf. Die leuchtenden Farben, das akzentuierte Helldunkel und die Plastizität der Formen erinnern auch an Marco d’Oggiono, dessen Fassung des Themas im Castello Sforzesco in Mailand aufbewahrt wird.

Der Erfolg von Leonardos Ikonografie setzte unmittelbar ein. Bereits 1508 bat Giovanni Ambrogio de Predis um die Erlaubnis, das Altarbild von San Francesco Grande zu kopieren, und fertigte unter der Aufsicht des Meisters eine exakte Kopie an, die bis heute nicht identifiziert werden konnte.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.