Lot Nr. 54


Werkstatt des Frans Hals


(Antwerpen 1582/84–1666 Haarlem)
Der Rommelpotspieler,
Öl auf Leinwand, 99 x 73,5 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung Graf Andrzej Jerzy Filip Mniszech (1823–1905), Paris;
Sammlung Graf Léon Mniszech (1849–1901), Paris;
dessen Nachlassauktion, Paul Chevallier, Paris, 9. April 1902, Lot 126 (als Frans Hals, mit den Maßen 100 x 75 cm), verkauft an Fischoft;
Sammlung Edward R. Bacon (1848–1915), New York;
Weitergabe im Erbgang an dessen Bruder Walter R. Bacon (1845–1917), New York;
Weitergabe im Erbgang an dessen Ehefrau Virginia P. Bacon (1853–1919), New York;
Auktion, Christie Manson & Woods, London, 12. Dezember 1919, Lot 79 (als Frans Hals);
Sammlung John Duncan Vaughan Campbell, 5. Earl Cawdor (1900–1970);
Auktion, Sotheby’s, London, 28. April 1965, Lot 7 (als Frans Hals);
Sammlung Dino Fabbri (1920–2001), Mailand, 1988;
Galerie De Jonckheere, Genf, 1990 (als Frans Hals);
Sammlung Carlo Cottarelli, Mailand, 1991;
Weitergabe im Erbgang

Literatur:
W. Bode, Studien zur Geschichte der Holländischen Malerei, Braunschweig 1883, S. 84, Nr. 61 (als Frans Hals);
E. W. Moes, Frans Hals. Sa vie et son oeuvre, Brüssel 1909, S. 109, Nr. 223;
C. Hofstede de Groot, Beschreibendes und Kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts, Bd. III, Esslingen/Paris 1910, S. 39, Nr. 13 (als Replik);
W. Bode, Frans Hals und seine Werke, Berlin 1914, S. 24, Nr. 11, Tafel 7a (als Replik nach einem unbekannten Original);
S. Seymour, Frans Hals, Bd. III, London 1974, Erwähnung unter Nr. L3-4, S. 118 (als Kopie)

Das vorliegende Gemälde ist in der Datenbank des RKD unter Nr. 1001728066 registriert (als Werkstatt Frans Hals).

Frans Hals ist vor allem als einer der größten Porträtmaler des 17. Jahrhunderts bekannt, schuf aber auch lebendige Szenen mit Feiernden und Bauern. Das vorliegende Werk beruht auf einer seiner berühmtesten Kompositionen: Eine Gruppe von Kindern blickt vergnügt auf einen Rommelpotspieler. Es handelt sich um ein Musikinstrument, das aus einer Schweinsblase besteht, die über einen halb mit Wasser gefüllten Tonkrug gespannt wird und Töne erzeugt, die das leise Grunzen eines Schweins imitieren. Diese Straßenunterhaltung war vor allem mit dem Faschingsdienstag verbunden, an dem die Kinder singend und tanzend von Haus zu Haus zogen, um Geld oder Süßigkeiten zu erhalten. Der Rommelpotspieler trägt hier einen Hut mit einem Fuchsschwanz, ein traditionelles Attribut der Narren, das auf die Ausgelassenheit des Karnevals verweist.

Man vermutet, dass Frans Hals zwei unterschiedliche Prototypen dieses Motivs entwickelt hat; beide Originalwerke sind heute unauffindbar, aber durch Repliken bekannt: Die erste Version zeigt fünf Kinder, wobei das zweite Kind von unten auf den Betrachter blickt, wie es auf jenem Gemälde zu sehen ist, das sich heute im Kimbell Art Museum in Fort Worth, Texas, befindet (Zugangsnr. ACF 1951.01). Die zweite Version zeigt sechs Kinder, wobei das zweite Kind wie auf dem vorliegenden Gemälde, von einigen Abänderungen abgesehen, von unten auf den Rommelpotspieler blickt (zur Aufzählung der bekannten Versionen siehe S. Slive, Frans Hals, Bd. III, London 1974, Nr. L3, S. 116–118). Das Thema wurde auch von anderen niederländischen Malern aufgegriffen, wie die heute in der Leiden Collection befindliche Kupfertafel von Jacob Toorenvliet (Inv.-Nr. JT-101) und das Bild von Jan Steen in der Manchester Art Gallery (Inv.-Nr. 1979.503) belegen.

Die Herkunft des vorliegenden Gemäldes lässt sich bis ins frühe 20. Jahrhundert zurückverfolgen, als es 1902 auf der Versteigerung der Sammlung des polnischen Grafen Léon Mniszech in Paris auftauchte. Er hatte es von seinem Vater, Graf Andrzej Jerzy Filip Mniszech, geerbt, einem großen Sammler französischer Rokokokunst und niederländischer Meister des 17. Jahrhunderts. In seinen bahnbrechenden Studien zur Geschichte der Holländischen Malerei, die 1883 erschienen, verzeichnet Wilhelm von Bode nicht weniger als zehn Gemälde, die Hals in der gräflichen Sammlung zugeschrieben wurden.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 104.000,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Werkstatt des Frans Hals


(Antwerpen 1582/84–1666 Haarlem)
Der Rommelpotspieler,
Öl auf Leinwand, 99 x 73,5 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung Graf Andrzej Jerzy Filip Mniszech (1823–1905), Paris;
Sammlung Graf Léon Mniszech (1849–1901), Paris;
dessen Nachlassauktion, Paul Chevallier, Paris, 9. April 1902, Lot 126 (als Frans Hals, mit den Maßen 100 x 75 cm), verkauft an Fischoft;
Sammlung Edward R. Bacon (1848–1915), New York;
Weitergabe im Erbgang an dessen Bruder Walter R. Bacon (1845–1917), New York;
Weitergabe im Erbgang an dessen Ehefrau Virginia P. Bacon (1853–1919), New York;
Auktion, Christie Manson & Woods, London, 12. Dezember 1919, Lot 79 (als Frans Hals);
Sammlung John Duncan Vaughan Campbell, 5. Earl Cawdor (1900–1970);
Auktion, Sotheby’s, London, 28. April 1965, Lot 7 (als Frans Hals);
Sammlung Dino Fabbri (1920–2001), Mailand, 1988;
Galerie De Jonckheere, Genf, 1990 (als Frans Hals);
Sammlung Carlo Cottarelli, Mailand, 1991;
Weitergabe im Erbgang

Literatur:
W. Bode, Studien zur Geschichte der Holländischen Malerei, Braunschweig 1883, S. 84, Nr. 61 (als Frans Hals);
E. W. Moes, Frans Hals. Sa vie et son oeuvre, Brüssel 1909, S. 109, Nr. 223;
C. Hofstede de Groot, Beschreibendes und Kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts, Bd. III, Esslingen/Paris 1910, S. 39, Nr. 13 (als Replik);
W. Bode, Frans Hals und seine Werke, Berlin 1914, S. 24, Nr. 11, Tafel 7a (als Replik nach einem unbekannten Original);
S. Seymour, Frans Hals, Bd. III, London 1974, Erwähnung unter Nr. L3-4, S. 118 (als Kopie)

Das vorliegende Gemälde ist in der Datenbank des RKD unter Nr. 1001728066 registriert (als Werkstatt Frans Hals).

Frans Hals ist vor allem als einer der größten Porträtmaler des 17. Jahrhunderts bekannt, schuf aber auch lebendige Szenen mit Feiernden und Bauern. Das vorliegende Werk beruht auf einer seiner berühmtesten Kompositionen: Eine Gruppe von Kindern blickt vergnügt auf einen Rommelpotspieler. Es handelt sich um ein Musikinstrument, das aus einer Schweinsblase besteht, die über einen halb mit Wasser gefüllten Tonkrug gespannt wird und Töne erzeugt, die das leise Grunzen eines Schweins imitieren. Diese Straßenunterhaltung war vor allem mit dem Faschingsdienstag verbunden, an dem die Kinder singend und tanzend von Haus zu Haus zogen, um Geld oder Süßigkeiten zu erhalten. Der Rommelpotspieler trägt hier einen Hut mit einem Fuchsschwanz, ein traditionelles Attribut der Narren, das auf die Ausgelassenheit des Karnevals verweist.

Man vermutet, dass Frans Hals zwei unterschiedliche Prototypen dieses Motivs entwickelt hat; beide Originalwerke sind heute unauffindbar, aber durch Repliken bekannt: Die erste Version zeigt fünf Kinder, wobei das zweite Kind von unten auf den Betrachter blickt, wie es auf jenem Gemälde zu sehen ist, das sich heute im Kimbell Art Museum in Fort Worth, Texas, befindet (Zugangsnr. ACF 1951.01). Die zweite Version zeigt sechs Kinder, wobei das zweite Kind wie auf dem vorliegenden Gemälde, von einigen Abänderungen abgesehen, von unten auf den Rommelpotspieler blickt (zur Aufzählung der bekannten Versionen siehe S. Slive, Frans Hals, Bd. III, London 1974, Nr. L3, S. 116–118). Das Thema wurde auch von anderen niederländischen Malern aufgegriffen, wie die heute in der Leiden Collection befindliche Kupfertafel von Jacob Toorenvliet (Inv.-Nr. JT-101) und das Bild von Jan Steen in der Manchester Art Gallery (Inv.-Nr. 1979.503) belegen.

Die Herkunft des vorliegenden Gemäldes lässt sich bis ins frühe 20. Jahrhundert zurückverfolgen, als es 1902 auf der Versteigerung der Sammlung des polnischen Grafen Léon Mniszech in Paris auftauchte. Er hatte es von seinem Vater, Graf Andrzej Jerzy Filip Mniszech, geerbt, einem großen Sammler französischer Rokokokunst und niederländischer Meister des 17. Jahrhunderts. In seinen bahnbrechenden Studien zur Geschichte der Holländischen Malerei, die 1883 erschienen, verzeichnet Wilhelm von Bode nicht weniger als zehn Gemälde, die Hals in der gräflichen Sammlung zugeschrieben wurden.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.