Lot Nr. 80


Rutilio Manetti


(Siena 1571–1639)
Schreibender heiliger Hieronymus,
Öl auf Leinwand, 112,5 x 84 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Gianni Papi, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original vorgeschlagen hat.

Bei diesem Gemälde handelt es sich um ein bisher unveröffentlichtes Werk von Rutilio Manetti, das aus seiner künstlerischen Reifezeit stammt und als solches eine bedeutende Erweiterung seines Oeuvres darstellt. Die Komposition zeigt den heiligen Hieronymus, der im Begriff ist, die Heilige Schrift, die er der Überlieferung nach aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzte, zu transkribieren. Der Heilige ist als älterer Gelehrter mit den traditionellen Attributen des Totenkopfes, des Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens, und des Löwen im Hintergrund dargestellt.

Das Gemälde ist vergleichbar mit Manettis Heiligem Hieronymus, von zwei Engeln gestützt in der Sammlung der Banca Monte dei Paschi di Siena, signiert und datiert „RUTI.US f, 1628“ (siehe A. Bagnoli, Rutilio Manetti: 1571–1639, Ausstellungskatalog, Florenz 1978, S. 117, 51). Bei sorgfältiger Prüfung zeigt sich, dass Manetti die Arme, die Hautfalten und den Bereich mit dem Totenschädel und den Büchern in vergleichbarer Weise umgesetzt hat. Stilistische Gemeinsamkeiten lassen sich auch in der Heiligen Familie in der Pinacoteca Comunale in Faenza (Inv.-Nr. 8) erkennen: Der weiße Faltenwurf unter dem roten Mantel gleicht dem Gewand des Heiligen im vorliegenden Gemälde.

Rutilio Manetti war einer der ersten sienesischen Künstler, der die von Federico Barocci herrührenden malerischen Neuerungen übernahm und sein Interesse auf die Darstellung menschlicher Emotionen anhand von ansprechend wiedergegebener Figuren – wie den heiligen Hieronymus im vorliegenden Gemälde – lenkte. Die ersten dokumentierten Gemälde Manettis stammen aus dem Jahr 1597 und wurden in der Sala del Concistoro im Palazzo Pubblico in Siena unter der Aufsicht seiner Meister Francesco Vanni und Ventura Salimbeni ausgeführt.

Erst in den 1620er-Jahren begann sich Manettis Malstil in Richtung Caravaggismus zu entwickeln, in dessen Zeit das vorliegende Gemälde datiert werden kann.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Rutilio Manetti


(Siena 1571–1639)
Schreibender heiliger Hieronymus,
Öl auf Leinwand, 112,5 x 84 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Gianni Papi, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original vorgeschlagen hat.

Bei diesem Gemälde handelt es sich um ein bisher unveröffentlichtes Werk von Rutilio Manetti, das aus seiner künstlerischen Reifezeit stammt und als solches eine bedeutende Erweiterung seines Oeuvres darstellt. Die Komposition zeigt den heiligen Hieronymus, der im Begriff ist, die Heilige Schrift, die er der Überlieferung nach aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzte, zu transkribieren. Der Heilige ist als älterer Gelehrter mit den traditionellen Attributen des Totenkopfes, des Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens, und des Löwen im Hintergrund dargestellt.

Das Gemälde ist vergleichbar mit Manettis Heiligem Hieronymus, von zwei Engeln gestützt in der Sammlung der Banca Monte dei Paschi di Siena, signiert und datiert „RUTI.US f, 1628“ (siehe A. Bagnoli, Rutilio Manetti: 1571–1639, Ausstellungskatalog, Florenz 1978, S. 117, 51). Bei sorgfältiger Prüfung zeigt sich, dass Manetti die Arme, die Hautfalten und den Bereich mit dem Totenschädel und den Büchern in vergleichbarer Weise umgesetzt hat. Stilistische Gemeinsamkeiten lassen sich auch in der Heiligen Familie in der Pinacoteca Comunale in Faenza (Inv.-Nr. 8) erkennen: Der weiße Faltenwurf unter dem roten Mantel gleicht dem Gewand des Heiligen im vorliegenden Gemälde.

Rutilio Manetti war einer der ersten sienesischen Künstler, der die von Federico Barocci herrührenden malerischen Neuerungen übernahm und sein Interesse auf die Darstellung menschlicher Emotionen anhand von ansprechend wiedergegebener Figuren – wie den heiligen Hieronymus im vorliegenden Gemälde – lenkte. Die ersten dokumentierten Gemälde Manettis stammen aus dem Jahr 1597 und wurden in der Sala del Concistoro im Palazzo Pubblico in Siena unter der Aufsicht seiner Meister Francesco Vanni und Ventura Salimbeni ausgeführt.

Erst in den 1620er-Jahren begann sich Manettis Malstil in Richtung Caravaggismus zu entwickeln, in dessen Zeit das vorliegende Gemälde datiert werden kann.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024