(Ravenna 1552 – um 1638)
Die heilige Justina von Padua,
Öl auf Leinwand, 44,5 x 30 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Alberto Crispo, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Das vorliegende Werk ist eine jüngst gemachte Neuentdeckung im Oeuvre Barbara Longhis und verweist auf andere Darstellungen weiblicher Heiliger der Künstlerin mit ähnlicher Ikonografie, Größe und Komposition, die sich als Andachtsbilder und mehr noch als Exempla virtutis, Beispiele der Tugendhaftigkeit, bei den adligen Frauen Ravennas großer Beliebtheit erfreuten.

Die Attribute des Buches, des Palmwedels und des kleinen Schwerts in der Brust der Figur weisen die hier dargestellte Heilige als Justina von Padua aus. Der Kult der heiligen Justina verbreitete sich von Padua aus in ganz Italien und erreichte schließlich Ravenna, wo man im 14. Jahrhundert die kleine Kirche Santa Giustina in Capite Porticus errichtete. Das Bild der heiligen Justina erscheint auch in den berühmten byzantinischen Mosaiken in Sant’Apollinare Nuovo in Ravenna. Ein weiteres Gemälde mit demselben Thema ist bekannt (siehe L. De Girolami Cheney, Barbara Longhi of Ravenna. Art, Grace and Piety, Cambridge 2023, Abb. 78).

Zusammen mit ihrem älteren Bruder Francesco ging Barbara in der Werkstatt ihres Vaters Luca Longhi in Ravenna in die Lehre, welche die beiden Geschwister nach dem Tod des Vaters 1580 übernahmen. Vasari lobte 1568 bei einem Besuch im Haus des Vaters in Ravenna das Talent der jungen Künstlerin: „[Sie] zeichnet sehr gut, und sie hat begonnen, einige Dinge mit großer Anmut und Manier zu kolorieren“ (siehe G. Vasari, Lives of the Painters, Sculptors and Architects, Bd. II, London 1996, S. 779).