Lot Nr. 85


Sofonisba Anguissola


(Cremona 1532–1629 Palermo)
Recto: Brustbild einer Edelfrau, vermutlich Aloisia de Luna Moncada, in einem bestickten schwarzen Kleid,
Verso: Die heilige Maria Magdalena,
Öl auf Kupfer, 23,7 x 18,7 cm, gerahmt

Provenienz:
europäischer Kunsthandel;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Marco Tanzi, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Lots.

Außerdem danken wir Alfio Nicotra, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes unabhängig von Letzterem auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.
Bei diesem doppelseitig bemalten Kupfertafel handelt es sich um eine Hinzufügung zum Oeuvre der berühmten Cremoneser Malerin Sofonisba Anguissola. Das Werk kann in die 1570er-Jahre datiert werden, die Zeit des ersten Aufenthalts der Künstlerin in Sizilien.

Die Darstellung der Edelfrau auf der Vorderseite, für die eine Identifizierung als Aloisia de Luna Moncada, die Schwägerin der Künstlerin, vorgeschlagen wurde, spiegelt den Einfluss der spanischen höfischen Porträtkunst wider. Dies zeigt sich insbesondere in dem schwarzen Samtkleid der Dargestellten mit Metallstickereien, juwelenbesetzten Knöpfen und einem Kopfschmuck, der dem des Porträts der Doña Juana von Portugal von Alonso Sánchez Coello aus dem Jahr 1557 im Kunsthistorischen Museum in Wien gleicht (Inv.-Nr. 3127). Juanas Strenge spiegelt ihre frühe Witwenschaft und ihre Frömmigkeit wider. Es kann nur vermutet werden, dass bei der Dargestellten des vorliegenden Gemäldes ein ähnlicher Hintergrund gegeben ist. Im Gegensatz zu den ganzfigurigen spanischen höfischen Porträts folgt das vorliegende Werk nicht der unpersönlichen, zeitlosen und austauschbaren Darstellung, sondern stellt ein persönliches Bild dar.

Die Maria Magdalena auf der Rückseite ist ein Beispiel für das seltene religiöse Schaffen von Sofonisba Anguissola. Es ist stilistisch mit dem Altarbild der Madonna dell’Itria in der Kirche der Santissima Annunziata in Paternò verwandt. Die Verwandtschaft zeigt sich in den ähnlichen Gesichtszügen der Madonna und Maria Magdalenas, die sich bei beiden durch muschelförmige Augen, eine ausgeprägte Nase und kleine, volle Lippen auszeichnen. Die linken Hände der beiden Protagonistinnen sind nahezu austauschbar. Tanzi vermutet, dass sich die Darstellung der Magdalena entweder auf die Dargestellte auf der Vorderseite oder auf den ursprünglichen Besitzer des Gemäldes beziehen könnte, möglicherweise Giovanni Battista Maddalena, den Notar der Familie von Fabrizio Moncada, Sofonisbas erstem Ehemann, den sie in Sizilien heiratete.

Sofonisba Anguissola wurde in eine aristokratische Familie aus Cremona hineingeboren. Ihre Eltern erzogen die sechs Töchter wie männliche Nachkommen und schickten sie in die Werkstatt von Bernardino Campi zur Malerlehre. Sofonisba konzentrierte sich auf die Porträtmalerei, die sie in ihrem Atelier zu Hause ausüben konnte, wobei sie oft sich selbst und ihre Familie als Modelle benutzte. Ihre Porträts wurden von Zeitgenossen ob ihrer Natürlichkeit und Eigenständigkeit gelobt. Ihr früher Ruhm führte dazu, dass sie zwischen 1560 und 1572 Zeichenlehrerin und Hofdame der spanischen Königin Isabella von Valois wurde. Ab 1573 ist sie in Sizilien dokumentiert, wo sie zunächst Fabrizio Moncada aus Paternò heiratete. Nach dem frühen Tod ihres Mannes zog sie in das florierende Genua, wo sie mit den Familien Lomellini, Doria und Grimaldi vergleichbare Gönner wie am Madrider Hof fand.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 169.000,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Sofonisba Anguissola


(Cremona 1532–1629 Palermo)
Recto: Brustbild einer Edelfrau, vermutlich Aloisia de Luna Moncada, in einem bestickten schwarzen Kleid,
Verso: Die heilige Maria Magdalena,
Öl auf Kupfer, 23,7 x 18,7 cm, gerahmt

Provenienz:
europäischer Kunsthandel;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Marco Tanzi, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Lots.

Außerdem danken wir Alfio Nicotra, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes unabhängig von Letzterem auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.
Bei diesem doppelseitig bemalten Kupfertafel handelt es sich um eine Hinzufügung zum Oeuvre der berühmten Cremoneser Malerin Sofonisba Anguissola. Das Werk kann in die 1570er-Jahre datiert werden, die Zeit des ersten Aufenthalts der Künstlerin in Sizilien.

Die Darstellung der Edelfrau auf der Vorderseite, für die eine Identifizierung als Aloisia de Luna Moncada, die Schwägerin der Künstlerin, vorgeschlagen wurde, spiegelt den Einfluss der spanischen höfischen Porträtkunst wider. Dies zeigt sich insbesondere in dem schwarzen Samtkleid der Dargestellten mit Metallstickereien, juwelenbesetzten Knöpfen und einem Kopfschmuck, der dem des Porträts der Doña Juana von Portugal von Alonso Sánchez Coello aus dem Jahr 1557 im Kunsthistorischen Museum in Wien gleicht (Inv.-Nr. 3127). Juanas Strenge spiegelt ihre frühe Witwenschaft und ihre Frömmigkeit wider. Es kann nur vermutet werden, dass bei der Dargestellten des vorliegenden Gemäldes ein ähnlicher Hintergrund gegeben ist. Im Gegensatz zu den ganzfigurigen spanischen höfischen Porträts folgt das vorliegende Werk nicht der unpersönlichen, zeitlosen und austauschbaren Darstellung, sondern stellt ein persönliches Bild dar.

Die Maria Magdalena auf der Rückseite ist ein Beispiel für das seltene religiöse Schaffen von Sofonisba Anguissola. Es ist stilistisch mit dem Altarbild der Madonna dell’Itria in der Kirche der Santissima Annunziata in Paternò verwandt. Die Verwandtschaft zeigt sich in den ähnlichen Gesichtszügen der Madonna und Maria Magdalenas, die sich bei beiden durch muschelförmige Augen, eine ausgeprägte Nase und kleine, volle Lippen auszeichnen. Die linken Hände der beiden Protagonistinnen sind nahezu austauschbar. Tanzi vermutet, dass sich die Darstellung der Magdalena entweder auf die Dargestellte auf der Vorderseite oder auf den ursprünglichen Besitzer des Gemäldes beziehen könnte, möglicherweise Giovanni Battista Maddalena, den Notar der Familie von Fabrizio Moncada, Sofonisbas erstem Ehemann, den sie in Sizilien heiratete.

Sofonisba Anguissola wurde in eine aristokratische Familie aus Cremona hineingeboren. Ihre Eltern erzogen die sechs Töchter wie männliche Nachkommen und schickten sie in die Werkstatt von Bernardino Campi zur Malerlehre. Sofonisba konzentrierte sich auf die Porträtmalerei, die sie in ihrem Atelier zu Hause ausüben konnte, wobei sie oft sich selbst und ihre Familie als Modelle benutzte. Ihre Porträts wurden von Zeitgenossen ob ihrer Natürlichkeit und Eigenständigkeit gelobt. Ihr früher Ruhm führte dazu, dass sie zwischen 1560 und 1572 Zeichenlehrerin und Hofdame der spanischen Königin Isabella von Valois wurde. Ab 1573 ist sie in Sizilien dokumentiert, wo sie zunächst Fabrizio Moncada aus Paternò heiratete. Nach dem frühen Tod ihres Mannes zog sie in das florierende Genua, wo sie mit den Familien Lomellini, Doria und Grimaldi vergleichbare Gönner wie am Madrider Hof fand.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.