Lot Nr. 88


Antonio Carracci


(Venedig 1592–1618 Rom)
Das Martyrium des heiligen Vinzenz von Saragossa,
bezeichnet: VINCENTI’. HYSPAN’. OIB’ FERÈ TORMENTIS EXPLETIS […] C DVO IVVENES SPONTE MAN’. ARDENTIB’ PRVNIS IMPO […] / CORONATI VERBERANTVR AD CŒIV MIGRAVIT […] D […] BONIFATIVS […],
Öl auf Leinwand, 176,8 x 130,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Emilio Negro, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Das Gemälde zeigt den heiligen Vinzenz von Saragossa, auch bekannt als Vinzenz von Tarragona, der mehreren Arten der Folter unterzogen wurde, darunter auch der Verbrennung bei lebendigem Leib auf einem Rost. Die Landschaft dahinter ist mit kleinen Szenen bevölkert, die andere Misshandlungen des frühchristlichen Märtyrers darstellen. Diese sind mit Buchstaben des Alphabets („B“, „C“, „D“) gekennzeichnet, die den teilweise noch lesbaren Beschriftungen am unteren Bildrand entsprechen.

Das vorliegende Werk kann mit einem weiteren Gemälde Antonio Carraccis verglichen werden, das in einer englischen Privatsammlung dokumentiert ist: Die heilige Katharina verweigert den Götzendienst (siehe Negro, M. Pirondini, La scuola dei Carracci. I seguaci di Annibale e Agostino, Modena 1995, S. 138, 144, Anm. 14).

Es wird vermutet, dass die beiden Werke zu einer ganzen Reihe von Gemälden mit Heiligenmartyrien gehören, die möglicherweise auch von anderen Künstlern stammen. Das Gemälde Die dreihundert christlichen Märtyrer von Orazio Borgianni (1574–1616), das sich heute in der Pinacoteca Ambrosiana in Mailand befindet, könnte ebenfalls zu dieser Serie gehört haben. Es ist von ähnlichem Format (177 x 132 cm) und zeigt den gleichen Bildaufbau mit Inschriften am unteren Rand (siehe A. Falchetti, La Pinacoteca Ambrosiana, Vicenza 1969, S. 275). Aufgrund dieser Vergleiche kann das hier vorgestellte Gemälde zwischen 1606 und 1609 datiert werden (siehe Negro/Pirondini 1995, S. 138).

Gemälde wie das vorliegende Werk sind Teil des Kultes um die Verehrung früher Märtyrer, der sich in Rom zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert entwickelte. Als Vorbild für einen derartigen kompositorischen Ansatz könnte der Freskenzyklus Il Pomarancio (nach 1517 – nach 1597) von Niccolò Circignani in der Kirche Santo Stefano Rotondo in Rom gelten.

Antonio, der Sohn Agostino Carraccis (1857–1602), erhielt seine frühe künstlerische Ausbildung von seinem Vater und lernte in dessen Werkstatt an der Seite von Künstlern wie Domenichino (1581–1641) und Giovanni Lanfranco (1582–1647). Nach Agostinos Tod zog Antonio nach Rom in die Werkstatt seines Onkels Annibale Carracci (1560–1609). Er kehrte 1609 nach Bologna zurück, um sich seinem Cousin Ludovico Carracci (1555–1619) anzuschließen. Zurück in Rom war er 1610 Gehilfe Guido Renis bei der Ausschmückung der Paulinerkapelle im Quirinalspalast. Im Jahr 1614 wurde Antonio Mitglied der Accademia di San Luca. Nach einer kurzen Reise nach Siena starb er 1618 in Rom.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 33.800,-
Schätzwert:
EUR 8.000,- bis EUR 12.000,-

Antonio Carracci


(Venedig 1592–1618 Rom)
Das Martyrium des heiligen Vinzenz von Saragossa,
bezeichnet: VINCENTI’. HYSPAN’. OIB’ FERÈ TORMENTIS EXPLETIS […] C DVO IVVENES SPONTE MAN’. ARDENTIB’ PRVNIS IMPO […] / CORONATI VERBERANTVR AD CŒIV MIGRAVIT […] D […] BONIFATIVS […],
Öl auf Leinwand, 176,8 x 130,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Emilio Negro, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Das Gemälde zeigt den heiligen Vinzenz von Saragossa, auch bekannt als Vinzenz von Tarragona, der mehreren Arten der Folter unterzogen wurde, darunter auch der Verbrennung bei lebendigem Leib auf einem Rost. Die Landschaft dahinter ist mit kleinen Szenen bevölkert, die andere Misshandlungen des frühchristlichen Märtyrers darstellen. Diese sind mit Buchstaben des Alphabets („B“, „C“, „D“) gekennzeichnet, die den teilweise noch lesbaren Beschriftungen am unteren Bildrand entsprechen.

Das vorliegende Werk kann mit einem weiteren Gemälde Antonio Carraccis verglichen werden, das in einer englischen Privatsammlung dokumentiert ist: Die heilige Katharina verweigert den Götzendienst (siehe Negro, M. Pirondini, La scuola dei Carracci. I seguaci di Annibale e Agostino, Modena 1995, S. 138, 144, Anm. 14).

Es wird vermutet, dass die beiden Werke zu einer ganzen Reihe von Gemälden mit Heiligenmartyrien gehören, die möglicherweise auch von anderen Künstlern stammen. Das Gemälde Die dreihundert christlichen Märtyrer von Orazio Borgianni (1574–1616), das sich heute in der Pinacoteca Ambrosiana in Mailand befindet, könnte ebenfalls zu dieser Serie gehört haben. Es ist von ähnlichem Format (177 x 132 cm) und zeigt den gleichen Bildaufbau mit Inschriften am unteren Rand (siehe A. Falchetti, La Pinacoteca Ambrosiana, Vicenza 1969, S. 275). Aufgrund dieser Vergleiche kann das hier vorgestellte Gemälde zwischen 1606 und 1609 datiert werden (siehe Negro/Pirondini 1995, S. 138).

Gemälde wie das vorliegende Werk sind Teil des Kultes um die Verehrung früher Märtyrer, der sich in Rom zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert entwickelte. Als Vorbild für einen derartigen kompositorischen Ansatz könnte der Freskenzyklus Il Pomarancio (nach 1517 – nach 1597) von Niccolò Circignani in der Kirche Santo Stefano Rotondo in Rom gelten.

Antonio, der Sohn Agostino Carraccis (1857–1602), erhielt seine frühe künstlerische Ausbildung von seinem Vater und lernte in dessen Werkstatt an der Seite von Künstlern wie Domenichino (1581–1641) und Giovanni Lanfranco (1582–1647). Nach Agostinos Tod zog Antonio nach Rom in die Werkstatt seines Onkels Annibale Carracci (1560–1609). Er kehrte 1609 nach Bologna zurück, um sich seinem Cousin Ludovico Carracci (1555–1619) anzuschließen. Zurück in Rom war er 1610 Gehilfe Guido Renis bei der Ausschmückung der Paulinerkapelle im Quirinalspalast. Im Jahr 1614 wurde Antonio Mitglied der Accademia di San Luca. Nach einer kurzen Reise nach Siena starb er 1618 in Rom.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.