Lot Nr. 1204


Kasuar, Meissen 1924–1934


Porzellan, naturalistisch staffiert, lebensgroße vollplastische Figur eines stehenden Helmkasuars auf einem mit Ast- und Blattwerk besetzten Baumstumpf, Höhe 128 cm, Modell von Johann Joachim Kaendler 1732, unterglasurblaue Schwertermarke, partiell rest. (GO)

Die großformatigen Tierskulpturen gehören zu den spektakulärsten Stücken, die von der Porzellanmanufaktur Meissen gefertigt wurden. Die frühen Exemplare sind unschätzbare Raritäten und diese Modelle werden bis heute in einer geringen Stückzahl oder auf Einzelbestellung von der Manufaktur hergestellt.
Dieser Kasuar, in Kaendlers Rapport vom März 1732 „Vogel Casuarium“ genannt, geht auf eine umfangreiche Gruppe von Tierskulpturen zurück, die für das berühmte Japanische Palais August des Starken entworfen wurden. Im Inventar des Palais von 1733 ist die Anzahl von 296 großer Tiere und 297 großer Vögel vermerkt. Die Idee dieses Skulpturenprogramms bezieht sich auf die Tradition fürstlicher Menagerien, die zur Grundausstattung eines Schlosses jedes Regenten, der etwas auf sich hielt, gehörte. Hier wurden lebendige exotische Tiere gehalten und zur Schau gestellt, nicht nur um das Publikum in Erstaunen zu versetzten, sondern auch die Machtfülle des Regenten über die Welt zu demonstrieren.
Nachdem die Manufaktur Meissen bewiesen hatte, in Qualität mit dem asiatischen Porzellan gleichzuziehen und dieses sogar zu übertreffen, war wohl die Krönung des Ehrgeizes August des Starken und seiner Manufaktur die Herstellung dieser großformatigen Tierskulpturen, sozusagen als eine Menagerie für die Ewigkeit aus sächsischem Porzellan.
Der Erfolg dieses ambitionierten künstlerischen Vorhabens hing nicht nur an den Entwürfen der Modellmeister, sondern aufgrund der schieren Größe der Tierfiguren an den technischen Fähigkeiten in Ausformung und Brennens des Porzellans. Mit diesem heraus­fordernden Projekt wurde zunächst der Hofbildhauer Gottlieb Kirchner betraut und bald auch der wohl bekannteste und einflussreichsten Modelleur der Manufaktur, Johann Joachim Kaendler.
Diese Großplastik des Lauffvogels ist mit 129 cm Höhe lebensgroß und damit die größte aller überlieferten Meissener Tierfiguren. Sie beeindruckt, da die bis ins Detail lebensecht wirkende Abbildung des eigentlich in Neuguinea und Nord-Australien heimischen Tieres eines der frühen Werke Kaendlers ist.

Lit.:
Wittwer, Samuel: Die Galerie der Meißner Tiere. Die Menagerie August des Starken für das Japanische Palais, München 2004, S. 186–187 und S. 328.

Experte: M.A. Georg Ottomeyer M.A. Georg Ottomeyer
+43-1-515 60-538

georg.ottomeyer@dorotheum.at

25.04.2024 - 13:00

Schätzwert:
EUR 65.000,- bis EUR 80.000,-

Kasuar, Meissen 1924–1934


Porzellan, naturalistisch staffiert, lebensgroße vollplastische Figur eines stehenden Helmkasuars auf einem mit Ast- und Blattwerk besetzten Baumstumpf, Höhe 128 cm, Modell von Johann Joachim Kaendler 1732, unterglasurblaue Schwertermarke, partiell rest. (GO)

Die großformatigen Tierskulpturen gehören zu den spektakulärsten Stücken, die von der Porzellanmanufaktur Meissen gefertigt wurden. Die frühen Exemplare sind unschätzbare Raritäten und diese Modelle werden bis heute in einer geringen Stückzahl oder auf Einzelbestellung von der Manufaktur hergestellt.
Dieser Kasuar, in Kaendlers Rapport vom März 1732 „Vogel Casuarium“ genannt, geht auf eine umfangreiche Gruppe von Tierskulpturen zurück, die für das berühmte Japanische Palais August des Starken entworfen wurden. Im Inventar des Palais von 1733 ist die Anzahl von 296 großer Tiere und 297 großer Vögel vermerkt. Die Idee dieses Skulpturenprogramms bezieht sich auf die Tradition fürstlicher Menagerien, die zur Grundausstattung eines Schlosses jedes Regenten, der etwas auf sich hielt, gehörte. Hier wurden lebendige exotische Tiere gehalten und zur Schau gestellt, nicht nur um das Publikum in Erstaunen zu versetzten, sondern auch die Machtfülle des Regenten über die Welt zu demonstrieren.
Nachdem die Manufaktur Meissen bewiesen hatte, in Qualität mit dem asiatischen Porzellan gleichzuziehen und dieses sogar zu übertreffen, war wohl die Krönung des Ehrgeizes August des Starken und seiner Manufaktur die Herstellung dieser großformatigen Tierskulpturen, sozusagen als eine Menagerie für die Ewigkeit aus sächsischem Porzellan.
Der Erfolg dieses ambitionierten künstlerischen Vorhabens hing nicht nur an den Entwürfen der Modellmeister, sondern aufgrund der schieren Größe der Tierfiguren an den technischen Fähigkeiten in Ausformung und Brennens des Porzellans. Mit diesem heraus­fordernden Projekt wurde zunächst der Hofbildhauer Gottlieb Kirchner betraut und bald auch der wohl bekannteste und einflussreichsten Modelleur der Manufaktur, Johann Joachim Kaendler.
Diese Großplastik des Lauffvogels ist mit 129 cm Höhe lebensgroß und damit die größte aller überlieferten Meissener Tierfiguren. Sie beeindruckt, da die bis ins Detail lebensecht wirkende Abbildung des eigentlich in Neuguinea und Nord-Australien heimischen Tieres eines der frühen Werke Kaendlers ist.

Lit.:
Wittwer, Samuel: Die Galerie der Meißner Tiere. Die Menagerie August des Starken für das Japanische Palais, München 2004, S. 186–187 und S. 328.

Experte: M.A. Georg Ottomeyer M.A. Georg Ottomeyer
+43-1-515 60-538

georg.ottomeyer@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 09.00 - 18.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Möbel, Antiquitäten, Glas & Porzellan
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.04.2024 - 13:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. -25.04.2024