Lot Nr. 1203


Vollständiges Ensemble von vier Elementenkrügen, Meissen 19. Jh.


Porzellan, farbig und gold staffiert, 4-tlg. vollpastisch gearbeiteten Elementenvase, Höhe 63–67 cm, Modell von Johann Joachim Kaendler um 1741/42, partiell rest. (GO)

Johann Joachim Kaendler (1706-1775) modellierte diesen Vasensatz mit Unterstützung von Johann Friedrich Eberlein unter ziemlichen Zeitdruck.
Der königliche Auftrag Friedrich Augusts des II. (1696-1763) an Kaendler hatte nämlich politisches Kalkül. Sachsen versuchte im Kontext des Österreichischen Erbfolgekrieges (1740-1748), neben Preußen und Frankreich seine Interessen durchzusetzen.

Zusammen mit einer große Mittelvase mit einem Porträtrelief Ludwigs des XV. waren diese vier auch als Kaminvasen titulierten Meisterwerke so zunächst als diplomatisches Geschenk für den französischen König vorgesehen.
Leider war dieser Zweck zur Fertigstellung der Vasen im Sommer 1742 bereits politisch obsolet. Der Versuch Sachsens, mit Unterstützung Frankreichs eine geographische Verbindung zwischen Sachsen und Polen zu erlangen, war nicht mehr durchzusetzen.
Die nunmehr politisch funktionslosen aber bereits fertiggestellten, vorhandenen Sätze der „Elementvasen“ wurden aufgrund des hohen Aufwandes und künstlerischer Perfektion daraufhin vom Depot der Manufaktur statt nach Frankreich zunächst in das Japanische Palais überführt und später im 1743 ausgestatteten Porzellankabinett der Dresdener Residenz gezeigt.

Mit diesen vier Kannen der Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde inszenierte Kaendler Gefäße als Skulpturen, indem er sie mit prunkvollen Flachreliefs und Applikationen in Form von Blumen, Tieren und mythologischen Figuren filigran und meisterlich staffierte.
Inspiriert von französischen Vorlagen wie beispielsweise den Stichen nach Juste-Aurèle Meissonier (1695-1750) schuf er aus dem Formenschatz des Rokoko mit den Meissener „Elemente-Vasen“ wegweisende und herausragende Meisterwerke der sich in Europa eben erst entwickelnden Porzellankunst, welche die neuen technischen Möglichkeiten dieses Werkstoffes prachtvoll wiederspiegeln.

Lit.:
Bergmann, Meissen Figurines, Verlag Kurt Götz, Karlsruhe 2017, Bd. 1, S. 425 Abb. 1950-1953

Experte: M.A. Georg Ottomeyer M.A. Georg Ottomeyer
+43-1-515 60-538

georg.ottomeyer@dorotheum.at

25.04.2024 - 13:00

Erzielter Preis: **
EUR 91.000,-
Schätzwert:
EUR 70.000,- bis EUR 90.000,-

Vollständiges Ensemble von vier Elementenkrügen, Meissen 19. Jh.


Porzellan, farbig und gold staffiert, 4-tlg. vollpastisch gearbeiteten Elementenvase, Höhe 63–67 cm, Modell von Johann Joachim Kaendler um 1741/42, partiell rest. (GO)

Johann Joachim Kaendler (1706-1775) modellierte diesen Vasensatz mit Unterstützung von Johann Friedrich Eberlein unter ziemlichen Zeitdruck.
Der königliche Auftrag Friedrich Augusts des II. (1696-1763) an Kaendler hatte nämlich politisches Kalkül. Sachsen versuchte im Kontext des Österreichischen Erbfolgekrieges (1740-1748), neben Preußen und Frankreich seine Interessen durchzusetzen.

Zusammen mit einer große Mittelvase mit einem Porträtrelief Ludwigs des XV. waren diese vier auch als Kaminvasen titulierten Meisterwerke so zunächst als diplomatisches Geschenk für den französischen König vorgesehen.
Leider war dieser Zweck zur Fertigstellung der Vasen im Sommer 1742 bereits politisch obsolet. Der Versuch Sachsens, mit Unterstützung Frankreichs eine geographische Verbindung zwischen Sachsen und Polen zu erlangen, war nicht mehr durchzusetzen.
Die nunmehr politisch funktionslosen aber bereits fertiggestellten, vorhandenen Sätze der „Elementvasen“ wurden aufgrund des hohen Aufwandes und künstlerischer Perfektion daraufhin vom Depot der Manufaktur statt nach Frankreich zunächst in das Japanische Palais überführt und später im 1743 ausgestatteten Porzellankabinett der Dresdener Residenz gezeigt.

Mit diesen vier Kannen der Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde inszenierte Kaendler Gefäße als Skulpturen, indem er sie mit prunkvollen Flachreliefs und Applikationen in Form von Blumen, Tieren und mythologischen Figuren filigran und meisterlich staffierte.
Inspiriert von französischen Vorlagen wie beispielsweise den Stichen nach Juste-Aurèle Meissonier (1695-1750) schuf er aus dem Formenschatz des Rokoko mit den Meissener „Elemente-Vasen“ wegweisende und herausragende Meisterwerke der sich in Europa eben erst entwickelnden Porzellankunst, welche die neuen technischen Möglichkeiten dieses Werkstoffes prachtvoll wiederspiegeln.

Lit.:
Bergmann, Meissen Figurines, Verlag Kurt Götz, Karlsruhe 2017, Bd. 1, S. 425 Abb. 1950-1953

Experte: M.A. Georg Ottomeyer M.A. Georg Ottomeyer
+43-1-515 60-538

georg.ottomeyer@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 09.00 - 18.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Möbel, Antiquitäten, Glas & Porzellan
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.04.2024 - 13:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. -25.04.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.