Lot Nr. 270


Arnulf Rainer *


(Baden bei Wien 1929 geb.)
„Schweiß und Blut“ (Rote Schwitze), Face Farces, um 1971, signiert A. Rainer, betitelt Schweiß und Blut (Rote Schwitze), Öl auf Fotografie, 60,6 x 50,5 cm, an den Rändern auf Alu-Dibond auf Karton montiert, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Wien

Selbstdarstellungen

Wenn ich mich selbst reproduziere, dann auch als Versuch einer Erweiterung: visuelle Formulierungen von Möglichem, Ausgedachtem. Ich packe mich am eigenen Schopf und ziehe, ich springe ohne Boden, mime Erfundenes, zeichne Vorgestelltes, lüge und lüge, bis es wahr werden könnte. Ich reproduziere nicht 1:1, sondern werde es durch das Reproduzieren.
Diese Eigenvorstellungen, Korrekturen, Wunschrepros entstehen in drei Phasen: zuerst eine szenische mit Fotoauslösung. Es muß die Komprimierteste sein, weil auf den einen Augenblick der Kameraauslösung konzentriert. Es gibt kein Korrigieren – „der Moment nur zählt“. Meist brauche ich einen Spiegel, nicht zur Kontrolle, sondern zur Stimulation, einer Art extrovertierter Selbstkommunikation. Definierte, gezielte Darstellungen, bekannte Typisierungen wie sie der Schauspieler praktiziert, interessieren mich nicht. Erst bei der Realisierung finde ich beziehungsweise suche ich, was sich in mir aktivieren will.

Dritte Phase: danach, oft Wochen danach, wenn alles nur mehr ein flaches Blatt Papier wurde, folgt eine abermalige Selektion und Korrektur. Ich graphiere darüber und strenge mich an, neue wichtige, bedeutendere Lügen zu erfinden. Erst wenn ich es selbst zu glauben anfange, gebe ich das Blatt auf. Je stärker die physiognomische Qualität, desto schneller gelingt die graphische Akzentuierung. Ich beende dann rasch und rutsche nicht ab in eine völlige Übermalung. …

Arnulf Rainer

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at

23.05.2024 - 18:00

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 35.000,-

Arnulf Rainer *


(Baden bei Wien 1929 geb.)
„Schweiß und Blut“ (Rote Schwitze), Face Farces, um 1971, signiert A. Rainer, betitelt Schweiß und Blut (Rote Schwitze), Öl auf Fotografie, 60,6 x 50,5 cm, an den Rändern auf Alu-Dibond auf Karton montiert, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Wien

Selbstdarstellungen

Wenn ich mich selbst reproduziere, dann auch als Versuch einer Erweiterung: visuelle Formulierungen von Möglichem, Ausgedachtem. Ich packe mich am eigenen Schopf und ziehe, ich springe ohne Boden, mime Erfundenes, zeichne Vorgestelltes, lüge und lüge, bis es wahr werden könnte. Ich reproduziere nicht 1:1, sondern werde es durch das Reproduzieren.
Diese Eigenvorstellungen, Korrekturen, Wunschrepros entstehen in drei Phasen: zuerst eine szenische mit Fotoauslösung. Es muß die Komprimierteste sein, weil auf den einen Augenblick der Kameraauslösung konzentriert. Es gibt kein Korrigieren – „der Moment nur zählt“. Meist brauche ich einen Spiegel, nicht zur Kontrolle, sondern zur Stimulation, einer Art extrovertierter Selbstkommunikation. Definierte, gezielte Darstellungen, bekannte Typisierungen wie sie der Schauspieler praktiziert, interessieren mich nicht. Erst bei der Realisierung finde ich beziehungsweise suche ich, was sich in mir aktivieren will.

Dritte Phase: danach, oft Wochen danach, wenn alles nur mehr ein flaches Blatt Papier wurde, folgt eine abermalige Selektion und Korrektur. Ich graphiere darüber und strenge mich an, neue wichtige, bedeutendere Lügen zu erfinden. Erst wenn ich es selbst zu glauben anfange, gebe ich das Blatt auf. Je stärker die physiognomische Qualität, desto schneller gelingt die graphische Akzentuierung. Ich beende dann rasch und rutsche nicht ab in eine völlige Übermalung. …

Arnulf Rainer

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 23.05.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.05. - 23.05.2024