Lot Nr. 4


Habsburger Hofmaler, Anfang 16. Jahrhundert


Habsburger Hofmaler, Anfang 16. Jahrhundert - Alte Meister I

Bildnis Kaiser Maximilians I. (1459–1519),
Öl auf Holz, 43 x 26,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Il Principe della Torre e Tasso Duca di Castel Duino, Italien;
europäische Privatsammlung

Das vorliegende lebendige und intime Bildnis des römisch-deutschen Kaisers Maximilian I. (1459–1519), der hier eine sich unterhalb seiner Gemächer zutragende Jagd verfolgt, kann mit einem Werk des vielseitigen Habsburger Hofmalers Jörg Kölderer (um 1465/70–1540) in Verbindung gebracht werden. Maximilian beauftragte Kölderer häufig insbesondere mit Miniaturen für sein „Tiroler Jagdbuch“ (1500, heute Bibliothèque Royale, Brüssel). Die Landschaft des vorliegenden Gemäldes weist Ähnlichkeiten zu Kölderers Herangehensweise bei der Darstellung von schroffem Gelände auf; Gleiches gilt für die Darstellungsweise der Figuren. Maximilian war ein eifriger Sammler von Gemälden und Handschriften und trug Wissen aus den Bereichen Astrologie, Natur und Altertum zusammen. Dafür sprechen, wie hier dargestellt, die antike Kamee auf seiner Kopfbedeckung und die Schriftrolle in seiner Hand.

Im biografischen Lexikon Die Habsburger von Brigitte Hamann aus dem Jahr 1988 heißt es über Kaiser Maximilian I.: „Die Astrologen errechneten Mars als Maximilians Aszendenten und sagten ihm einen ‚widrigen Geist‘ voraus, der ihm Schwierigkeiten bereiten würde. Betrachtet man Maximilians Lebenslauf, so lässt sich diese Vorhersage nur bestätigen […]. Der Krieg blieb der rote Faden in Maximilians Leben. Er führte 25 Feldzüge in knapp 40 Jahren […].“ Sein erster Kampf war das Ringen um die Erhaltung des burgundischen Herzogtums. Im 14. und 15. Jahrhundert war Burgund zu gewaltigem wirtschaftlichem und kulturellem Reichtum aufgestiegen. Karl der Kühne, Herzog von Burgund, hatte keine männlichen Erben, sondern (nach dynastischem Denken) „nur“ eine Tochter, die Erbin Maria von Burgund. Nach dem Tod des letzten Herzogs legte Frankreich seine Hand auf Burgund, weil ein Teil des Landes französisches Kronlehen war. Kaiser Friedrich III., Maximilians Vater, gelang es, die Hand der Erbin seinem Sohn zu sichern. Die beiden heirateten 1477 in Gent, was Burgund und im Endeffekt, die spanischen Niederlande dem Haus Habsburg sicherte und es zu einer europäischen Großmacht werden ließ. 1482 starb Maria bei einem Reitunfall unter Hinterlassung der Kinder Philipp (später genannt ‚Der Schöne‘) und Margarete. 1493 vermählte sich Maximilian mit der ungeliebten, aber reichen Bianca Maria Sforza aus Mailand. Zweck dieser Heirat war die Auffüllung der leeren kaiserlichen Geldtruhen. Hamann: „Maximilian war ein Mann zwischen den Zeiten. Man ist gewohnt seine Ritterideale und die universalistischen Ansprüche seiner Kaiseridee als rückwärtsgewandt anzusehen. Ebenso ist man gewöhnt, bei ‚Renaissance‘ an die Wiederentdeckung der Antike zu denken. Vielleicht sind Maximilians mittelalterliche ‚Mummereien‘, die Turniere zum Beispiel, als eine andere Form der Renaissance, eine Rückkoppelung an eine eigene deutsche Vergangenheit zu interpretieren […]. In allen autobiographischen Büchern wie dem ‚Weißkunig‘, herrscht eine in mittelalterlicher Tradition liegende allegorisch-symbolisch überhöhte Realität vor, vermengt mit Wunsch- und Traumbildern […]. Die Bücher sagen viel darüber aus, was diesem ‚Letzten Ritter‘ wichtig war: Abenteuer, Minnedienst, Ehre, Treue, ein Jäger, Krieger und Sieger zu sein, fest in Gottes Hand zu ruhen.“

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

08.06.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 87.800,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Habsburger Hofmaler, Anfang 16. Jahrhundert


Bildnis Kaiser Maximilians I. (1459–1519),
Öl auf Holz, 43 x 26,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Il Principe della Torre e Tasso Duca di Castel Duino, Italien;
europäische Privatsammlung

Das vorliegende lebendige und intime Bildnis des römisch-deutschen Kaisers Maximilian I. (1459–1519), der hier eine sich unterhalb seiner Gemächer zutragende Jagd verfolgt, kann mit einem Werk des vielseitigen Habsburger Hofmalers Jörg Kölderer (um 1465/70–1540) in Verbindung gebracht werden. Maximilian beauftragte Kölderer häufig insbesondere mit Miniaturen für sein „Tiroler Jagdbuch“ (1500, heute Bibliothèque Royale, Brüssel). Die Landschaft des vorliegenden Gemäldes weist Ähnlichkeiten zu Kölderers Herangehensweise bei der Darstellung von schroffem Gelände auf; Gleiches gilt für die Darstellungsweise der Figuren. Maximilian war ein eifriger Sammler von Gemälden und Handschriften und trug Wissen aus den Bereichen Astrologie, Natur und Altertum zusammen. Dafür sprechen, wie hier dargestellt, die antike Kamee auf seiner Kopfbedeckung und die Schriftrolle in seiner Hand.

Im biografischen Lexikon Die Habsburger von Brigitte Hamann aus dem Jahr 1988 heißt es über Kaiser Maximilian I.: „Die Astrologen errechneten Mars als Maximilians Aszendenten und sagten ihm einen ‚widrigen Geist‘ voraus, der ihm Schwierigkeiten bereiten würde. Betrachtet man Maximilians Lebenslauf, so lässt sich diese Vorhersage nur bestätigen […]. Der Krieg blieb der rote Faden in Maximilians Leben. Er führte 25 Feldzüge in knapp 40 Jahren […].“ Sein erster Kampf war das Ringen um die Erhaltung des burgundischen Herzogtums. Im 14. und 15. Jahrhundert war Burgund zu gewaltigem wirtschaftlichem und kulturellem Reichtum aufgestiegen. Karl der Kühne, Herzog von Burgund, hatte keine männlichen Erben, sondern (nach dynastischem Denken) „nur“ eine Tochter, die Erbin Maria von Burgund. Nach dem Tod des letzten Herzogs legte Frankreich seine Hand auf Burgund, weil ein Teil des Landes französisches Kronlehen war. Kaiser Friedrich III., Maximilians Vater, gelang es, die Hand der Erbin seinem Sohn zu sichern. Die beiden heirateten 1477 in Gent, was Burgund und im Endeffekt, die spanischen Niederlande dem Haus Habsburg sicherte und es zu einer europäischen Großmacht werden ließ. 1482 starb Maria bei einem Reitunfall unter Hinterlassung der Kinder Philipp (später genannt ‚Der Schöne‘) und Margarete. 1493 vermählte sich Maximilian mit der ungeliebten, aber reichen Bianca Maria Sforza aus Mailand. Zweck dieser Heirat war die Auffüllung der leeren kaiserlichen Geldtruhen. Hamann: „Maximilian war ein Mann zwischen den Zeiten. Man ist gewohnt seine Ritterideale und die universalistischen Ansprüche seiner Kaiseridee als rückwärtsgewandt anzusehen. Ebenso ist man gewöhnt, bei ‚Renaissance‘ an die Wiederentdeckung der Antike zu denken. Vielleicht sind Maximilians mittelalterliche ‚Mummereien‘, die Turniere zum Beispiel, als eine andere Form der Renaissance, eine Rückkoppelung an eine eigene deutsche Vergangenheit zu interpretieren […]. In allen autobiographischen Büchern wie dem ‚Weißkunig‘, herrscht eine in mittelalterlicher Tradition liegende allegorisch-symbolisch überhöhte Realität vor, vermengt mit Wunsch- und Traumbildern […]. Die Bücher sagen viel darüber aus, was diesem ‚Letzten Ritter‘ wichtig war: Abenteuer, Minnedienst, Ehre, Treue, ein Jäger, Krieger und Sieger zu sein, fest in Gottes Hand zu ruhen.“

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 08.06.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.