Lot Nr. 27


Jacob Grimmer


Jacob Grimmer - Alte Meister I

(Antwerpen 1525–1590)
Dorfkirmes,
Öl auf Holz, 38 x 57,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Belgien

Die Szene des vorliegenden Werks mit ihren tanzenden Bauern, auf dem Rücken liegenden Trunkenbolden und zankenden Kindern ist ein beredtes Beispiel für die betriebsamste unter Jacob Grimmers Genredarstellungen – die Dorfkirmes. Grimmer, der in der Nachfolge des großen Pieter Brueghel des Älteren (1525/30–1569) arbeitete, war nicht nur ein begabter Landschaftsmaler, der für seine Finessen in der Farbgebung und seine Klarheit der Zeichnung – wie hier in den gewundenen Bäumen und der ländlichen Architektur zu erkennen – Beachtung fand, sondern auch Erfinder abwechslungsreicher und eigenständiger Figurenanordnungen. Im vorliegenden Bild scheinen die übereinanderkugelnden und feiernden Dorfbewohner in unterschiedlichsten Handlungen und nahezu allen erdenklichen Körperhaltungen des bukolischen Lebens begriffen. Vornehm gekleidete Bürger zu Pferde neben einem Planwagen (links) und sich herabbeugend, um die regionalen Erzeugnisse zu begutachten (rechts), kontrastieren mit der derber gekleideten Dorfbevölkerung, wie es auch auf einer anderen Tafel mit der Darstellung eines Jahrmarkts (monogrammiert, mit 1579 datiert) in der Prager Nationalgalerie der Fall ist, wo ebenfalls alle Schichten der flämischen Gesellschaft zu sehen sind.

Eine Entstehungszeit in den 1580-Jahren, gegen Ende von Grimmers Laufbahn, befände sich sowohl im Einklang mit den Figurentypen, für die eine Ausführung durch Gillis Mostaert (1528–1598) erwogen wurde, als auch mit der Kirche auf der einen Seite der Komposition und den Häusergiebeln auf der andern, die in typischer Vogelschau (wiederkehrend auf einer weiteren Dorfkirmes, 56 x 82 cm, monogrammiert, mit 1589 datiert, Kunsthalle Bremen) linear in die Tiefe führen. Reine de Berthier de Sauvigny schreibt in ihrer Monografie im Hinblick auf Grimmers kompositorische Vorliebe über die Dorfkirmes in Bremen, dass „der Dorfplatz von typischen bildbeherrschenden Bauten wie dem massiven gotischen Kirchturm eingefasst wird“, während die Vielzahl der „kleinen, lebhaften und stark bewegten Szenen ringsum für unverblümten Realismus sorgt“ — Merkmale, die Grimmer auch im vorliegenden Gemälde so meisterhaft wiederholt.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

08.06.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 69.050,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Jacob Grimmer


(Antwerpen 1525–1590)
Dorfkirmes,
Öl auf Holz, 38 x 57,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Belgien

Die Szene des vorliegenden Werks mit ihren tanzenden Bauern, auf dem Rücken liegenden Trunkenbolden und zankenden Kindern ist ein beredtes Beispiel für die betriebsamste unter Jacob Grimmers Genredarstellungen – die Dorfkirmes. Grimmer, der in der Nachfolge des großen Pieter Brueghel des Älteren (1525/30–1569) arbeitete, war nicht nur ein begabter Landschaftsmaler, der für seine Finessen in der Farbgebung und seine Klarheit der Zeichnung – wie hier in den gewundenen Bäumen und der ländlichen Architektur zu erkennen – Beachtung fand, sondern auch Erfinder abwechslungsreicher und eigenständiger Figurenanordnungen. Im vorliegenden Bild scheinen die übereinanderkugelnden und feiernden Dorfbewohner in unterschiedlichsten Handlungen und nahezu allen erdenklichen Körperhaltungen des bukolischen Lebens begriffen. Vornehm gekleidete Bürger zu Pferde neben einem Planwagen (links) und sich herabbeugend, um die regionalen Erzeugnisse zu begutachten (rechts), kontrastieren mit der derber gekleideten Dorfbevölkerung, wie es auch auf einer anderen Tafel mit der Darstellung eines Jahrmarkts (monogrammiert, mit 1579 datiert) in der Prager Nationalgalerie der Fall ist, wo ebenfalls alle Schichten der flämischen Gesellschaft zu sehen sind.

Eine Entstehungszeit in den 1580-Jahren, gegen Ende von Grimmers Laufbahn, befände sich sowohl im Einklang mit den Figurentypen, für die eine Ausführung durch Gillis Mostaert (1528–1598) erwogen wurde, als auch mit der Kirche auf der einen Seite der Komposition und den Häusergiebeln auf der andern, die in typischer Vogelschau (wiederkehrend auf einer weiteren Dorfkirmes, 56 x 82 cm, monogrammiert, mit 1589 datiert, Kunsthalle Bremen) linear in die Tiefe führen. Reine de Berthier de Sauvigny schreibt in ihrer Monografie im Hinblick auf Grimmers kompositorische Vorliebe über die Dorfkirmes in Bremen, dass „der Dorfplatz von typischen bildbeherrschenden Bauten wie dem massiven gotischen Kirchturm eingefasst wird“, während die Vielzahl der „kleinen, lebhaften und stark bewegten Szenen ringsum für unverblümten Realismus sorgt“ — Merkmale, die Grimmer auch im vorliegenden Gemälde so meisterhaft wiederholt.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 08.06.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.