(Cambrai vor 1555–1622 Antwerpen)
Hochzeitsgesellschaft,
rückseitig Zeichen des Tafelmachers Pieter Stas und mit 1605 datiert,
Öl auf Kupfer, 48,5 x 66 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Erich Müller-Stinnes, Hamburg;
im Erbgang an Erika Harre, Hamburg;
vermacht an die Städtische Kunsthalle Mannheim, ab 1983;
kurz danach erfolgte Ausgliederung;
Privatsammlung, Belgien, seit 1990

Die vorliegende fröhliche und abwechslungsreiche Szene eines Hochzeitsfestes in einem prächtigen höfischen Interieur ist typisch für das Schaffen von Louis de Caullery. Als Schüler des manieristischen Landschaftsmalers Joos de Momper machte de Caullery auch Anleihen bei der gelängten Anmut der Schule von Fontainebleau und der architektonischen Erfindungsgabe von Paul Vredeman de Vries. Hier erinnert der Innenraum mit den detailreich wiedergegebenen Fenstern und vergoldeten Kerzenleuchtern an die auf einen einzelnen Fluchtpunkt zulaufenden Kirchen- und Palastinterieurs von Vredeman de Vries.

De Caullery stellte das Bildthema der fünf Sinne wiederholt dar. Hier sprechen dafür die an der Wand hängenden Bilder, die einander umarmenden Festgäste, die Gefäße und die Gruppe der Musikanten. Diesen flämischen Mahlzeitenbildern war, ungeachtet dessen, ob sie Mitglieder der einfacheren oder der höheren Gesellschaft zeigten, ein moralisierender Unterton gemeinsam. Tatsächlich zeigt das Bild am äußersten rechten Rand die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten. Gepaart mit den zahlreichen Weinbehältnissen des darunter vonstattengehenden Festes könnte dies womöglich Vergleiche mit dem Wunder der Hochzeit zu Kana beabsichtigt haben.