(Made 1643–1706 Den Haag)
Lesender Einsiedler in einer Grotte,
signiert rechts unten: G. Schalcken,
Öl auf Leinwand, 98,5 x 77,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Fo(r)ster, London;
deren Auktion, London, 7. Februar 1934, Lot 163;
Kunsthandel Hartveld, Antwerpen, 1934;
vermutlich Rapps Konsthandel, Stockholm;
Sammlung Knut Erik Knutson (1882–1959);
Weitergabe im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Literatur:
T. Beherman, Godfried Schalcken, Paris 1988, S. 111, Kat.-Nr. 27 (datiert 1670/75)

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich aufgrund des malerischen Stils und vor allem der meisterhaften Lichtführung um eine besonders eindrucksvolle Hinzufügung zum Oeuvre von Godfried Schalcken. Das von oben links einfallende Licht trifft auf den Kopf des Einsiedlers und sodann auf die offene Handschrift, in der er liest. Dieses warme, golden Licht erfasst die Szene und schafft eine Atmosphäre intimer Lektüre.

Nachdem seine Familie 1654 nach Dordrecht gezogen war, ging Godfried Schalcken bei Samuel van Hoogstraten (1627–1678) in die Lehre. Er schloss seine Ausbildung in Leiden ab, wo er in der Werkstatt von Gerrit Dou (1613–1675) arbeitete, und kehrte spätestens 1665 nach Dordrecht zurück. Zwischen 1680 und 1690 gelangte Schalcken zu internationalem Ansehen, vor allem dank seiner subtilen Wiedergabe unterschiedlicher Arten von natürlichem und künstlichem Licht. Schalcken ließ in dieser Hinsicht nicht nur technische Virtuosität erkennen, sondern verstand es, seine Spezialität auch für seine Themenwahl und die Schaffung eleganter Kontraste zu nutzen.

Wie Beherman bemerkt, entlehnte Schalcken das Thema des Einsiedlers von seinem Lehrer Dou, einem der berühmtesten Schüler Rembrandts, der es in den 1660er- und 1670er-Jahren in einer Reihe kleinformatiger Gemälde eingeführt hatte. Im Gegensatz zu seinem Meister legte Schalcken den Fokus jedoch nicht mehr auf die genaue Wiedergabe der Gesichtszüge des Einsiedlers, sondern zielte darauf ab, das Thema zu glorifizieren und durch Licht zu erhöhen.