Lot Nr. 114 -


Jean-Jacques Lagrenée


Jean-Jacques Lagrenée - Alte Meister I

(Paris 1739–1821)
Schlafende Bacchantin,
Öl auf Holz, 22,5 x 29,5 cm, gerahmt

Wir danken Joseph Assémat-Tessandier, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Jean-Jacques Lagrenée, ein Schüler seines älteren Bruders Louis-Jean-François (1725‒1805), gewann 1760 den Prix de Rome und hielt sich zwischen 1763 und 1768 an der Académie de France in Rom auf. Nachdem er sich 1769 in Paris niedergelassen hatte, wurde er von der Académie royale anerkannt (agrée) und sechs Jahre später, 1775, als ordentliches Mitglied aufgenommen. 1776 wurde er adjoint à professeur und 1781 professeur.

Jean-Jacques Lagrenée malte historische Themen und Deckengemälde für die Galerie d’Apollon im Louvre und das Petit Trianon in Versailles. Als er 1781 im Pariser Salon ausstellte, wurde er als „M. De La Grenée le jeune, Professeur“ bezeichnet. Er erhielt auch zahlreiche Aufträge für religiöse Werke, etwa für den Gemäldezyklus für die königliche Kapelle in Fontainebleau. Später experimentierte er mit Malen auf Glas und Porzellan und war zwischen 1785 und 1800 künstlerischer Leiter der Porzellanmanufaktur von Sèvres. Er schuf zahlreiche Entwürfe, darunter das etruskische Service für die Meierei von Marie-Antoinette in Rambouillet.

Lagrenées Staffeleibilder sind fast ausschließlich Historienbilder, und wie sein älterer Bruder und Jean-Marie Vien begeisterte er sich besonders für Themen aus der antiken Geschichte. Sein Stil entspricht der französischen klassizistischen Ästhetik des letzten Viertels des 18. Jahrhunderts.

Das vorliegende Gemälde eines liegenden Aktes hat allerdings noch immer die Kraft, den Betrachter zu bestürzen, und das nicht zuletzt wegen seiner leicht voyeuristischen Komposition. In dieser Hinsicht erscheint das Bild thematisch eher dem Rokoko als dem Klassizismus verbunden. Die akribische Aufmerksamkeit, die der schimmernden Pinselführung bei der Darstellung der Draperie gewidmet wurde, erinnert an Fragonards „holländische“ Interieurs aus den 1780er-Jahren und lässt sich mit Sextus Tarquinus, die Tugend der Lucretia bewundernd vergleichen, einem Werk, das am 24. Januar 2008 als Lot 93 bei Sotheby’s in New York verkauft wurde.

Werke von Lagrenée befinden sich unter anderem in den Sammlungen des Louvre in Paris, der Kunstbibliothek in Berlin, des Fogg Art Museum in Cambridge, Massachusetts, des Los Angeles County Museum of Art, des Metropolitan Museum of Art in New York, des Musée des Beaux-Arts Rouen und der Art Gallery of Ontario in Toronto.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

08.06.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Jean-Jacques Lagrenée


(Paris 1739–1821)
Schlafende Bacchantin,
Öl auf Holz, 22,5 x 29,5 cm, gerahmt

Wir danken Joseph Assémat-Tessandier, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Jean-Jacques Lagrenée, ein Schüler seines älteren Bruders Louis-Jean-François (1725‒1805), gewann 1760 den Prix de Rome und hielt sich zwischen 1763 und 1768 an der Académie de France in Rom auf. Nachdem er sich 1769 in Paris niedergelassen hatte, wurde er von der Académie royale anerkannt (agrée) und sechs Jahre später, 1775, als ordentliches Mitglied aufgenommen. 1776 wurde er adjoint à professeur und 1781 professeur.

Jean-Jacques Lagrenée malte historische Themen und Deckengemälde für die Galerie d’Apollon im Louvre und das Petit Trianon in Versailles. Als er 1781 im Pariser Salon ausstellte, wurde er als „M. De La Grenée le jeune, Professeur“ bezeichnet. Er erhielt auch zahlreiche Aufträge für religiöse Werke, etwa für den Gemäldezyklus für die königliche Kapelle in Fontainebleau. Später experimentierte er mit Malen auf Glas und Porzellan und war zwischen 1785 und 1800 künstlerischer Leiter der Porzellanmanufaktur von Sèvres. Er schuf zahlreiche Entwürfe, darunter das etruskische Service für die Meierei von Marie-Antoinette in Rambouillet.

Lagrenées Staffeleibilder sind fast ausschließlich Historienbilder, und wie sein älterer Bruder und Jean-Marie Vien begeisterte er sich besonders für Themen aus der antiken Geschichte. Sein Stil entspricht der französischen klassizistischen Ästhetik des letzten Viertels des 18. Jahrhunderts.

Das vorliegende Gemälde eines liegenden Aktes hat allerdings noch immer die Kraft, den Betrachter zu bestürzen, und das nicht zuletzt wegen seiner leicht voyeuristischen Komposition. In dieser Hinsicht erscheint das Bild thematisch eher dem Rokoko als dem Klassizismus verbunden. Die akribische Aufmerksamkeit, die der schimmernden Pinselführung bei der Darstellung der Draperie gewidmet wurde, erinnert an Fragonards „holländische“ Interieurs aus den 1780er-Jahren und lässt sich mit Sextus Tarquinus, die Tugend der Lucretia bewundernd vergleichen, einem Werk, das am 24. Januar 2008 als Lot 93 bei Sotheby’s in New York verkauft wurde.

Werke von Lagrenée befinden sich unter anderem in den Sammlungen des Louvre in Paris, der Kunstbibliothek in Berlin, des Fogg Art Museum in Cambridge, Massachusetts, des Los Angeles County Museum of Art, des Metropolitan Museum of Art in New York, des Musée des Beaux-Arts Rouen und der Art Gallery of Ontario in Toronto.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 08.06.2021