(Haina 1751–1829 Eutin)
Porträt eines blond gelockten Knaben,
signiert und datiert rechts unten: WTischbein 1782,
Öl auf Holz, 55 x 43,9 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland (seit über drei Generationen)

Wir danken Steffi Roettgen, die die Zuschreibung an Wilhelm Tischbein nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat. Ein schriftliches Gutachten (Februar 2021) liegt vor.

Roettgen: „Dargestellt ist ein hübscher und pausbäckiger Knabe im Alter von etwa fünf Jahren, dessen auffälligstes Merkmal neben seiner gesunden Gesichtsfarbe die blonde Lockenpracht ist, die ihm bis auf die Schultern reicht und die seinen kräftigen und muskulösen Hals einrahmt. Er ist bekleidet mit einem lose zusammengehaltenen und den oberen Teil der Brust freilassenden cremefarbenen Hemd sowie einem olivgrünen Überwurf, dessen rechter Rand mit einer goldgestickten Borte verziert ist. Dieses Detail und die beiden gleichfarbigen Bänder, die über der rechten Schulter liegen, verleihen dem Bildnis eine theatralische Anmutung, die durch den ins Dreiviertelprofil gewandten Blick unterstützt wird. Es ist deutlich, dass sich dieses Kind in Pose setzt, ohne dass dies die Porträthaftigkeit schmälert. Aufgrund der Datumsangabe könnte das Bildnis des Knaben sowohl in Zürich wie auch in Mailand entstanden sein. Nach Aussage seiner allerdings erst viel später verfassten Lebenserinnerungen brach Tischbein am 24. Oktober 1782 von Zürich auf, um sich zum zweiten mal nach Rom zu begeben, verbrachte jedoch zuvor die Monate Oktober bis Ende Dezember 1782 in Mailand.“

Laut Steffi Roettgen markiert dieses bisher unbekannte Bildnis eine wichtige Schnittstelle innerhalb von Tischbeins künstlerischer Entwicklung. Es zeigt eine technische und malerische Souveränität, die er in diesen Jahren nur selten erreichte.