Lot Nr. 5


Michel Haider (ehemals bekannt als Meister des Karlsruher Hohenlandenberg-Altars) und Werkstatt


(Konstanz tätig 1479–1516)
Vier Altartafeln:
Der heilige Johannes der Täufer;
der heilige Georg;
der heilige Benedikt;
der heilige Johannes mit einem Stifter,
Öl auf Goldgrundtafel, 94 x 24,5 cm, 94 x 24,5 cm, 94 x 25,5 cm, 94 x 24,5 cm, gerahmt, vier Pendants (4)

Provenienz:
vermutlich ausgeführt für das Kloster Reichenau, beauftragt durch seinen Abt Johannes Pfuser von Nordstetten (Amtszeit 1464–1492);
Kunsthandel, Belgien, 1949;
Privatsammlung, Belgien

Literatur:
A. Stange, Deutsche Malerei der Gotik, Bd. VIII, München/Berlin 1957, S. 132 (als Werkstatt des Ivo Strigel);
A. Stange, Die deutschen Tafelbilder vor Dürer. Kritisches Verzeichnis, Bd. II, München 1970, S. 197, Nr. 871 (als Werkstatt des Ivo Strigel);
B. Konrad, Alfred Stange: Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelbilder vor Dürer. Band II. Mit Abbildungen und Ergänzungen, DVD, Radolfzell 2009, Nr. NW 256_7 (als Michel Haider, ehemals bekannt als Meister des Karlsruher Hohenlandenberg-Altars, und Werkstatt)

Wir danken Bernd Konrad, der die Zuschreibung auf Grundlage von Fotografien bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Lots.

Der vorliegenden Zyklus von vier Tafeln ist ein besonders schönes Beispiel für die spätgotische Malerei in Süddeutschland, in der sich der Übergang zur Frührenaissance abzeichnet. Die vier Gemälde zeigen praktisch bildfüllend gelängte Heiligenfiguren in farbenprächtigen Gewändern, die sich wirkungsvoll vom Goldgrund abheben. Da es keine Anzeichen von Beschneidungen der Tafeln gibt, ist es durchaus möglich, dass die vier Figuren einzeln in die Altarkonstruktion eingefügt waren. Das genaue Erscheinungsbild des übrigen Altars bleibt ungewiss; es wird jedoch vermutet, dass sich zwischen den vier Heiligen ein Bild der Jungfrau Maria befunden haben könnte. Es wird angenommen, dass die Werke für die Abtei Reichenau gemalt wurden, ein 724 gegründetes Kloster auf der Insel Reichenau im Bodensee. Dies bestätigt sich durch die Anwesenheit des Stifters und Abtes des Klosters am unteren Bildrand der Tafel mit der Darstellung des heiligen Johannes bestätigt: Johannes Pfuser von Nordstetten (1429–1491) wird durch sein charakteristisches Emblem, einen roten Stier, ausgewiesen.

Die vorliegenden Gemälde sind stilistisch verwandt mit mehreren Werken, die vermutlich vom Meister des Karlsruher Hohenlandenberg-Altars geschaffen wurden. Der Kunsthistoriker Alfred Stange bildetee zwei Tafeln ab, deren Figuren offenbar mit den vorliegenden vier Tafeln verwandt sind (1957, Bd. VII, S. 47, Abb. 101, 102). Darüber hinaus lassen sich weitere maßgebliche Vergleiche zu den beiden Flügeln eines Altarbildes anstellen, die heute im Augustinermuseum in Freiburg im Breisgau aufbewahrt werden: Die Beschneidung (Inv.-Nr. M 67/028) und Christus vor Pilatus (Inv.-Nr. M 65/008). Vergleichbar sind vor allem die Darstellung der Gewänder sowie die leicht gewölbten Augen und die Hauttöne der Gesichter. Darüber hinaus weist der Goldgrund der Freiburger Werke ähnliche florale Motive auf wie jener der vorliegenden Bilder. Bemerkenswert ist auch, dass die Position des Zeigefingers Johannes’ des Täufers auf der vorliegenden Tafel mit jener der Figur des Pontius Pilatus auf der Freiburger Tafel übereinzustimmen scheint.

Die Bezeichnung „Meister des Karlsruher Hohenlandenberg-Altars“ bezieht sich auf ein Triptychon, das sich heute in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe befindet (Inv.-Nr. 48 a) und für den Bischof von Konstanz, Hugo von Hohenlandenberg (1460–1532), geschaffen wurde. Die Identifizierung dieses anonymen Meisters hat die Kunstwissenschaft lange Zeit beschäftigt, wobei mehrere Namen vorgeschlagen wurden. Lange Zeit schien eine Identifikation mit Matthäus Gutrecht dem Älteren, der 1505 in Konstanz starb, am plausibelsten. Kürzlich schlug Bernd Konrad vor, in dem anonymen Meister Michel Haider zu sehen, der zwischen 1479 und 1516 in Konstanz tätig war.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 60.720,-
Schätzwert:
EUR 70.000,- bis EUR 100.000,-

Michel Haider (ehemals bekannt als Meister des Karlsruher Hohenlandenberg-Altars) und Werkstatt


(Konstanz tätig 1479–1516)
Vier Altartafeln:
Der heilige Johannes der Täufer;
der heilige Georg;
der heilige Benedikt;
der heilige Johannes mit einem Stifter,
Öl auf Goldgrundtafel, 94 x 24,5 cm, 94 x 24,5 cm, 94 x 25,5 cm, 94 x 24,5 cm, gerahmt, vier Pendants (4)

Provenienz:
vermutlich ausgeführt für das Kloster Reichenau, beauftragt durch seinen Abt Johannes Pfuser von Nordstetten (Amtszeit 1464–1492);
Kunsthandel, Belgien, 1949;
Privatsammlung, Belgien

Literatur:
A. Stange, Deutsche Malerei der Gotik, Bd. VIII, München/Berlin 1957, S. 132 (als Werkstatt des Ivo Strigel);
A. Stange, Die deutschen Tafelbilder vor Dürer. Kritisches Verzeichnis, Bd. II, München 1970, S. 197, Nr. 871 (als Werkstatt des Ivo Strigel);
B. Konrad, Alfred Stange: Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelbilder vor Dürer. Band II. Mit Abbildungen und Ergänzungen, DVD, Radolfzell 2009, Nr. NW 256_7 (als Michel Haider, ehemals bekannt als Meister des Karlsruher Hohenlandenberg-Altars, und Werkstatt)

Wir danken Bernd Konrad, der die Zuschreibung auf Grundlage von Fotografien bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Lots.

Der vorliegenden Zyklus von vier Tafeln ist ein besonders schönes Beispiel für die spätgotische Malerei in Süddeutschland, in der sich der Übergang zur Frührenaissance abzeichnet. Die vier Gemälde zeigen praktisch bildfüllend gelängte Heiligenfiguren in farbenprächtigen Gewändern, die sich wirkungsvoll vom Goldgrund abheben. Da es keine Anzeichen von Beschneidungen der Tafeln gibt, ist es durchaus möglich, dass die vier Figuren einzeln in die Altarkonstruktion eingefügt waren. Das genaue Erscheinungsbild des übrigen Altars bleibt ungewiss; es wird jedoch vermutet, dass sich zwischen den vier Heiligen ein Bild der Jungfrau Maria befunden haben könnte. Es wird angenommen, dass die Werke für die Abtei Reichenau gemalt wurden, ein 724 gegründetes Kloster auf der Insel Reichenau im Bodensee. Dies bestätigt sich durch die Anwesenheit des Stifters und Abtes des Klosters am unteren Bildrand der Tafel mit der Darstellung des heiligen Johannes bestätigt: Johannes Pfuser von Nordstetten (1429–1491) wird durch sein charakteristisches Emblem, einen roten Stier, ausgewiesen.

Die vorliegenden Gemälde sind stilistisch verwandt mit mehreren Werken, die vermutlich vom Meister des Karlsruher Hohenlandenberg-Altars geschaffen wurden. Der Kunsthistoriker Alfred Stange bildetee zwei Tafeln ab, deren Figuren offenbar mit den vorliegenden vier Tafeln verwandt sind (1957, Bd. VII, S. 47, Abb. 101, 102). Darüber hinaus lassen sich weitere maßgebliche Vergleiche zu den beiden Flügeln eines Altarbildes anstellen, die heute im Augustinermuseum in Freiburg im Breisgau aufbewahrt werden: Die Beschneidung (Inv.-Nr. M 67/028) und Christus vor Pilatus (Inv.-Nr. M 65/008). Vergleichbar sind vor allem die Darstellung der Gewänder sowie die leicht gewölbten Augen und die Hauttöne der Gesichter. Darüber hinaus weist der Goldgrund der Freiburger Werke ähnliche florale Motive auf wie jener der vorliegenden Bilder. Bemerkenswert ist auch, dass die Position des Zeigefingers Johannes’ des Täufers auf der vorliegenden Tafel mit jener der Figur des Pontius Pilatus auf der Freiburger Tafel übereinzustimmen scheint.

Die Bezeichnung „Meister des Karlsruher Hohenlandenberg-Altars“ bezieht sich auf ein Triptychon, das sich heute in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe befindet (Inv.-Nr. 48 a) und für den Bischof von Konstanz, Hugo von Hohenlandenberg (1460–1532), geschaffen wurde. Die Identifizierung dieses anonymen Meisters hat die Kunstwissenschaft lange Zeit beschäftigt, wobei mehrere Namen vorgeschlagen wurden. Lange Zeit schien eine Identifikation mit Matthäus Gutrecht dem Älteren, der 1505 in Konstanz starb, am plausibelsten. Kürzlich schlug Bernd Konrad vor, in dem anonymen Meister Michel Haider zu sehen, der zwischen 1479 und 1516 in Konstanz tätig war.

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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