Lot Nr. 8


Pauwels Coecke van Aelst


(Antwerpen 1530 –1568/69)
Madonna mit Kind,
Öl auf Holz, geschweifter Abschluss, 110 x 70,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Brunner, Paris (lt. rückseitigem Wachssiegel);
Kunsthandel, Deutschland (als Nachfolger Jan Gossaerts);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Till Holger Borchert, der die Zuschreibung nach Prüfung des Gemäldes im Original bestätigt hat.

Das vorliegende Gemälde weist große Ähnlichkeiten mit einer Gruppe von Werken auf, welche die Gottesmutter mit dem Jesuskind darstellen und nach einem verloren geglaubten Prototyp Jan Gossaerts, genannt Mabuse (um 1478 – um 1536), entstanden sind. Dieser Künstler aus den Niederlanden gehörte zu den ersten Künstlern des Nordens, die nach Italien reisten und die italienische Renaissancemalerei zurück über die Alpen brachten. Max Jakob Friedländer (1867–1958) entdeckte eine große Anzahl von Kopien, die nach diesem vermeintlichen Original Gossaerts angefertigt wurden (M. J. Friedländer, Early Netherlandish Painting, Leiden 1972, Bd. VIII, S. 35, 95, Nr. 38, Tafel 36). Zwei dieser Werke weisen Ähnlichkeiten mit dem vorliegenden Gemälde auf. Das eine ist signiert und datiert und zeigt die Jungfrau Maria mit dem Kind vor einem dunkleren und weniger ausgeprägten Hintergrund mit einer blühenden Lilie in einer Vase zur Rechten der Heiligen Jungfrau und Kirschen neben den Füßen des Kindes (siehe Auktion, Sotheby’s Olympia, London, 1. November 2005, Lot 29, als Werkstatt des Jan Gossaert). Das zweite Werk enthält keine Attribute wie das vorliegende Gemälde, zeigt aber im linken Hintergrund eine Gebirgslandschaft. Dieses Werk, das im Palastmuseum Wilanów aufbewahrt wird (Inv.-Nr. Wil. 1008, als Jan Gossaert zugeschrieben), scheint aufgrund der vergleichbaren Farbigkeit der Gewänder der Madonna eher mit der vorliegenden Tafel verwandt.

Über Pauwels Coecke van Aelst, den unehelichen Sohn von Pieter Coecke van Aelst I., ist nur wenig bekannt. Der von seinem Vater und seinem Halbbruder Pieter Coecke van Aelst II. ausgebildete Künstler wurde in seiner Geburtsstadt Antwerpen nie ein freier Meister. Er heiratete Maaike Roebroecx; sie wohnten in zwei Zimmern in der Korte Gasthuisstraat. Das Malatelier befand sich auf dem Dachboden; das nach dem Tod des Künstlers erstellte Nachlassinventar führt sechs darin befindliche Staffeleien an. Dies könnte darauf hinweisen, dass Pauwels mehrere Gehilfen beschäftigte, was ungewöhnlich scheint, zumal er kein offizielles Mitglied der Gilde war. Karel van Mander (1548–1606) zufolge kopierte der Künstler Werke Jan Gossaerts, wie auch das vorliegende Werk beweist, und malte mit viel Detailfreude kleine Blumenstilleben.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Pauwels Coecke van Aelst


(Antwerpen 1530 –1568/69)
Madonna mit Kind,
Öl auf Holz, geschweifter Abschluss, 110 x 70,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Brunner, Paris (lt. rückseitigem Wachssiegel);
Kunsthandel, Deutschland (als Nachfolger Jan Gossaerts);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Till Holger Borchert, der die Zuschreibung nach Prüfung des Gemäldes im Original bestätigt hat.

Das vorliegende Gemälde weist große Ähnlichkeiten mit einer Gruppe von Werken auf, welche die Gottesmutter mit dem Jesuskind darstellen und nach einem verloren geglaubten Prototyp Jan Gossaerts, genannt Mabuse (um 1478 – um 1536), entstanden sind. Dieser Künstler aus den Niederlanden gehörte zu den ersten Künstlern des Nordens, die nach Italien reisten und die italienische Renaissancemalerei zurück über die Alpen brachten. Max Jakob Friedländer (1867–1958) entdeckte eine große Anzahl von Kopien, die nach diesem vermeintlichen Original Gossaerts angefertigt wurden (M. J. Friedländer, Early Netherlandish Painting, Leiden 1972, Bd. VIII, S. 35, 95, Nr. 38, Tafel 36). Zwei dieser Werke weisen Ähnlichkeiten mit dem vorliegenden Gemälde auf. Das eine ist signiert und datiert und zeigt die Jungfrau Maria mit dem Kind vor einem dunkleren und weniger ausgeprägten Hintergrund mit einer blühenden Lilie in einer Vase zur Rechten der Heiligen Jungfrau und Kirschen neben den Füßen des Kindes (siehe Auktion, Sotheby’s Olympia, London, 1. November 2005, Lot 29, als Werkstatt des Jan Gossaert). Das zweite Werk enthält keine Attribute wie das vorliegende Gemälde, zeigt aber im linken Hintergrund eine Gebirgslandschaft. Dieses Werk, das im Palastmuseum Wilanów aufbewahrt wird (Inv.-Nr. Wil. 1008, als Jan Gossaert zugeschrieben), scheint aufgrund der vergleichbaren Farbigkeit der Gewänder der Madonna eher mit der vorliegenden Tafel verwandt.

Über Pauwels Coecke van Aelst, den unehelichen Sohn von Pieter Coecke van Aelst I., ist nur wenig bekannt. Der von seinem Vater und seinem Halbbruder Pieter Coecke van Aelst II. ausgebildete Künstler wurde in seiner Geburtsstadt Antwerpen nie ein freier Meister. Er heiratete Maaike Roebroecx; sie wohnten in zwei Zimmern in der Korte Gasthuisstraat. Das Malatelier befand sich auf dem Dachboden; das nach dem Tod des Künstlers erstellte Nachlassinventar führt sechs darin befindliche Staffeleien an. Dies könnte darauf hinweisen, dass Pauwels mehrere Gehilfen beschäftigte, was ungewöhnlich scheint, zumal er kein offizielles Mitglied der Gilde war. Karel van Mander (1548–1606) zufolge kopierte der Künstler Werke Jan Gossaerts, wie auch das vorliegende Werk beweist, und malte mit viel Detailfreude kleine Blumenstilleben.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024