Lot Nr. 40


Vincenzo Campi


(Cremona 1532/36 –1591)
Porträt eines Musikers am Cembalo,
Öl auf Holz, 85 x 66,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Italien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Marco Tanzi, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Das vorliegende Gemälde ist ein seltenes Beispiel für Vincenzo Campis Arbeit als Porträtist, ein Bereich seines Oeuvres, der bisher nur wenig untersucht wurde. Campi ist heute vor allem für seine Genrebilder wie Der Geflügelverkäufer, Die Fischhändler, Der Gemüsehändler und Kücheninterieur bekannt, die allesamt in der Pinacotoca di Brera in Mailand aufbewahrt werden.

Der Dargestellte des vorliegenden Werks ist elegant in ein schwarzes Wams mit weißer Halskrause und gekrausten Manschetten gekleidet und spielt, während er den Betrachter anblickt, am Cembalo. Vincenzos naturalistische Herangehensweise spiegelt sich in der Individualisierung des Dargestellten wider. Im Vergleich zu den Porträts seiner cremonesischen Zeitgenossen Sofonisba Anguissola (um 1532–1625) und Bernardino Campi (1522–1591) erscheint dieses Werk stilistisch weniger idealisiert.

Stilistische und kompositorische Merkmale erlauben es, dieses Gemälde in die 1560er- oder 1570er-Jahre zu datieren; es kann mit Vincenzos signiertem und mit 1569 datierten Porträt des Giulio Boccamazzo verglichen werden, das in der Accademia Carrara in Bergamo aufbewahrt wird (Inv.- Nr. 81LC00083).

Es ist dokumentiert, dass der elfjährige Erzherzog Rudolf von Österreich, der spätere Kaiser Rudolf II., und sein Bruder Ernst von Österreich auf ihrem Weg nach Spanien im Jahr 1563 durch Cremona reisten und Vincenzo beauftragten, ihre Porträts zu malen. Diese Werke sind heute verloren, aber Vincenzos Bruder Antonio Campi schrieb: „[A]ncor che avesse così poco tempo di vedergli, furono nondimeno giudicati da tutti universalmente bellissimi“ [„Auch wenn er so wenig Zeit hatte, sie zu sehen, wurden sie dennoch von allen als durchweg schön beurteilt“] (A. Campi, Cremona fedelissima città et nobilissima colonia de’ Romani rappresentata in disegno, et illustrata d’un breve historia delle cose più notabili appartenenti ad essa dei ritratti naturali dei duchi et duchesse di Milano e compendio delle lor vite, Cremona 1585, hg. 1645, S. XLV). Dies legt nahe, dass Vincenzo mehr als nur ein Gelegenheitsporträtist war.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Vincenzo Campi


(Cremona 1532/36 –1591)
Porträt eines Musikers am Cembalo,
Öl auf Holz, 85 x 66,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Italien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Marco Tanzi, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Das vorliegende Gemälde ist ein seltenes Beispiel für Vincenzo Campis Arbeit als Porträtist, ein Bereich seines Oeuvres, der bisher nur wenig untersucht wurde. Campi ist heute vor allem für seine Genrebilder wie Der Geflügelverkäufer, Die Fischhändler, Der Gemüsehändler und Kücheninterieur bekannt, die allesamt in der Pinacotoca di Brera in Mailand aufbewahrt werden.

Der Dargestellte des vorliegenden Werks ist elegant in ein schwarzes Wams mit weißer Halskrause und gekrausten Manschetten gekleidet und spielt, während er den Betrachter anblickt, am Cembalo. Vincenzos naturalistische Herangehensweise spiegelt sich in der Individualisierung des Dargestellten wider. Im Vergleich zu den Porträts seiner cremonesischen Zeitgenossen Sofonisba Anguissola (um 1532–1625) und Bernardino Campi (1522–1591) erscheint dieses Werk stilistisch weniger idealisiert.

Stilistische und kompositorische Merkmale erlauben es, dieses Gemälde in die 1560er- oder 1570er-Jahre zu datieren; es kann mit Vincenzos signiertem und mit 1569 datierten Porträt des Giulio Boccamazzo verglichen werden, das in der Accademia Carrara in Bergamo aufbewahrt wird (Inv.- Nr. 81LC00083).

Es ist dokumentiert, dass der elfjährige Erzherzog Rudolf von Österreich, der spätere Kaiser Rudolf II., und sein Bruder Ernst von Österreich auf ihrem Weg nach Spanien im Jahr 1563 durch Cremona reisten und Vincenzo beauftragten, ihre Porträts zu malen. Diese Werke sind heute verloren, aber Vincenzos Bruder Antonio Campi schrieb: „[A]ncor che avesse così poco tempo di vedergli, furono nondimeno giudicati da tutti universalmente bellissimi“ [„Auch wenn er so wenig Zeit hatte, sie zu sehen, wurden sie dennoch von allen als durchweg schön beurteilt“] (A. Campi, Cremona fedelissima città et nobilissima colonia de’ Romani rappresentata in disegno, et illustrata d’un breve historia delle cose più notabili appartenenti ad essa dei ritratti naturali dei duchi et duchesse di Milano e compendio delle lor vite, Cremona 1585, hg. 1645, S. XLV). Dies legt nahe, dass Vincenzo mehr als nur ein Gelegenheitsporträtist war.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024