Lot Nr. 45 -


Felice Ficherelli, gen. Riposo


(San Gimignano 1605–1660 Florenz)
Die Anbetung der Könige,
Öl auf Leinwand, 130 x 110 cm, gerahmt

Provenienz:
Adelsbesitz, Florenz;
Auktion, Dorotheum, Wien, 25. April 2017, Lot 60;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
S. Benassai, Il collezionismo dei Bardi: nuove acquisizioni per Felice Ficherelli, in: Paragone, 43, 2002, S. 41 f., Tafel 29 (als Felice Ficherelli);
S. Benassai, Su Felice Ficherelli juvenilia e altre novità, in: Paragone, 77, 2008, S. 52–66, Tafel 45 (als Felice Ficherelli);
F. Baldassari, La Pittura del Seicento a Firenze. Indice degli artisti e delle loro opere, Turin 2009, S. 361 (Erwähnung unter „Florenz, Privatsammlungen“)

Wir danken Francesca Baldassari, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung dieses Lots.

Die vorliegende Anbetung der Heiligen Drei Könige ist in einem einfachen, friedvollen Ambiente angesiedelt. Die Pracht der dem Christuskind dargebotenen Gaben wird durch den Reichtum der verwendeten Farben unterstrichen, etwa dem gelben Gewand des knienden Königs, dem Ultramarinblau des Kleides Marias und der Hose des rechts außen stehenden jungen Königs, der in einen kostbaren purpurnen Umhang gehüllt ist, welcher an Werke von Jacopo da Empoli und Cristofano Allori erinnert. Die Darstellung des Profils der Madonna verweist eindeutig auf Bilder von Andrea del Sarto, während das bärtige Gesicht des Königs im Vordergrund mit Darstellungen auf Gemälden von Jacopo Vignali und seinem Schüler Carlo Dolci verglichen werden kann. Der junge Mann, der neben Josef steht, kann als ein Markenzeichen Felice Ficherellis angesehen werden.

Das vorliegende Gemälde war höchstwahrscheinlich für einen bedeutenden Auftraggeber bestimmt, worauf auch der eindrucksvolle Rahmen hindeutet, der aus der gleichen Zeit zu stammen scheint. Es lässt sich ein Vergleich zwischen den Profilen und Faltenwürfen in Ficherellis Frühwerk und jenen in dem Gemälde Tobias heilt seinen blinden Vaters (Privatsammlung) anstellen. Das zuletzt genannte Werk vertrat den Künstler auf der großen Ausstellung, die dem Florenz des 17. Jahrhunderts gewidmet war und 1986/87 im Palazzo Strozzi in Florenz stattfand.



Der Biograf Filippo Baldinucci berichtet, dass Ficherelli in den 1620er-Jahren seine Heimat San Gimignano verließ und unter dem Schutz des Kunstsammlers und Musikliebhabers Alberto de’ Bardi aus Vernio nach Florenz ging. Alberto de’ Bardi nahm ihn in seinem Palast im Stadtviertel Oltrarno auf und vertraute ihn Jacopo da Empoli an, einem Künstler, der eine der erfolgreichsten Werkstätten in der Hauptstadt des Großherzogtums leitete. Diese Lehrzeit war entscheidend und hinterließ bleibende stilistische Spuren bei Ficherelli, wie aus der vorliegenden Anbetung hervorgeht. Der Künstler war wegen seines ruhigen und friedlichen Wesens unter dem Namen „Riposo“ bekannt. Das vorliegende Gemälde ist wahrscheinlich zwischen den späten 1620er- und den frühen 1630er-Jahren entstanden, bevor sich Ficherelli der von Francesco Furini herrührenden sinnlicheren Bildsprache annäherte.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Felice Ficherelli, gen. Riposo


(San Gimignano 1605–1660 Florenz)
Die Anbetung der Könige,
Öl auf Leinwand, 130 x 110 cm, gerahmt

Provenienz:
Adelsbesitz, Florenz;
Auktion, Dorotheum, Wien, 25. April 2017, Lot 60;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
S. Benassai, Il collezionismo dei Bardi: nuove acquisizioni per Felice Ficherelli, in: Paragone, 43, 2002, S. 41 f., Tafel 29 (als Felice Ficherelli);
S. Benassai, Su Felice Ficherelli juvenilia e altre novità, in: Paragone, 77, 2008, S. 52–66, Tafel 45 (als Felice Ficherelli);
F. Baldassari, La Pittura del Seicento a Firenze. Indice degli artisti e delle loro opere, Turin 2009, S. 361 (Erwähnung unter „Florenz, Privatsammlungen“)

Wir danken Francesca Baldassari, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung dieses Lots.

Die vorliegende Anbetung der Heiligen Drei Könige ist in einem einfachen, friedvollen Ambiente angesiedelt. Die Pracht der dem Christuskind dargebotenen Gaben wird durch den Reichtum der verwendeten Farben unterstrichen, etwa dem gelben Gewand des knienden Königs, dem Ultramarinblau des Kleides Marias und der Hose des rechts außen stehenden jungen Königs, der in einen kostbaren purpurnen Umhang gehüllt ist, welcher an Werke von Jacopo da Empoli und Cristofano Allori erinnert. Die Darstellung des Profils der Madonna verweist eindeutig auf Bilder von Andrea del Sarto, während das bärtige Gesicht des Königs im Vordergrund mit Darstellungen auf Gemälden von Jacopo Vignali und seinem Schüler Carlo Dolci verglichen werden kann. Der junge Mann, der neben Josef steht, kann als ein Markenzeichen Felice Ficherellis angesehen werden.

Das vorliegende Gemälde war höchstwahrscheinlich für einen bedeutenden Auftraggeber bestimmt, worauf auch der eindrucksvolle Rahmen hindeutet, der aus der gleichen Zeit zu stammen scheint. Es lässt sich ein Vergleich zwischen den Profilen und Faltenwürfen in Ficherellis Frühwerk und jenen in dem Gemälde Tobias heilt seinen blinden Vaters (Privatsammlung) anstellen. Das zuletzt genannte Werk vertrat den Künstler auf der großen Ausstellung, die dem Florenz des 17. Jahrhunderts gewidmet war und 1986/87 im Palazzo Strozzi in Florenz stattfand.



Der Biograf Filippo Baldinucci berichtet, dass Ficherelli in den 1620er-Jahren seine Heimat San Gimignano verließ und unter dem Schutz des Kunstsammlers und Musikliebhabers Alberto de’ Bardi aus Vernio nach Florenz ging. Alberto de’ Bardi nahm ihn in seinem Palast im Stadtviertel Oltrarno auf und vertraute ihn Jacopo da Empoli an, einem Künstler, der eine der erfolgreichsten Werkstätten in der Hauptstadt des Großherzogtums leitete. Diese Lehrzeit war entscheidend und hinterließ bleibende stilistische Spuren bei Ficherelli, wie aus der vorliegenden Anbetung hervorgeht. Der Künstler war wegen seines ruhigen und friedlichen Wesens unter dem Namen „Riposo“ bekannt. Das vorliegende Gemälde ist wahrscheinlich zwischen den späten 1620er- und den frühen 1630er-Jahren entstanden, bevor sich Ficherelli der von Francesco Furini herrührenden sinnlicheren Bildsprache annäherte.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024