Lot Nr. 46


Louyse Moillon


(Paris um 1610–1696)
Obsthändlerin,
Öl auf Leinwand, 122 x 112 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung;
Kunsthandel, London;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Dr. Dominique Alsina, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original sowie nach kürzlich erfolgter Reinigung bestätigt hat.

In dieser illusionistischen Darstellung stellt eine Obsthändlerin Früchte zur Schau. Sie hält einen Teller mit Trauben und einen reifen Pfirsich hoch und lädt den Betrachter ein, in die Szene einzutreten. Die kompositorische Anordnung mit den in drei großen Körben präsentierten Früchten und dem weißen Tischtuch, das den Tisch nur zur Hälfte bedeckt, enthält wiederkehrende Merkmale in Moillons Werk, die auch auf das große Gemälde La Collation im Château de Wideville auf der Île-de-France (siehe D. Alsina, Louyse Moillon, La nature morte au Grand Siècle, Catalogue raisonné, Dijon 2009, S. 168, Nr. 42) zutreffen. Bei dem Modell der Händlerin des vorliegenden Werks scheint es sich um dasselbe zu handeln wie bei dem Gemälde La Marchande de fruits et de légumes im Musée du Louvre, Paris, das mit 1630 datiert ist (Inv.-Nr. RF 1955 19; siehe ebd., S. 115, Nr. 4).

Louyse Moillon wurde 1610 in Paris in eine Künstlerfamilie hineingeboren: Ihr Großvater mütterlicherseits war Goldschmied, ihr Vater Maler und Kunsthändler, ebenso ihr Stiefvater, François Garnier; ihr Bruder Isaac war eines der ersten Mitglieder der Königlichen Akademie für Malerei und Bildhauerei in Frankreich. In diesem Umfeld aufgewachsen, wurde Louyse schnell zu einer der führenden Stilllebenmalerinnen im Frankreich des 17. Jahrhunderts, die in ihren Werken flämische und französische Einflüsse verband. Die Moillons waren Calvinisten und lebten in der Gegend von Pont de Notre Dame, im selben Viertel wie viele Künstler, die aus religiösen Gründen aus Holland geflohen waren und die Tradition der Stilllebenmalerei –Gemüse, Obst und Blumen, auf einer Tischplatte arrangiert – mitgebracht hatten. Moillon achtete stets auf eine sorgfältige Darstellung von Texturen, was sie den niederländischen und flämischen Vorbildern verdankte, während die Eleganz ihrer Kompositionen einzigartig französisch ist: Ihr Stil steht dem ihres Zeitgenossen Jacques Linard besonders nahe.

Der Großteil von Moillons Gemälden entstand in den 1630er-Jahren, vor ihrer Heirat mit dem Holzhändler Etienne Girardot de Chancourt (1640). Im Jahr 1641 malte sie zusammen mit Jacques Linard und Pieter van Boeckel eine große Komposition mit Früchten und Blumen, doch in den folgenden Jahren scheint ihre künstlerische Produktion zum Erliegen gekommen zu sein. Sie schuf vor allem kleinformatige Stillleben, während anspruchsvollere Kompositionen mit einer oder mehreren Figuren, wie sie das vorliegende Gemälde darstellt, äußerst selten sind. Das Werk von Louyse Moillon wurde von ihren Zeitgenossen hochgelobt. Karl I. von England besaß viele ihrer Gemälde, und der französische Schriftsteller Georges de Scudéry stellte 1646 ihren Namen auf eine Stufe mit Linard und van Boeckel und verglich alle drei mit Michelangelo, Raffael und Tizian (Le Cabinet de M. de Scudéry, Paris, 1646, S. 150).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 260.000,-
Schätzwert:
EUR 200.000,- bis EUR 300.000,-

Louyse Moillon


(Paris um 1610–1696)
Obsthändlerin,
Öl auf Leinwand, 122 x 112 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung;
Kunsthandel, London;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Dr. Dominique Alsina, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original sowie nach kürzlich erfolgter Reinigung bestätigt hat.

In dieser illusionistischen Darstellung stellt eine Obsthändlerin Früchte zur Schau. Sie hält einen Teller mit Trauben und einen reifen Pfirsich hoch und lädt den Betrachter ein, in die Szene einzutreten. Die kompositorische Anordnung mit den in drei großen Körben präsentierten Früchten und dem weißen Tischtuch, das den Tisch nur zur Hälfte bedeckt, enthält wiederkehrende Merkmale in Moillons Werk, die auch auf das große Gemälde La Collation im Château de Wideville auf der Île-de-France (siehe D. Alsina, Louyse Moillon, La nature morte au Grand Siècle, Catalogue raisonné, Dijon 2009, S. 168, Nr. 42) zutreffen. Bei dem Modell der Händlerin des vorliegenden Werks scheint es sich um dasselbe zu handeln wie bei dem Gemälde La Marchande de fruits et de légumes im Musée du Louvre, Paris, das mit 1630 datiert ist (Inv.-Nr. RF 1955 19; siehe ebd., S. 115, Nr. 4).

Louyse Moillon wurde 1610 in Paris in eine Künstlerfamilie hineingeboren: Ihr Großvater mütterlicherseits war Goldschmied, ihr Vater Maler und Kunsthändler, ebenso ihr Stiefvater, François Garnier; ihr Bruder Isaac war eines der ersten Mitglieder der Königlichen Akademie für Malerei und Bildhauerei in Frankreich. In diesem Umfeld aufgewachsen, wurde Louyse schnell zu einer der führenden Stilllebenmalerinnen im Frankreich des 17. Jahrhunderts, die in ihren Werken flämische und französische Einflüsse verband. Die Moillons waren Calvinisten und lebten in der Gegend von Pont de Notre Dame, im selben Viertel wie viele Künstler, die aus religiösen Gründen aus Holland geflohen waren und die Tradition der Stilllebenmalerei –Gemüse, Obst und Blumen, auf einer Tischplatte arrangiert – mitgebracht hatten. Moillon achtete stets auf eine sorgfältige Darstellung von Texturen, was sie den niederländischen und flämischen Vorbildern verdankte, während die Eleganz ihrer Kompositionen einzigartig französisch ist: Ihr Stil steht dem ihres Zeitgenossen Jacques Linard besonders nahe.

Der Großteil von Moillons Gemälden entstand in den 1630er-Jahren, vor ihrer Heirat mit dem Holzhändler Etienne Girardot de Chancourt (1640). Im Jahr 1641 malte sie zusammen mit Jacques Linard und Pieter van Boeckel eine große Komposition mit Früchten und Blumen, doch in den folgenden Jahren scheint ihre künstlerische Produktion zum Erliegen gekommen zu sein. Sie schuf vor allem kleinformatige Stillleben, während anspruchsvollere Kompositionen mit einer oder mehreren Figuren, wie sie das vorliegende Gemälde darstellt, äußerst selten sind. Das Werk von Louyse Moillon wurde von ihren Zeitgenossen hochgelobt. Karl I. von England besaß viele ihrer Gemälde, und der französische Schriftsteller Georges de Scudéry stellte 1646 ihren Namen auf eine Stufe mit Linard und van Boeckel und verglich alle drei mit Michelangelo, Raffael und Tizian (Le Cabinet de M. de Scudéry, Paris, 1646, S. 150).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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